Wie unlängst hier bei Radio Kreta verkündet, hat Udo Jürgens, mittlerweile 76-jährig, am 18. März sein neues Studio-Album „Der ganz normale Wahnsinn“ heraus gebracht.
Auf ebendiesem Studioalbum äußert Udo Jürgens sich in dem Song „Du bist durchschaut“ kritisch über den Trend, sein Leben online zu stellen:„Privates ist out – du bist durchschaut“
Ein kleiner Textauszug hieraus gibt einen Vorgeschmack dessen, wie Udo Jürgens die WWWelt sieht:
„Du bist durchschaut – und zwar komplett!
Bis auf die Haut und bis ins Bett!
Du wirst bespitzelt und beklaut.
Schöne, neue Welt.
Privates, das ist out,
Du bist durchschaut!
Die Welt ist eine Google,
Da bleibt gar nichts mehr geheim.
Ob Wohnung, Haus, ob Garten,
Jeder schaut da online rein!
Im Netz, da lauern Hacker,
Auf den Straßen Kameras,
Man sieht in uns rein –
als wär’n wir aus Glas.
Am Flugplatz wirst du eingescannt
Bis hin zum großen Zeh.
Und deine Kontodaten
Gibt es bald schon auf CD.
Fehlt nur noch, dass bei Facebook
Deine Leberwerte steh’n.
Na, dann gute Nacht – dann ist es gescheh’n!
Egal, wo du dich auch verkriechst,
Es hilft dir keine List.
Sie finden dich per GPS,
Wo du auch immer bist.
Ganz offenherzig twitterst du,
Gibst alles von dir preis,
Den größten Mist – den kleinsten Scheiß!
Wenn du mich fragst: geschieht uns recht,
Wir machen ja alles mit.
Sogar zum Auto finden wir
Nur noch per Satellit … – Ja!“
Die Süddeutsche Zeitung hat ihn dazu in einem Interview befragt.
Hier eine Warnung des Grandseigneur des deutschsprachigen Schlagers:
SZ: Sind Sie oft im Netz unterwegs?
Jürgens: Nein. Leute um mich herum, wesentlich jünger als ich, suchen mir Informationen heraus, wenn ich etwas wissen will. Ich selbst besitze noch nicht einmal einen Computer – will auch gar keinen haben, wenn ich ehrlich bin.
SZ: Was haben Sie gegen das Internet?
Jürgens: Ich erkenne das Internet und seine Möglichkeiten. Google oder Twitter sind politisch gesehen ein Segen für die Welt. Kein Diktator kann machen, was er will. Über das Netz steht er ständig unter Beobachtung. Die Herrscher müssen nichts so sehr fürchten wie diese neuen Möglichkeiten in der Online-Welt.
SZ: Also finden Sie das Web doch gut.
Jürgens: Nicht durchgehend. Denn für den Einzelnen, für Ihre Ehefrau etwa oder Ihre Freundin – oder beide, wer weiß – können diese Möglichkeiten eine Lebenskatastrophe bedeuten. Sich im Internet zu entblößen, mag bisweilen lustig sein – dass diese Informationen nie mehr verschwinden, kann zu einem grausamen Bumerang werden. Davor warne ich.
SZ: Wie ist Ihnen die Idee zu dem Anti-Internet-Lied „Du bist durchschaut“ gekommen?
Jürgens: Dieses musikalische Thema, dieser leicht angestoßene Reggae, liegt seit zehn Jahren in meiner Schublade. Eigentlich sollte es ein Song werden über das Golfen, über ältere Herren, die noch einmal die Chance bekommen, einzulochen. Aber das wurde nicht lustig, meine Songs müssen Stil haben. Ich habe mich mit dem Liedermacher Wolfgang Hofer hingesetzt und gesagt: „Lass uns was Zeitgemäßes finden!“ Ihm ist die Zeile eingefallen: Die Welt ist eine Google.
SZ: Sie wissen, dass es um diese Zeile schon mal einen Streit gab? Zwei Journalisten stritten um die Urheberschaft.
Jürgens: Dieser Satz war mir neu – jetzt machen wir eben Reklame dafür.
SZ: Sie sind viel unterwegs. Haben Sie denn ein Mobiltelefon?
Jürgens: Ja, ich besitze sogar zwei Smartphones. Damit kann ich auch einigermaßen umgehen.
SZ: Was machen Sie damit? Lesen und schreiben Sie so Ihre E-Mails, wenn Sie schon keinen Computer besitzen?
Jürgens: Nein, überhaupt nicht, ich schreibe ganz gerne SMS-Nachrichten damit. Nicht so häufig wie unsere Kanzlerin, aber es gibt kleine Nachrichten, für die eine Postkarte zu lange unterwegs wäre und für die sich ein Brief nicht wirklich lohnt. Kurze Messages, die auf den Punkt kommen, dafür sind SMS großartig geeignet. E-Mails schreibt meine Assistentin für mich. Ich rufe sie an, sie tippt so schnell, wie ich spreche, und fünf Minuten später ist die Mail durch. Eine tolle Sache, das mache ich nicht selber.
SZ: Das könnten Sie unterwegs aber auch selbst erledigen mit Ihrem Handy. Alle Geräte besitzen heutzutage eine solche E-Mail-Funktion.
Jürgens: Mit meinem Smartphone? Nein, mit den kleinen Tasten, da wird es mühsam. Klar, ich könnte es lernen. Es geht aber schneller, wenn ich meine Assistentin anrufe. Das kann ich auch von überall auf der Welt aus erledigen.
Radio Kreta – Euer privates Internet-Radio.