Adonis Vitzakis eröffnet eine Olivenölfabrik in Drys.

Von Anna Kauber Birkelbach, Marie Boms und Marie Busold. Praktikantinnen bei Radio Kreta.

Adonis Vitzakis eröffnet eine neue Olivenölfabrik in Drys: Im Obergeschoss plant er Olivenölverkostungen.

Was wäre Griechenland ohne seine berühmten Oliven?

Ganz gleich, ob als Aperitif, Olivenpastete oder in Öl – die Griechen überzeugen mit ihrer Olivenqualität. Kreta selbst ist eine der bekanntesten Regionen für hochwertiges Olivenöl, viele Familien besitzen auch eigene Olivenbäume.

Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell spielen die Bäume im kretischen Leben eine wichtige Rolle. Die Bedeutung des Olivenzweigs stammt aus der griechischen Mythologie und gilt seit der Antike als Symbol des Friedens und der Weisheit. Außerdem verkörpert der Olivenbaum die lange Geschichte und die Traditionen der Insel, die über viele Generationen hinweg weitergegeben wurden.

In der Tat können die Olivenbäume ein stolzes Alter erreichen. Bei unserem Besuch in dem kleinen Dörfchen Azogires hat uns Bewohner „Lucky“ einen Olivenbaum gezeigt, der bereits geschätzte 2.500 Jahre alt ist. Da gilt im Gegensatz zu uns Menschen das Motto: Je älter, desto besser. Tatsächlich dauert es mehrere Jahre, bis ein Olivenbaum sein volles Fruchtpotential entfalten kann und sich die Ernte richtig lohnt. Wo zunächst nur ein einziger Stamm mit wenigen, silbrig schimmernden Blättern aus der Erde ragt, da entwickeln sich mit der Zeit eine Vielzahl von eingedrehten, breiten Verzweigungen. Von dem umfassenden unterirdischen Wurzelsystem ganz abgesehen.

Schwerstarbeit: Olivenernte.

Doch bis es die Olive – in welcher Form auch immer – zu uns auf den Teller schafft, durchläuft sie einen sorgfältigen und oft auch schnellen Prozess. Denn die zügige Verarbeitung nach der Olivenernte ist ein wichtiger Faktor für die Qualität des späteren Olivenöls.

Die Ernte wird von den Bauern zunächst in großen Mengen zu einer naheliegenden Olivenölfabrik gefahren, wo sie maschinell mehrere Schritte durchläuft. Als Erstes werden die Oliven in einer Maschine gereinigt, um Schmutz und Blätter zu entfernen, bevor sie in einem nächsten Arbeitsschritt einschließlich der Kerne zu einer Paste gemahlen werden. Diese Paste wird langsam geknetet, um das Öl in der Paste freizusetzen und die Trennung von Öl und Wasser zu fördern. Anschließend wird die Paste zentrifugiert („geschleudert“), um das Öl vom Fruchtwasser und den Feststoffen zu trennen. Das gewonnene Olivenöl wird gefiltert, um eventuelle Rückstände zu entfernen, bevor es in Tanks gelagert oder direkt in Flaschen für den Verkauf abgefüllt wird.

So eine Olivenölfabrik plant auch Adonis Vitzakis. Seit Juli letzten Jahres baut er in dem kleinen Örtchen Drys an einer neuen Fabrikhalle. Passend zur Olivensaison, die normalerweise von Oktober bis Januar andauert, soll sie fertig werden. Zuvor hat er auf dem Gelände bereits eine kleinere Olivenölfabrik betrieben, die er für den Neubau abgerissen hat.

Die Qualität des Olivenöls findet auch international Anerkennung.

Aktuell hat Vitzakis in Paleochora drei Läden, in denen er sein hergestelltes Olivenöl zum Verkauf anbietet. Für die obere Etage seiner neuen Olivenölfabrik in Drys, hat er besondere Pläne: Dort soll ein separater Raum für Olivenölverkostungen entstehen.

„Der Standort ist perfekt, er liegt genau in der Mitte der größten Anbaugebiete in der Gegend“, so Vitzakis. In Plemeniana würden aktuell rund 200 000 Olivenbäumen wachsen, die von schätzungsweise 400 Bauern angebaut werden.

„Die Bauern kommen mit ihrer frischen Ernte hierher, die ich dann je nach Qualitätsgrad der Oliven einordne. Jede Ernte wird separat verarbeitet“, sagt uns Vitzakis. Er kümmere sich um die Weiterverarbeitung und die Vermarktung der Oliven – die Bauern würden neben einer Bezahlung auch einen Eigenanteil Olivenöl zurückbekommen. Doch nicht nur das Olivenöl, sondern auch die Olivenkerne sind für den Weiterverkauf von Nutzen: Die Kerne werden getrocknet und anschließend in großen Säcken ins Ausland transportiert. Wir finden sie zum Beispiel in unseren Pellets für den Kamin wieder.

Bei der Ernte helfen alle mit.

Wenn Adonis Vitzakis mit dem Bau seiner neuen Fabrikhalle fertig ist, dann sollen dort pro Stunde sieben Tonnen Öl fließen und für den Transport fertig gemacht werden. Von Drys aus wird das gewonnene Olivenöl dann von der Insel aus nach Athen geliefert, bevor es in Europa auf den Markt geht. Vor allem Italien sei ein großer Abnehmer des in Griechenland gewonnenen Olivenöls.

Vor zu wenig Sonne muss man sich auf Kreta bekanntlich keine Sorgen machen. Wie viele andere Griechen wird auch Vitzakis mit einer Solaranlage (100 Kw) arbeiten. Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt dient diese auch als Absicherung bei Stromausfällen. Das Abwasser der Olivenölproduktion soll künftig über zwei biologische Kläranlagen laufen. Dadurch werde laut Vitzakis vermieden, dass die hochgiftigen Chemikalien in die Erde sickern. Pro Tag wird er in seiner Fabrik rund zwanzig Mitarbeiter*innen beschäftigen. Außerhalb der Saison werden sie mit Vorbereitungs- und Reinigungsaufgaben beschäftigt sein, um die Fabrikhalle für die nächste Saison startklar zu machen.

Die Fabrik eröffnet heute am 30. Oktober.

2 Kommentare

  1. „hochgiftigen Chemikalien“. Aus dem Bericht ist unklar, wo, bzw. in welchem Vorgang diese hochgiftigen Chemikalien eingesetzt werden. Übrigens: Ich kaufe nur biologisches Olivenöl.

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