Von George Kiagias am 11. August 2025, Quelle: Hanianews.

Heute war ich, wie fast jeden Tag von April bis Ende November, an meinem Lieblingsstrand in Nea Chora schwimmen.
Es ist August und ich hatte Mühe, einen freien Platz zu finden, um mein Handtuch auszubreiten, aber alles ist noch einigermaßen in Ordnung, es ist der Strand, der der Stadt am nächsten liegt und normalerweise von vielen Leuten besucht wird, hauptsächlich von denen, die zu Fuß schwimmen gehen wollen – ich fahre mit dem Fahrrad und dann wieder zu Fuß, da es keinen Strom gibt.
Doch was wird passieren, wenn die riesigen Fünf-Sterne-Hotels, die auf Akti Kanari, dem ehemaligen ABEA-Gelände, gebaut werden, fertig sind? Sie liegen 200 Meter vor dem Strand von Nea Chora. Logischerweise werden Hunderte oder sogar Tausende von Einwohnern, ich weiß es nicht genau, dorthin zum Schwimmen gehen – jedenfalls viele, zu viele, als dass der Strand von Nea Chora sie ernähren könnte.
Innerlich begann ich, mich von meinem geliebten Strand zu verabschieden, an den ich fünfzig Jahre lang im Sommer gegangen war. Aber alles hat ein Ende. Nicht nur der Strand in Nea Chora, sondern auch Chania als menschliche Stadt mit Mäßigung, was sie so besonders machte. Ja, innerlich verabschiede ich mich auch von Chania, es wird nur in meiner Erinnerung existieren, ich werde meine Augen schließen und mich für einen Moment des Friedens daran erinnern: mit niedrigen Gebäuden, einfachen Tavernen mit einfachen Calamari und keinen Gourmet-Tellern (was wird aus den Preisen und der Speisekarte in Nea Chora mit den Fünf-Sterne-Hotels im Hintergrund?), mit einem chaotischen, lebhaften und duftenden Markt und keinem Boutique-Markt, mit fröhlichen Markisen und Sonnenschirmen am Hafen und nicht mit Eisenkäfigen (wenn diese Wirklichkeit werden, wäre die Einebnung der Stadt nun abgeschlossen).
Wo das Leben nicht mehr demokratisch „von unten“ entschieden wird, sondern von großen Interessen „ von oben“, die die Naivität – oder gar die persönlichen Interessen – der lokalen Herrscher ausnutzen, stirbt unweigerlich alles Schöne und Wahre.
Moin und Kalimera Raflos, danke für deine interessante Ergänzung über Nea Chora.
In den letzten Tagen gab es auch Berichte über Beschwerden von Einheimischen über einen Übertourismus am
Nea Chora Beach (Lärm, Müll, schlechte Wasserqualität, zu viel Trubel, der gesamte Strand mit Sonnenliegen zugestellt).
Wie in vielen anderen europäischen Städten, dreht sich in Chaniá und Réthymnon auch alles nur noch um Konsum und Kommerz. Ein Kellner aus Paleochóra meinte zu mir, Chaniá wäre Disneyland.
Viele Grüße aus Hamburg, kv
Auch wir besuchen Kreta seit 35 Jahren und müssen bei jedem Besuch feststellen es verändert sich immer schneller. Einiges zum Positiven aber viele Veränderungen verändern das uns bekannte und seit vielen Jahrzehnten vertraute Gesicht von Kreta sehr zum Nachteil. Das schmerzt schon sehr. Aber so lange es noch vertraute und vom AI-Tourismus noch nicht entdeckte Ecken gibt, werden wir es auch weiterhin besuchen.
Ja es gibt sie noch! Die kleinen urigen Familientavernen mit wackligen Stühlen auf denen man zwar unbequem sitzt, aber nach einer Karaffe Wein, einem guten hausgemachten Essen und reichlich Raki , die harte Sitzfläche nicht mehr wahr nimmt, da man sich in dieser Atmosphäre einfach nur wohl fühlt. Ja und es gibt sie noch! Einfache und kleine Appartementanlagen mit und ohne Frühstück, deren Einrichtung zwar nicht mehr die modernste, aber sauber und gepflegt ist und den Charme von früher versprühen. Appartementanlagen, die von langjährigen Kretaliebhabern besucht werden. Stammgäste die sich seit Jahrzehnten kennen und sich wie bei einem Familientreffen dort immer wieder über den Weg laufen. Man ist dort nicht nur Gast sondern wird in deren Leben mit eingebunden.
Wir hoffen, dass wir diese Zeit noch lange genießen können und vor allem sind wir dankbar, dass wir dieses ursprüngliche Kreta erleben durften, denn diese Erinnerungen kann uns keiner nehmen.
Das schöne Chania existiert leider schon lange nicht mehr. Eine Freundin von mir, absolute Kreta – Fachfrau und Liebhaberin, hat mir vor Jahren prophezeit: solange die Alten noch leben, ist alles gut, weil die Jungen sich nie gegen sie auflehnen werden. Aber sobald sie gestorben sind, werden diese sich nicht mehr zurück halten und alles „besser“ machen. Jetzt ist die Zeit gekommen… Dennoch gibt es weiterhin traumhafte Stellen und Orte auf Kreta, die es meine Seelenheimat bleiben lassen.
Wahrer, aber leider trauriger Artikel. Wir haben uns vor vier Jahren vom Norden verabschiedet. Unser kleines Familienhotel direkt am Nea Chora Beach wurde renoviert. Das Ursprüngliche ging verloren. Die Preise verdoppelten sich und die Menschen waren gehetzt. Gehetzt von der Gier nach mehr. Als vor ca. 15 Jahren Booking-Punkt-com hier in allen kleinen Tavernen Einzug hielt, war die Entwicklung abzusehen. Und die Kreuzfahrer übernehmen dann den Rest. Hinter fähnchentragenden Damen laufen AI – Enthusiasten zeitgetrieben durch das mittlerweile viel zu volle Chania. Verzehrt wird nichts, da das Buffet auf dem Schiff wartet. Ist aber wohl von einigen Wenigen so gewollt. Bitte macht aus Kreta kein zweites Mallorca. Malia u.ä. Plätze lassen grüssen. Aber wer Schaumpartys am Strand mag, dem wird hier schon Einiges geboten. Mir graut vor der Eröffnung des neuen Airports. Dann wird wohl auch der Süden dieses einzigartigen, warmherzigen Kontinents seinen Flair verlieren.
Zwei Sätze zum Kommentar von Christa:Leider stimmt das alles !
Und auch:endlich mal nicht Märchenonkel Ray Berry
kalimera Christa.
Wie war. Ich kenne Kreta seit gut 45 Jahren. Damit auch die angeblichen Geheimtipps. Wenn ich überlege, wie ruhig all diese Flecken waren.
Die Insel ist nach wie vor mein Sehnsuchtsort, aber. Wenn man ins Hinterland fährt, gibt es noch die Wärme, Herzlichkeit, Gastfreundschaft. Man muss nur etwas suchen
Endlich mal nicht Ray Berry!!!
Dieses Phänomen, das der junge Mann anspricht, ist mittlerweile auf der ganzen Insel anzutreffen. Kreta wird, wie so viele Gegenden (siehe Venedig) vom Tourismus verramscht. Das „ursprüngliche“ Kreta, was die Einheimischen angeblich so sehr schätzen, verschwindet mehr und mehr zu Gunsten von Luxusvillen und – Hotels. Ebenso der bezahlbare Wohnraum. Aber auch hier gehören, wie immer, zwei dazu: einer der macht und einer der machen lässt. Würden die Kreter ihr Land nicht an ausländische Investoren verkaufen, könnten diese auch kein Disneyland aus der Insel machen.