Heute mal wieder ein guter Ausflugstipp – diesmal für den äussersten Osten der Insel: das geschichtsträchtige Kloster Toploú (Moní Toploú – Μονή Τοπλού). Hierbei handelt es sich um ein wehrhaftes Mönchskloster in der Nähe von Metóchi auf der Hochfläche des Kap Síderos, auch „Akrotiriani“ genannt. Der Name des Klosters geht auf die venezianische Kanone zurück, die von den Türken im Jahr 1645 erbeutet wurde – das türkische „Toplu“ bedeutet so viel wie „ein Gebäude, das über eine Kanone verfügt“ oder „Ordentlich“.
Wir haben das Kloster bei unserem letzten Ostkreta-Trip selbst besucht und können die tollen Empfehlungen, die wir disebezüglich erhalten haben, nur voll und ganz bestätigen!
Wer die Ruhe hier oben genießen und sich ungestört im Museum und Kloster umsehen möchte, sollte möglichst schon am frühen Vormittag herkommen, da zumindest während der Sommersaison die Busse aus Agios Nikólaos hier auf dem Weg an den Palmenstrand nach Vai einen Stop machen – und dann wird es voll und laut…
Die Einsamkeit hat dafür gesorgt, dass das Kloster als kleine Festung angelegt wurde, um vor Übergriffen von Piraten und Türken einigermaßen geschützt zu sein. Auch wenn nur noch wenige Mönche hier leben, ist das Kloster bedeutend und besitzt große Ländereien. Nicht ganz sicher ist, ob das Kloster schon im frühen 14. Jahrhundert oder, wie Wandbilder in der Kirche andeuten, erst zu Beginn des 15. Jahrhunderts erbaut wurde.
Ein kleiner geschichtlicher Diskurs über Zerstörung und Wiederaufbau
Im Laufe der wechselvollen Geschichte wurde das Kloster mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. So z.B. Mitte des 15. Jahrhunderts, als es von den Türken zerstört wurde. Der Nachfolgebau litt 1612 erheblich unter den Auswirkungen eines Erdbebens. 1646 eroberten erneut die Türken das Kloster und legten es in Schutt und Asche, woraufhin es anschließend mit einem neuen, 33 m hohen Glockenturm wieder aufgebaut wurde. Es war vor allem der Verdienst von Abt Gabriel Pantogálos, dass das Kloster im 17. Jahrhundert wieder prosperierte. Das hielt nur mal wieder nicht lange an, da die Türken im Jahr 1704 die alte kretische „Trutzburg“ schon wieder zerstörten…
Aber auch diesmal ließen sich die „heiligen Männer“ (ob einer von ihnen der berühmte Syssiphus oder ein Nachfahr desselben war, ist bis heute ungeklärt ;-)) nicht unterkriegen – 1718 stand das Kloster in seiner heutigen Form wieder. Im Laufe des 18. Jahrhunderts gelangten wertvolle Ikonen hierher, und in der Folge richteten die Mönche heimlich eine Klosterschule ein.
Und dann war es Mitte des Jahres 1821 mal wieder so weit: Türken besetzten das Kloster und verschanzten sich 1828 vor anrückenden kretischen Kämpfern, gaben jedoch schnell auf. Auch in den weiteren Jahrzehnten des Freiheitskampfes diente das Kloster als Zentrum des kretischen Widerstandes. Während des 2. Weltkrieges nutzten kretische Partisanen das Kloster als geheimen Treffpunkt mit Alliierten, die hier eine Funkanlage betrieben – bis deutsche Truppen den Bau in Beschlag nahmen. Die zentrale Stellung im kretischen Freiheitskampf gegen die Fremdherrschaft(en) hat dem Kloster nicht nur wirtschaftliche Prosperität – kretische Adelige schenkten aus Dank Ländereien – sondern auch in den Herzen der Kreter einen unverrückbaren Platz eingebracht.
Das Kloster heute
Heute zeigt sich das Kloster als aufwändig rekonstruiert und präsentiert sich den zahlreichen Besuchern als kleines Schmuckstück. Vor langer Zeit waren die Mönche des Klosters Selbstversorger, eine restaurierte alte Windmühle im äußeren Hof zeugt davon. Besonders lohnt sich im „Klostershop“ der Kauf des ausgezeichneten Weins des Klosters und des nach streng biologischen Kriterien produzierten Olivenöls. Beides ist ebenfalls in Deutschland erhältlich, und zwar bei Manufactum – aber nun mal wesentlich teurer…
Berühmt ist das Kloster vor allem für sein Ikonen-Museum, in dem die Großikone „Megas ei Kyrie“ (Mέγας ει Kύριε -„Allmächtig bist Du, oh Herr“), ein Werk des damals 25 Jahre alten Malers Joannis Kornaros (Ιωάννης Κορνάρος) aus dem Jahr 1770, aufbewahrt wird. Diese Großikone zählt zu den bedeutendsten sakralen Kunstwerken der orthodoxen griechischen Kirche und bringt heute zahlreiche Kunstinteressierte ins Kloster.
In den 1980er Jahren konnte der Abt des Klosters einen der wenigen Freskenmaler, die noch in Griechenland tätig sind, für das Kloster gewinnen. Der auf einen Rollstuhl angewiesene Manolis Betinakis (Μανώλης Μπετεινάκης) fertigte bis 1997 verschiedene Fresken, welche die Apostelgeschichte darstellen, in kräftigen Farben und von höchster Kunstfertigkeit geprägt. Der Raum mit den Fresken ist nur nach vorheriger Absprache zugänglich.
Für eine Erfrischung nach der anstrengenden, an- und aufregenden Besichtigungstour sorgt ein kleines Kafeníon auf dem schönen Kloster-Vorplatz, auf dem – wie könnte es anders sein – ein Denkmal an die kretischen Freiheitskämpfer dieser Region und die tapferen und ebenso kämpferischen Mönche erinnert. Auch eine nachgebaute Mühle befindet sich hier.
Radio Kreta – immer gute „Ausflugs“-Tipps.
Auch einen tollen, aber wesentlich weniger historisch-klerikalen Shop findet Ihr hier. Auch interessant: Wie der Abt des Klosters Toplou die Kirchen-Finanzen (Cavo Sidero – Ein Luxushotel auf Kreta) zwischendurch aufpeppt.