Aus dem Musikstudio: „The Blues“

Nüchtern betrachtet besteht der Blues aus drei Akkorden, die über 12 Takte monoton wiederholt werden und Texte begleiten, die meist von bösen, davon gelaufenen Frauen handeln. Die Einschränkung auf Technik und Texte geht jedoch genauso an der Essenz des Blues vorbei wie Elton Johns Behauptung, Keith Richards sei „ein Affe mit einer Gitarre“.

Das Hauptmerkmal liegt also weniger in der Versiertheit als in der Interpretation.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts im Mississippidelta im Süden der USA entstanden, liegen die Wurzeln des Blues in der europäischen und afrikanischen Volksmusik, die Sklaven zu einer eigenständigen musikalischen Form entwickeln. Damit liefern sie die Grundlage für die zwei Richtungen, die die populäre Musik nach wie vor prägen: Jazz auf der einen Seite, Rock, Pop und Soul auf der anderen.

„I’ve got the blues“ (wörtlich: „Ich bin niedergeschlagen“) ist ein Satz, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eines zunehmend kommerziellen Erfolges erfreut. Als Titel eines Stücks taucht er zum ersten Mal 1912 auf („Dallas Blues“ von Hart Wand). In den 20er Jahren beginnt ein rascher Siegeszug durch Tanzlokale und Charts. Zu den bekanntesten Interpreten dieser Zeit gehören Blind Lemon Jefferson, Robert Johnson, Son House, Huddie „Leadbelly“ Ledbetter und Bessie Smith.

Als viele Schwarze in den 30er und 40er Jahren in die Industriestädte des Nordens umsiedeln, nehmen sie den Blues mit. Es gilt eine strikte Rassentrennung: Race Music (also Blues) für die Schwarzen, Hillbilly Music (als Country) für die Weißen. Wobei die Genres teilweise nahtlos ineinander übergehen.

blues2Aus dem Delta Blues heraus entwickelt sich der urbane Chicago Blues, der vor allem die mittlere, besser situierte Schicht anspricht. Mit der Erfindung der E-Gitarre erfährt das Genre neue Impulse: Muddy Waters, Howlin‘ Wolf, Willie Dixon, John Lee Hooker und B.B. King treten mit dem Instrument ihre Siegeszüge an.

Dank des Rock’n’Rolls erfolgt Mitte der 50er Jahre der musikalische Zusammenschluss der Hautfarben. Der Blues gerät zum Erfolgsschlager und übt im Großbritannien der 60er Jahre einen riesigen Einfluss aus. The Who, Led Zeppelin, die Rolling Stones, Eric Clapton und John Mayall führen ihre Interpretation des Genres in den 70er Jahren wieder zurück in die USA.

Zunehmend mit rockigen Elementen gespickt, entwickeln Stevie Ray Vaughan, ZZ Top und Johnny Winter in den 70er und 80er Jahren den Texas Blues. Der Erfolg des Films „The Blues Brothers“ (1980), der eher Rhythm and Blues bietet, ist jedoch so etwas wie der nicht ganz ernst gemeinte Schwanengesang eines Genres, das in der Folge kaum noch neue Impulse erhält.

Im neuen Jahrtausend sind es vor allem Joe Bonamassa, Keb’Mo und Jack White, die die Fahne des Blues hochhalten. Wobei sich die Altmeister nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, wie 2003 Martin Scorsese liebevoll betreute TV-Reihe „The Blues“ beweist, für die unter anderen Clint Eastwood und Wim Wenders hinter der Kamera stehen.

Quelle und viel Interessantes mehr bei: Laut.de

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