Von Uta Wagner, Der Geschmack von Kreta.
Jetzt ist Okra (Bámia) Hauptsaison! Das bekannteste und beliebteste Gericht damit ist hier auf Kreta „Geschmorte Okraschoten in Tomatensoße“.
„Mein erster Versuch das leckere vegetarische Gericht zu Kochen endete tragisch. Anstatt eines schmackhaften Eintopfes war das Ergebnis eine schleimige Matschepampe, – um es mal krass auszudrücken. 😉 Wie ich danach erfuhr, hatte ich es zu lange gekocht und die Okras falsch geschnitten.
Kennengelernt hatte ich Okra zuerst in den Südstaaten der USA. Dort probierte ich sie im Gumbo, einem kreolischen Eintopf. Darin wurden sie kleingeschnitten serviert. Aus diesem Grund zerschnitt ich sie auch bei meinem ersten Versuch für geschmorte Okraschoten hier auf Kreta. ;-).
Okraschoten enthalten einen wasserlöslichen Schleimstoff der auch Mucilago genannt wird und aus ganz langen Ketten von Kohlenhydraten besteht.
Dieser pflanzliche Schleim hat eine reizmildernde, einhüllende und erweichende Wirkung. Er wird eingesetzt, um „Giftstoffe“ im Magendarmtrakt einzuhüllen und schneller auszuscheiden. Der Schleimstoff wirkt auch lokal gegen Magenschleimhautentzündungen und hat einen Blutzuckersenkenden Effekt.
So gut dieser Stoff auch für unsere Gesundheit ist, meinen ersten Versuch von geschmorten Okras haben sie ruiniert. 😉 Der Schleim tritt aus, sobald die Okraschote geöffnet ist und bewirkt, dass die Flüssigkeit eindickt. Um zu verhindern, dass der Schleim austritt gibt es verschiedene Tricks – die ich vorher nicht kannte – die Schoten müssen so geputzt werden, dass sie dabei nicht geöffnet werden.
Sie können kurz in Essigwasser blanchiert werden oder 30 Minuten bis zu einer Stunde in Essigwasser eingelegt werden. Dazu braucht man eine Tasse Rotwein-Essig pro Kilogramm und so viel Wasser, dass alles bedeckt ist. Außerdem können sie dann vor der Verwendung noch kurz in der Sonne getrocknet werden. Zudem sollte man sie nicht so lange schmoren, dass sie zerfallen. – Je nach Größe reichen 20 bis 30 Minuten.
Okras sind mit feinen Härchen bewachsen, die bei empfindlichen Menschen zu Reizungen führen können. Wer möchte kann die Härchen abschaben, es muss jedoch nicht unbedingt gemacht werden. Man kann Okras auch roh im Salat essen. Da sie keinen großen Eigengeschmack haben, finde ich sie so etwas langweilig. Aber in der Kombination mit Tomaten, Zwiebeln und Olivenöl schmecken sie mir sehr gut.
Okras sind leicht verdaulich, kalorienarm und enthalten – wie alle Gemüse – viele Vitamine (vor allem Vit. C und A), Mineralstoffe (Calcium, Magnesium, Kalium und Folsäure) und die, das Immunsystem stärkenden, sekundäre Pflanzenstoffe.
Okras gehören zu den Malvengewächsen und stammen aus Äthiopien. Sie werden seit sehr langer Zeit – nachweislich seit über 4000 Jahren – als Kulturpflanze angebaut. Auch in Griechenland werden sie seit Jahrtausenden gegessen und in der Heilkunde eingesetzt. Okraschoten sind fünfeckig und Fingerlang. Im Englischen werden sie aus wahrscheinlich diesem Grund auch Ladyfingers genannt.
Getrocknete Okrastückchen kann man zum Binden bzw. Andicken von Soßen verwenden und Okrasamen können geröstet und als Kaffeeersatz genutzt werden.
Und hier nun mein Rezept für Geschmorte Okra in Tomatensauce.“