Buchtipp: „Die letzten echten Kreter“

Ein Leventis? – Was ist das?

Der kretische Leventis und seine Leventissa sind die Hauptpersonen in den Geschichten von Dimitris Papadakis. Wie sie lebten und fühlten, bevor der Tourismus die Insel zu verändern begann.

Mit viel Humor und einem Augenzwinkern beschreibt der Autor seine Landsleute mit ihren Sorgen, ihren Freuden und ihrer Denkweise: originelle Charaktere, verrückt erscheinende Taten, seltsam anmutenden Ereignisse, die Beziehungen zwischen Mann und Frau, Jung und Alt, die Fester, der Aberglaube – und dazwischen immer wieder die orthodoxe Kirche mit ihren Heiligen und Popen.

In der griechischen Sprache wird als Leventis der Mann bezeichnet, der voller Kraft und Männlichkeit ist, voller Tapferkeit und Edelmut, vollerer innerer und vielleicht auch äußerer Schönheit. Sein weibliches Gegenstück ist Leventissa.

In diesen deftigen Erzählungen lernt der Leser die echten – traditionellen – Kreter kennen. Und vieles, was ihm bisher rätselhaft erschienen sein mag an diesem lebendigen Völkchen, wird er besser verstehen können.

Über den Autor

Dimitris Papadakis wurde 1934 in dem Dorf Zaros geboren, das am Hange des Ida-Gebirges liegt. In Iraklion beendete er das Klassische Gymnasium und studierte in Athen Politische Wissenschaften. Nach dem Studium machte er auf Kreta Karriere als Staatsangestellter und war zuletzt Direktor der Feldgendarmerie. Erst 1975, im Alter von vierzig Jahren, stellte er sich erstmals in der Literatur vor, weil er sich erst dann zum Schreiben reif fühlte. In den wenigen Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 1991 schrieb er zahlreiche Bücher, in denen Kreta und seine Menschen im Mittelpunkt stehen. Übersetzt in die deutsche Sprache wurde bisher nur das hier vorliegende Buch.

Leseprobe

Frangiadakis, der auf den Spitznamen Chrisot hörte, ein Tausendkünstler von klein auf, hatte die Fähigkeit, mit seinen Händen viele Dinge herzustellen. Er hatte eine solche Geschicklichkeit, daß das, was seine Augen sahen, laut seinen Dorfbewohnern seine Hände machen konnten. Aber auch das, was sich sein Verstand vorstellte. Er hatte es fertiggebracht, eine Menge Sachen herzustellen, obwohl er nicht mal die Grundschule besucht hatte. Hölzerne Pflüge, Werkzeuge, Winden, Siphons für Wassermühlen und andere Gebrauchswerkzeuge für die Landwirtschaft, aber auch für andere Arbeiten.

Nach all dem und mit dem Gerede, das es um die Erfindung des Flugzeugs hab, stach auch ihn der Hafer, und allmählich verfestigte sich in seinem Kopf die Idee, daß auch er sich mit dem Flugzeug befassen sollte. Dabei half ihm natürlich das kretische Ehrgefühl. Soviel Gerede gab es rund um das Thema, und das sollte Kreta zurückbleiben und nichts unternehmen? Auch Kreta müßte teilnehmen, Und so beschloß der Christ, Kreta zu vertreten und selbst ein kretisches Flugzeug zu bauen …

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