Nun wohnen wir ja schon ein gutes Vierteljahr hier in unserem neuen, original griechischen Domizil auf dem Berg, sind soweit eingerichtet – auch wenn in so einem alten, obwohl schön renovierten, Haus immer wieder Arbeit an- und der Putz von den Wänden fällt. Sonst wär´s ja auch langweilig…(urgs).
Nun haben wir ja aber nicht nur dieses verwinkelte Häuschen gemietet, sondern auch den dazugehörigen begrünten Innenhof und noch ein Stück wilden Gartens drumherum, die beide auch noch genug Arbeit machen, wo aber derzeit ziemlich viel blüht und gedeiht.
Tja – und heute war mal wieder so ein Tag, an dem man sich wie ein (botanischer) Vollpfosten vorkommt. In besagtem Innenhof wachsen außer Zitronenbäumchen, Basilikum, Rosmarin, Thymian, Minze und anderen Kräutern, Rosen, Weintrauben, zwei riesengroße Palmen und noch ein anderer recht großer Baum. Tja – und da musste erst mal wieder Markus aus Kamilari auf Zufalls- und Spontanbesuch sein, damit wir nun auch wissen, worum es sich dabei handelt. Es ist ein Baum. Ein Lorbeerbaum!!! Mindestens 7 Meter hoch, voller Blätter, die sich auch mir bei genauer Betrachtung als Lorbeerblätter hätten erschließen müssen – aber wer denkt denn, dass so ein Baum SO groß wird?
Lorbeer als Gewürz
Lorbeer kennt man ja im Allgemeinen getrocknet als Gewürz in Suppen und Eintöpfen, in Stifados und sonstigen Fleischgerichten, sogar als Kraut zu Fisch, Sülzen und zur Aromatisierung bspw. von Essig. Aber was steckt eigentlich dahinter? Auf ausgiebige Auskunft von Markus hin haben wir dieses Wissen noch ein bisschen mit Fakten aus dem WWW angereichert und raus dabei kam Folgendes:
Der Echte Lorbeer wird wissenschaftlich Laurus nobilis (= Edler Lorbeer oder Gewürzlorbeer) genannt, entstammt logischerweise der Familie der Lorbeergewächse (wollten wir nur mal erwähnt haben…) und wird als Heil- und Gewürzpflanze verwendet. Der Echte Lorbeer ist ein immergrüner Strauch oder Baum und kann Wuchshöhen von bis zu 10 Metern erreichen (Anm.d.Red.: können wir nun bestätigen!). Die ledrigen, oberseits glänzenden Laubblätter duften aromatisch und ihr Rand ist leicht gewellt. Er trägt kleine grüngelbe Blüten, die daraus entstehenden Beeren sind glänzend und blauschwarz.
Herkunft und Verwendung
Der Echte Lorbeer hat sich, aus Vorderasien kommend, über den Mittelmeerraum bis zum pazifischen nordwestlichen Nordamerika verbreitet und ist nur bedingt winterhart – und damit ist er hier auf Kreta ja bestens beheimatet!
Lorbeerfrüchte (Fructus Lauri) wurden früher in hautreizenden Salben verwendet. Außerdem wurden sie als Insektenrepellent und als Antiparasitikum in Salbe verwendet, zum Beispiel gegen Läuse und Krätzemilben. Wegen der Möglichkeit einer allergischen Kontaktdermatitis ist die Anwendung der Salbe aus medizinischer Sicht allerdings nicht unbedenklich.
Lorbeer und Ziegenmilch
Immunsystem stärken mit Lorbeer-Milch
In Studien konnte dem Lorbeer auch eine krebshemmende Wirkung, insbesondere bei Leukämie, nachgewiesen werden. Gleichzeitig stärken die Blätter das Immunsystem und wirken schmerzstillend.
Zum Aufbau der Abwehrkräfte, begleitend zur Krebstherapie aber auch bei Blasenentzündungen wird die Lorbeer-Milch empfohlen.
2 Lorbeerblätter kocht man mit 500ml Ziegenmilch in einem geschlossenen Topf und bei mittlerer Hitze sehr langsam auf. Sobald die Milch kocht, den Topf vom Herd nehmen und ca. 20 Minuten abkühlen lassen.
Die Lorbeerblätter herausnehmen und 3 x täglich eine Tasse davon trinken.
Lorbeeröl ist eine butterartige, grünliche Masse, die bei circa 30 °C schmilzt und durch Auspressen der erwärmten und zerkleinerten Lorbeerfrüchte gewonnen wird. Auch durch Destillation von Lorbeerblättern kann Lorbeeröl gewonnen werden. Es besteht zu circa 95 Prozent aus fettem Öl und zu 5 Prozent aus ätherischem Öl. Lorbeeröl dient medizinisch zum Einreiben, wird eingesetzt bei Prellungen, Verstauchungen und rheumatischen Beschwerden und bei Hämatomen. Außerdem findet das Öl heute Anwendung als Duftkomponente in der Parfümerie und für Liköre.
Lorbeer in der Antike und Moderne
Besonders in der Antike wurde behauptet, dass der Echte Lorbeer zu tranceartigen Zuständen und Bewusstseinsstörungen führt, wenn er in größeren Mengen genossen wird. Wissenschaftlich ist dies jedoch nicht belegt. So wird vermutet, dass die Visionen der Priesterinnen des Orakels von Delphi durch den Genuss von Lorbeer beeinflusst waren (vielleicht haben sie ihn ja geraucht – darüber haben wir aber keine Quellen gefunden…). Im Mittelalter galt Lorbeer als Heilmittel gegen die Pest. Außerdem stand Lorbeer im Ruf, vor Zauber und Feuer zu schützen (dafür brennen die getrockneten Blätter aber schon ganz gut…).
So – und jetzt geht´s nach Griechenland und Kreta!
Die Herkunft des botanischen Gattungsnamens für den Baum (Laurus) ist unbekannt, dagegen erinnert die altgriechische Bezeichnung „Daphni“ (δάφνη) daran, dass sich die Nymphe Daphne in einen Lorbeerstrauch verwandelte, um den Nachstellungen Apolls zu entgehen. Dieser trug als Zeichen seines Kummers über die nicht erwiderte Liebe einen aus Zweigen gewundenen Lorbeerkranz. In einigen Sprachen Südosteuropas und des Nahen Ostens wurde der griechische Name des Lorbeers übernommen. Im Neugriechischen hat sich der Name ohnehin erhalten: Dafni (δάφνη).
Beim Einzug als erfolgreicher Triumphator in die Stadt Rom wurde der jeweilige Feldherr mit Lorbeer bekränzt – mit der „Triumphkrone“ (Corona triumphalis). Mit dem Übergang zum Kaiserreich trugen auch die römischen Kaiser einen Lorbeerkranz, und später erhielten ihn auch Sieger bei Spielen und sportlichen Wettkämpfen. Der Lorbeerkranz steht bis heute sprichwörtlich für eine besondere Auszeichnung. Er gilt als Symbol des Ruhmes, Sieges und Friedens. Das Silberne Lorbeerblatt ist die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland. Sie wird vom Bundespräsidenten vergeben und wurde ursprünglich von Theodor Heuss (1950) gestiftet. Laurus nobilis ist auch Namensgeber für den Laureus World Sports Awards, der auch als Sport-Oscar angesehen wird.
Mal wieder ein tolles Gewächs für fast alle Lebenslagen – die Radio Kreta Küchenredaktion wird sich beim nächsten gelungenen Eintopf oder Stifado mal selbst bekränzen – mit einer „Corona triumphalis culinaria“ (oder so…).
Kretischen Lorbeer von unserem eigenen Baum kann man jetzt auch kaufen, und zwar hier bei uns im Shop.
Zitat: „Besonders in der Antike wurde behauptet, dass der Echte Lorbeer zu tranceartigen Zuständen und Bewusstseinsstörungen führt, wenn er in größeren Mengen genossen wird. Wissenschaftlich ist dies jedoch nicht belegt.“
Testen – ich erwarte Euren Bericht…