Auch heute haben wir mal wieder einen schönen Ausflugstipp für Euch – und man muss auch gar nichts groß mit Kirche „am Hut“ haben, um sich dem Zauber dieses Ortes zu stellen, denn alleine die Lage 250 m über dem Meeresspiegel, die umgebende Natur und Landschaft und die überall zu spürende Historie berührt wohl jeden irgendwie. Heute ist die Rede vom Kloster Odigitria, dem „Moni Odigitria“ (Μονή Οδηγήτριας).
Das Kloster von Odigitria befindet sich in der Gebirgsmasse der Asterousia-Berge im Süden der Präfektur Heraklion, die wegen ihrer zahlreichen Klöster auch „Kretas Berg Athos“ genannt wird. Asterousia war die Wiege des Christentums und entwickelte eine reiche mönchische und asketische Tradition.
Heute sind viele Klöster verwaist, die meisten ihrer kostbaren Ikonen wurden in das Ikonenmuseum in Heraklion gebracht. Erst nach und nach werden die Fresken der Klosterkirchen restauriert.
Das heute ärmlich wirkende Kloster der Panagia Odigitria (Παναγία Oδηγήτριας – Odigitria = Wegbereiterin, Anführerin) wurde im 14. Jahrhundert gegründet und gilt als eines der ältesten Klöster Kretas, seit es im Jahre 1393 erstmals erwähnt wurde. Es hat eine stolze Geschichte, in welcher der Aufstand gegen die Türken 1828 eine wichtige Rolle spielt. Damals verteidigte Xopateras das Kloster heldenhaft gegen osmanischen Truppen, sein Name lebt in der Benennung des Klosterturms („Pirgos tou Xopatera“ – Πυργος του Ξωπατερα) und in einem Volkslied fort.
Das Kloster wurde wie eine Festung gebaut und ein Teil seiner Mauer ist noch sichtbar. Die Gebäude des Komplexes umgeben die zweischiffige zentrale Kirche des Klosters, die der Himmelfahrt der Jungfrau Maria und den Aposteln Petrus und Paulus gewidmet ist. Die Klosterkirche ist immer noch im Besitz kostbarer Ikonen, obwohl die Mehrzahl (u.a. eine Phanourios-Ikone) im Ikonenmuseum Heraklion verwahrt wird.
In der Nähe des Haupttors steht besagter legendärer Turm von Xopateras – darüber hinaus gibt es hier das Backhaus, die Olivenmühle, die Weinpresse, mehrere Lagerhäuser, den Käsekeller und den kleinen, während der Belagerung des Klosters gut genutzten Ort, die Abtzelle mit der Bibliothek, die Mönchszellen und die Gräber der Äbte des Klosters. Darüber hinaus sind bis heute vier Ikonen des berühmten kretischen Künstlers Angelo (15. Jahrhundert) erhalten geblieben.
Das Kloster wurde von den Brüdern Parthenios und Eumenios erbaut, die später das Koudoumas-Kloster gründeten und heute als Heilige verehrt werden. Während der türkischen Besatzung wurde das Kloster in eine Stavropegie verwandelt (direkt vom Patriarchen regiert), um sein Eigentum zu sichern. Das Kloster besitzt einige der ältesten Kapellen von Asterousia mit bemerkenswerten Fresken. Unter ihnen sind: die Höhlenkapelle von Agia Kiriaki (am 7. Juli gefeiert), die Kirche St. Antonius in der Agiofarago-Schlucht, die Panagia-Kapelle in der Schlucht von Martsalo, die Heiligen Eftychiani (17. August), der Heilige Andreas (30. November) und St. Johannes der Täufer (29. August) in Vathys Lagos.
Im Jahre 1866, während der Revolution und unter der Herrschaft von Gerasimos Manidakis (Γεράσιμος Μανιδάκης), entwickelte das Kloster wieder eine große politische Aktivität, die die Türken allerdings dermaßen aufgebracht hat, dass das Kloster und seine Bewohner umfangreiche Zerstörung und Gewalt erlitten haben. Auch in den Jahren der deutschen Besatzung sah sich das Kloster erneut mit dem Hass der Eroberer konfrontiert, da es kretische Andarten versorgte und versteckte.
Heutzutage ist das Kloster noch bewohnt und die es umgebenden Liegenschaften werden weiterhin bewirtschaftet. Und noch immer ist dieses bescheidene Kloster ein steter Hüter der Orthodoxie und beherbergt alle diejenigen, die ihren Weg hierher finden.
A propos „hierher finden“: Das Kloster erreicht Ihr über Sivas und Listaros – von dort aus sind es noch ca. 9 km.
Noch mehr Klöster: Kretas klerikale Kleinode.
Moin und Kalimera, vom Kloster Odigitria bieten sich einige schöne Ausflüge an:
– Wanderung zum Vathi Beach
– Wanderung durch die Agio Farango-Schlucht zum Agio Farango Beach
– auf der Schotterpiste nach Kali Limenes
als Basis bietet sich Sivas an.
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