Aus dem Sportstudio – Lyttos Ergotelis

Mario Hieblinger blieb „irgendwann dann durt“, wie STS singen. Zwar nicht „mit einer Bottle Rotwein in der Hand und die Fiaß im weißen Sand“, sondern er spielte Fußball. Genau auf Kreta, einer der bekanntesten griechischen Insel. Sechs Jahre lang kickte der bald 35-Jährige als Profi bei Lyttos Ergotelis, einem in Heraklion beheimateten Klub der griechischen Super League.

Bei Zeus! Mario Hieblinger spielte dort Fußball, wo die Krise jeden Tag greifbar ist. Der Fußballprofi über Griechenland und seine Zukunft.
Bei Zeus! Mario Hieblinger spielte dort Fußball, wo die Krise jeden Tag greifbar ist. Der Fußballprofi über Griechenland und seine Zukunft.

So lange hielt sich Ergotelis, nicht zuletzt dank der Mithilfe des österreichischen Abwehrspielers in der höchsten Spielklasse, ehe er vor wenigen Wochen als Drittletzter absteigen musste. Der im Vorjahr abgeschlossene Zweijahresvertrag galt nicht mehr: Hieblinger packte seine Familie, flog der Krise davon und nach Kärnten zurück. In Bodensdorf ist der gebürtige Niederösterreicher seit seinem Engagement beim FC Kärnten, wo er den Sprung ins Nationalteam schaffte, sesshaft geworden.

Über Griechenland kann „Hiebe“ viel erzählen. Fußballmäßig ohnehin, aber auch über Chaos, Angst, Finanzkrise und Korruption. Der Profifußball wurde vom griechischen Niedergang nicht verschont. „Alle Spieler mussten im Vorjahr Einkommenseinbußen zwischen zehn und 20 Prozent hinnehmen“, erzählte der Wahlkärntner, der in diesen Tagen zum zweiten Mal Vater einer Tochter wurde. Und die Sicherheit? Auf Kreta sei es im Gegensatz zu Athen oder Saloniki eher ruhig gewesen. Dass die Griechen in den letzten Wochen ihr Vermögen abzogen, würde der Sache wenig dienen, aber im Grunde genommen könne er den Unmut und die Sorge der Menschen verstehen. Wenn der Mindestlohn 500 Euro beträgt, die Butter drei und Benzin 1,90 Euro koste, sei eben die Schmerzgrenze überschritten. Auffallend wäre für ihn gewesen, dass die Griechen quasi einen Wettbewerb führen, wer weniger Steuern abliefert. Erst wenn sich die Ansicht durchsetzt, dass für das Allgemeinwohl korrektes Steuerzahlen unumgänglich ist, werde es wieder aufwärtsgehen. Dennoch, die sechs Jahre auf Kreta möchte Hieblinger nicht missen: „Das wird ein wichtiges Kapitel in meinem Leben bleiben.“

Ein Jahr würde er noch gerne Fußball spielen. Nachdem er in Bodensdorf wohnt, wäre Villach bzw. der VSV ideal. Aber bevor Töchterchen Sophia in die Schule kommt, könnte er sich noch einen kurzen Auslandseinsatz vorstellen. Erneut in Griechenland? Hieblinger: „Warum nicht?“ Da hätte er noch einen Namen. In Österreich wäre er hingegen schon vergessen worden. Weil Kreta eher mit Urlaub als mit Fußball assoziiert wird.

Quelle: Kleine Zeitung