Nach dem Ausflugstipp von neulich, der uns in den äußersten Osten der Insel geführt hat, nehmen wir uns heute mal wieder dem Nordwesten an – und hier ganz speziell der Halbinsel Akrotiri (Ακρωτήρι – „Kap“) – und . Die in nordöstlicher Richtung tropfenförmig ins kretische Meer herausragende Halbinsel ist 112 km² groß und im Südwesten mit Kreta durch eine weite Landbrücke verbunden.
Hier liegt im Westen Chania, die zweitgrößte Stadt Kretas, und im Osten die Hafenstadt Souda. Die von der Halbinsel abgeschlossene Souda-Bucht ist der größte Naturhafen der Insel. Auf Akrotiri gibt es viel zu sehen – auch auf das alles hat uns der „Reise-Know-How-Führer Kreta“ neugierig gemacht.
Die über 500 m hohe Bergkette im Norden der Halbinsel ist kaum besiedelt und diente einst Mönchen als verborgener Zufluchtsort, so dass dort gleich mehrere Klöster entstanden – dazu später mehr.
Der Ostteil der Halbinsel ist sich fest in der Hand des Militärs, hier befindet sich die NATO-Cruise-Missile-Basis „Namfi“ (NATO missile firing base). Militärische Sperrgebiete entlang der Souda-Bucht, im Zentrum und im Nordosten der Halbinsel sind für Besucher unzugänglich. Neben den militärischen Übungsplätzen sorgt der internationale zivile Flughafen „Daskalogiannis“ für einigen Lärm und Unruhe.
Einzig der Westteil um die Bucht von Kalátas und dessen Hinterland bis hinauf nach Stavrós ist frei zugänglich; hier sind in den letzten Jahren vermehrt Ferienhäuser und Apartments entstanden. Diese „Nordwest-Ecke“ wirkt unter der Woche eher verschlafen und die schönen Sandstrände sind lange nicht überlaufen, was sich dann aber zunehmend zum Wochenende hin (oder im August) ändert. Also: besser die Wochentage nutzen!
Venizelos Grabmal
Bevor man Akrotiri erriecht, passiert man von Chania kommend zunächst gleich nach dem „Diplomatenviertel“ Chalepa das berühmte Venzelos Grabmal. Auf dem Hügel „Profitis Ilias“ (Προφήτης Ηλίας) liegen Eleftherios Venizélos (Ελευθέριος Βενιζέλος; 1864-1936) und sein Sohn Sofoklis (Σόφοκλης, 1894-1964) begraben. Als langjähriger Vorsitzender der Liberalen Griechenlands schlug der Sohn, der zwischen 1943 und 1963 mehrfach Minister und Ministerpräsident war, wie sein Vater die politische Laufbahn ein. Abgesehen von den beiden großformatigen aber schlicht gestalteten Grabmälern aus Alabaster, findet sich hier die Statue eines Freiheitskämpfers mit Flagge. Umgeben wird das Ganze von einer großzügigen Parkanlage mit hohen Kiefern und einem wunderschönen Rosengarten – das Schönste ist allerdings der unvergleichliche Ausblick, der sich vom „Propheten Ilias“ auf Chania und die Bucht bietet.
Stavrós
Der Ort Stavrós liegt im Norden der Halbinsel und wurde als Drehort des Filmes „Alexis Sorbas“ bekannt Am Berg oberhalb des Dorfes baute Sorbas im Film seine Transportseilbahn und am Strand zu Füßen des Berges tanzte Anthony Quinn in seiner Rolle als Alexis Sorbas mit Alan Bates in der berühmten Schluss-Szene den legendären „Sirtaki“. Hier findet Ihr einen schönen Sandstrand in einer malerischen Bucht, die vom Meer durch ein paar Felsklippen geschützt ist und beinahe karibisch anmutet – wenn da grade keiner Sirtaki tanzt… 😉
Und nun zu den bereits erwähnten Klöstern, die auch immer einen Besuch wert sind:
Kloster Kalogréon
Das Kloster Kalogréon (Moni Kalogreon – Μονή Καλογρέον) liegt westlich von Korakiés und ist das der Stadt nächstgelegene Kloster auf der Halbinsel Akrotiri. Es wurde erst im 19.Jahrhundert erbaut und wird heute von rund 30 Nonnen bewohnt, die Stickereien und Webarbeiten verkaufen und ein kleines Museum betreuen. Den Höhepunkt bildet jedes Jahr das große Klosterfest, das am 29. August stattfindet.
Kloster Agia Triada
Zu den Höhepunkten eines Chaniá Besuches gehört der Abstecher zum Moni Agia Triada (Μόνη ‚Αγια Τριάδα). Es wurde 1631 am südlichen Rand des nordöstlichen Gebirgszuges von Akrotiri erbaut und man erreicht die festungsartige, quadratische Anlage über eine schattige Zypressenallee. Es ist eine der heiligen Dreifaltigkeit geweihte Gründung zweier venezianischer Mönche, die der orthodoxen Kirche beigetreten waren, den Brüdern Giancarolo (Zangarola), von daher hat das Kloster auch seinen Beinamen „Agios Triados Tsangarolon“. Sie renovierten ein älteres Kloster, das ihnen von einer Familie Mourtari geschenkt worden war. Die in Oliven- und Orangenhaine eingebetteten Gebäude sind in venezianischem Renaissance-Stil errichtet. Sie wurden im Jahre 1830 wieder aufgebaut, nachdem das Kloster 1821 durch die herrschenden Türken niedergebrannt wurde. Moni Agia Triada untersteht direkt dem Patriarchat von Konstantinopel.
Kloster Gouverneto
Moni Gouverneto (auch Agiou Ioannou Gouvernetou oder Theotokos Gouverneto) befindet sich vier Kilometer nördlich von Agia Triada in den Bergen und ist von dort über einen 440 Meter hohen Pass durch eine kleine Schlucht zu erreichen. Das ebenfalls dem Patriarchen von Konstantinopel unterstehende Marienkloster Gouverneto wirkt festungsähnlich. Ein großes Gebäude ist rund um einen zentralen Innenhof gebaut. In ihm steht eine der heiligen Jungfrau Maria geweihte Renaissance-Kirche in venezianischem Stil. Das 1548 gegründete Kloster wurde mehrfach nach Bränden neu errichtet, so auch nach der Revolte von 1821, bei der die meisten Mönche umkamen. Es beherbergt eine Bibliothek und eine Sammlung sakraler byzantinischer Gegenstände.
Kloster Katholiko
Ein mit Natursteinen gepflasterter Weg führt vom Moni Gouverneto an der Bärenhöhle (s.u.) vorbei hinunter in eine sich zum Meer öffnende Schlucht bis zum Moni Katholiko (μονή καθολικο), ein heute verlassenes Kloster, das vermutlich schon im 5. oder 6. Jahrhundert gegründet wurde. Die Klosterkirche reicht weit in eine natürliche Höhle in die Felswand hinein. Die äußere Klosteranlage ist heute unter anderem von Olivenbäumen überwachsen. Ein sehr großes Exemplar wurzelt in einem zweistöckigen Gebäude und ragt hoch durch das Dach. Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert wegen mehrmaliger arabischer Piratenüberfälle (Sarazenen) zugunsten von Moni Gouverneto aufgegeben. Eine architektonische Besonderheit des Klosters ist die ca. 30 Meter lange und 12 Meter breite Bogenbrücke, die die Schlucht überbrückt in dessen Senke das Kloster gebaut ist. Die aus behauenem Sandstein und Naturstein errichtete Brücke ist wie auch die anderen Klostergebäude außergewöhnlich gut erhalten.
Und dann gibt es auch noch Höhlen
In der Nähe von Katholiko gibt es zahlreiche Höhlen in den Felswänden, in denen einst Eremiten lebten, unter anderen direkt neben dem Kloster die Höhle des heiligen Johannes von Gouverneto (Johannes der Fremde), der um das Jahr 1100 gewirkt haben soll. Die 150 Meter lange Höhle ist zu 40 Metern begehbar. Die Legende berichtet, dass Johannes von Gouverneto auf der Flucht auf seinem Mantel aus dem Nahen Osten über das Meer an der Küste von Akrotiri, unterhalb der heutigen Klosterruine, landete. Danach lebte er mit 98 Gefährten in den dortigen Höhlen, wo er auch starb.
Die Schlucht, die von der Klosterbrücke überspannt wird, ist begehbar und endet an der sogenannten „Seeräuberbucht“ im Meer. Hier befinden sich auch die Reste der Steinbrüche, in denen einst der leichte, poröse Sandstein („Aeolos“) abgebaut wurde, der in den oberhalb der Schlucht liegenden Klöstern verbaut wurde.
Eine weitere Höhle nennt sich Arkoudiotissa (auch Arkoudospilios, übersetzt: die Bärin oder Bärenhöhle): Gelegen zwischen den Klöstern Moni Gouverneto und Moni Katholiko im Norden Akrotiris ist diese Grotte nach einem bärenförmig aussehenden Stalagmiten benannt. Man vermutet, dass die Höhle schon in neolithischer und minoischer Zeit kultischen Zwecken diente. In klassischer Zeit wurde hier die Göttin Artemis verehrt, der der Bär heilig war. Linksseitig des Höhleneingangs befindet sich die kleine Kapelle der Panagia Arkoudiotissa (Muttergottes von der Bärenhöhle) aus dem 16. Jahrhundert, in deren Verehrung sich Elemente des antiken Kultes erhalten haben.
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Und wenn Ihr schon mal in der Gegend seid: unbedingt „Satan´s Hafen“ anschauen!