Heute mal ein Buchtipp „in’s Blaue“, da die „Tipperin“ dieses Buch ausnahmsweise mal noch nicht selbst gelesen hat, sondern heute grade über einen diesbezüglichen Artikel in der Süddeutschen Online gestolpert ist.
Und da ihr alleine schon der Buchtitel interessant erschien – noch mehr nach der Lektüre besagten Artikels, der die Überschrift „Vom schönen Sex im sinnvollen Leben“ trägt, – wird letzterer hiermit natürlich prompt auch bei Radio Kreta veröffentlicht:
„Vom schönen Sex im sinnvollen Leben
Von Markus C. Schulte von Drach
Erklärungen mit Blumen und Bienen reichen nicht mehr aus, wenn der eigene Nachwuchs die großen Fragen des Lebens stellt. Für den Philosophen Michael Schmidt-Salomon gibt es in seinem Buch „Leibniz war kein Butterkeks“ nur noch einen Ausweg: Mach es wie Platon.
Wie sag ich’s meinem Kinde? Das ist ja schon schwierig genug, wenn es um die Blümchen und die Bienen geht. Aber was macht man, wenn vom Nachwuchs die ganz großen Fragen gestellt werden? Die Frage nach dem Sinn des Lebens? Nach dem Woher und Wohin? Wieso manche an einen Gott glauben, andere aber nicht? Ob das Töten manchmal erlaubt sein sollte und warum Menschen oft grausam sind.
Antworten darauf versuchen insbesondere Philosophen und Theologen zu geben – und die sind nicht gerade bekannt für leicht verständliche oder auch nur halbwegs nachvollziehbare Aussagen. Wer kann schon von sich behaupten, Hegel oder Habermas gelesen – und auch noch verstanden – zu haben? Dem neugierigen Kind den Weg in die nächste Bibliothek zu erklären, ist demnach vermutlich keine gute Idee.
Michael Schmidt-Salomon, selbst Philosoph und Autor von Büchern zu den großen Fragen, hat sich, konfrontiert mit der Neugier und Kritik der eigenen, heute zwanzigjährigen Tochter, auf ein anderes Mittel besonnen: Das ausführliche Gespräch zwischen dem fragenden und nachbohrenden Laien und dem Experten. Dass daraus ein Buch geworden ist, dürften alle begrüßen, die sich ebenfalls die großen Fragen stellen und genauso wenig Lust darauf haben, sich mit Hegel, Habermas oder den Schriften ihres Vaters zu quälen, wie Schmidt-Salomons Tochter Lea.
Die Vorteile des schriftlichen Dialogs gegenüber der Lehrschrift hat ja schon Platon erkannt und verwendet, um etwa die Ideen, Vorstellungen und Argumente seines Lehrers Sokrates festzuhalten. Nicht, dass Schmidt-Salomon sich mit dem Philosophen der alten Griechen vergleichen will. Dafür gerät das Gespräch zwischen Vater und Tochter in „Leibniz war kein Butterkeks“ schon eindeutig zu persönlich und manchmal zu flapsig. Aber gerade darum geht es irgendwie auch.
Platons Dialoge gehören schließlich auch nicht unbedingt zur Lieblingslektüre von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen. Und konfrontiert mit einer Vertreterin dieser Generation ist der Philosoph schlicht und einfach gezwungen, schlicht und einfach zu erklären, ohne aber die Ernsthaftigkeit, die die Auseinandersetzung mit den Themen verdient, ganz aus den Augen zu verlieren.
Natürlich sind es seine persönlichen Ansichten „über das Leben, das Universum und den ganzen Rest“, die Schmidt-Salomon seiner Tochter erklärt: Dass die Existenz eines Gottes unwahrscheinlich ist, genauso wie die Existenz eines freien Willens. Oder das es evolutionäre Gründe hat, warum Sex Spaß macht. Das Sterben dagegen nicht. Schmidt-Salomons Haltung ist bekanntermaßen humanistisch, atheistisch und religionskritisch. Doch selbst seine Kritiker müssen ihm zugutehalten, dass er grundsätzlich alle Erkenntnisse – auch die eigenen – immer nur als vorläufig definiert. Und für viele der Argumente, die im Dialog auftauchen, identifiziert er in eingeschobenen Erklärstücken die Quellen, auf die er sich beruft.
Wer sich mit Philosophie und insbesondere mit Theologie beschäftigt hat, wird gegen das Buch vielleicht einwenden, dass viele Argumente fehlen, die Schmidt-Salomon sonst entgegnet werden. Seine Tochter, der dieser Hintergrund nach eigenen Angaben fehlt, stellt zwar viele wichtige und richtige Fragen. Doch die Antworten ihres Vaters kann sie natürlich nicht so weitgehend hinterfragen, wie es Philosophen und Theologen täten.
Doch zum einen stehen die Kritiker von Schmidt-Salomon selbst in der Pflicht, so verständlich und nachvollziehbar ihr Weltbild demjenigen von Schmidt-Salomon gegenüberzustellen. Zum anderen gilt der erklärte und engagierte Atheist Schmidt-Salomon manchen als extrem. Wer verstehen will, wie und warum man zu solchen Überzeugungen kommt wie den seinen, dem macht er es hier leicht, indem er sich bei den Gesprächen mit seiner Tochter vom Leser gewissermaßen belauschen lässt.
Dass man dabei mehr über das Privatleben des Philosophen erfährt, als man wissen möchte, mag manchen genauso stören wie die häufig eingestreuten Füllwörter wie „Äh …“ oder „Hey“. Das dürfte der Hoffnung geschuldet sein, die Zielgruppe der jungen Erwachsenen anzusprechen – zu der der Papst, wie Vater und Tochter feststellen, wohl nicht gehören dürfte.
Wen das stört, der muss sich dann eben doch auf den Weg in die Bibliothek machen.“
Ich werd mich erst mal virtuell auf den Weg in den Buchshop machen!
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