Buchtipp: „Die blaue Tür. Ägäische Geschichten“, von Brigitte Münch.

Eine griechische Idylle: eine Kaimauer, vor der kleine Fischerboote angebunden sind, sie lehnen still aneinander, träumen vor sich hin. Hinter dem Hafen, auf einer schmalen, von Mimosen beschatteten Halbinsel, steht eine winzige, alte Kapelle in einer kleinen Seitengasse ein langsam verfallendes Haus, das einen aus blinden Fenstern anschaut, davor ein alter Feigenbaum, geduldig in seine biegsame Form gewachsen.

buch-die-blaue-tuer
Unser Buchtipp

Welcher Griechenlandreisende kennt diese Bilder nicht, kennt es nicht, über das noch schläfrige, tiefblaue Meer zu schauen, bis hin zum Horizont, wo alle Konturen sich verwischen, alles sich in Dunst auflöst.

„Tritt näher! Sei willkommen!“, lädt eine freundliche Stimme ein in „Die blaue Tür“, „Komm nur näher!“ lass dir erzählen von schicksalhaften Begegnungen, sehnsüchtigen Weltenbummlern und turbulenten Gefühlen, von alten, verlassenen Häusern, an denen man vorüberstreift, ohne sie wahrzunehmen bei deren Anblick sich eines Tages die Augen öffnen, und man sieht, was einem vorher verborgen war.

So auch bei dieser blauen Tür, die sich vor einem orakelhaften Dunkel öffnet „Éla méssa! Kalós órisses! Komm hinein! Sei willkommen !“

In dieser Idyllisch scheinenden Welt lebt Brigitte Münch nun seit über 25 Jahren, sie kennt die Schicksale der Einheimischen, sie schaut in die Gesichter der Reisenden, sie spürt ihre Sehnsüchte. In ihren ägäischen Geschichten erzählt sie uns von ihnen, führt uns durch jene verwitterte blaue Tür, deren Betagtheit uns Bewegendes verheißt.

Autorenportrait im Größenwahn-Verlag

Brigitte Münch wurde 1947 in Düsseldorf geboren. Sie besuchte das humanistische Gymnasium, verließ es im Jahr 1965 und absolvierte eine dreijährige Buchhändlerlehre.

Im Anschluss an die Prüfung ging sie mit ihrem griechischen Freund für ein Jahr nach Thessaloniki, wo sie einerseits ihre bereits erworbenen Grundkenntnisse der griechischen Sprache weiterentwickelte und andererseits Studenten und Schüler privat in Deutsch unterrichtete.

Im Jahr 1969 kehrte sie zunächst nach Deutschland zurück und arbeitete in ihrem Beruf als Buchhändlerin in Buchhandlungen und Verlagen. Der Kontakt zu Griechenland und ihren dortigen Freunden riss jedoch nie ab, er wurde durch jährliche Reisen dorthin und regelmäßigen Briefverkehr aufrechterhalten.

Ende 1979 ging sie mit ihrem damaligen, ägyptischen Ehemann nach Kai-ro. Dort war sie als freie Mitarbeiterin bei Radio Kairo für den Local European Service tätig, als Sprecherin, Übersetzerin und Programmgestalterin. In den letzten zwei Jahren ihres Ägyptenaufenthalts arbeitete sie zusätzlich noch als Chefsekretärin in der Kairoer Niederlassung von Mercedes-Benz.

Im Herbst 1985 kehrte sie endgültig in ihr eigentliches Traumland Griechenland zurück. Sie ließ sich auf der Kykladeninsel Naxos nieder und betrieb dort bis 1993 eine Jazz-Bar. Danach machte sie sich an die Erfüllung eines schon länger gehegten Wunsches: das Übersetzen griechischer Literatur ins Deutsche. Vor Ort waren es hauptsächlich touristische Texte und Reiseliteratur, und in Verbindung mit dem Romiosini-Verlag in Köln griechische Belletristik der Neuzeit – Romane (z.B. ›Kaiserin Theophano‹ von Kira Sinou), Erzählungen und Kurzgeschichten (T. Patrikios, J. Theotokas, M. Karagatzis, M. Fakinos u.v.a.). Zuletzt erschien in ihrer Übersetzung ›Amerika ’62, Roman einer Reise‹ von Panos Ioannides (Oktober 2011, Verlag Auf dem Ruffel, Hamburg). Diese Tätigkeit als freie Literaturübersetzerin übt sie bis heute aus.

Neben allem anderen war sie seit ihren Jugendjahren auch immer schriftstellerisch produktiv. Aber erst seit zwei Jahren hat sie begonnen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen – zunächst mit Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien. Im Jahr 2011 erschien dann ihre erste Sammlung mit Ägäischen Geschichten (Größenwahn Verlag), mit dem Titel ›Die blaue Tür‹. Die, wie auch wieder der vorliegende neue Band, auf den Eindrücken und Erleb-nissen eines 26jährigen Lebens in der Ägäis basiert.