Unser Hörer Matthias hatte uns zum jährlich stattfindenden Dorffest in Agios Spiridonas eingeladen – 2010 fand es am 17. Juli statt.
Aufgrund Matthias‘ Schilderungen aus früheren Jahren und seiner glänzenden Augen beim Erzählen, beschlossen wir natürlich sofort: da müssen wir hin!
Wir nahmen den Weg von Ferma über Makrygialos und ab Análipsi in Richtung Sitía bis Epano Episkopi. Dort dann scharf rechts ab in Richtung Agios Spiridonas, das allerdings noch ca. 7 km Serpentinenstraßen entfernt liegt.
Dort angekommen landeten wir auf einem zentralen Parkplatz und machten uns auf die Suche nach dem Dorffest. Leider vergeblich.
Aber klar, es war ja auch erst 20h – ein Anruf bei Matthias klärte alles auf: kommt hier in’s Kafeníon, die sind ja noch am Aufbauen, vor 21h30 geht da gar nix…
Matthias, Waltraud und Evangelios haben uns dann noch durch das wunderschön restaurierte 80-Seelen-Dörfchen geführt, wo wir den zauberhafte Panoramablick über die Berge und bis nach Sitía genießen konnten.
Gegen 21h30 begaben wir uns dann auf den Schulplatz, der mit zahllosen Bänken und Stühlen bestückt, das Gewusel bereits in Gange war und es schon aus allen Ecken verlockend duftete.
Am „Eingang“ saßen einige Männer an der Kasse und verlangten 10€ pro Person Eintritt. Darin inklusive: Essen, Wasser, Raki bis zum Abwinken.
Wein und andere Getränke mussten selbst bezahlt werden.
Kaum saßen wir, flitzen freiwillige Helfer an mit einem Fläschchen Raki und einem „Überlebenspaket“ für jeden, bestehend aus: einer Semmel, Besteck, einem kleinen und einem großen Plastikbecher, Serviette und Zahnstocher (!) – und dazu einen vorbereiteten Teller mit hausgemachten Mezedes vom Feinsten.
Später gab’s dann noch Tsatsiki, Chondros mit Schnecken, Lachaniko, Fleisch mit Kartoffeln, Souvlaki und – auch der Nachtisch fehlte nicht! – Wassermelone. Von allem jede Menge – jeder wurde mehr als satt.
Nach einer ca. halbstündigen Verdauungspause, in der man schon fast dachte „ich geh nach Haus, ich kann nich mehr“ fing dann das Feiern an: die Musik spielte auf, die ersten fingen an zu tanzen, irgendwann war das ganze Dorf auf der Tanzfläche. Zwischendrin ein älterer, stabiler Herr, der wie ein Flummi durch die Menge tobte, alle zum Tanz aufforderte und gerne auch mal eine junge Dame auf die Tanzfläche „entführte“, auch wenn sie ihn um Haupteslänge überragte.
Und beim Tanz war von „Flummi“ nichts mehr zu merken; die Ausstrahlung natürlicher Eleganz und Würde wurde dem Klischee des „stolzen Kreters“ komplett gerecht.
Ein rauschendes Fest für alt und jung – bis in die frühen Morgenstunden.
Und aus berufener Quelle wissen wir, dass es am darauffolgenden Abend beim „Resteessen“ nicht weniger lustig zuging!
Aber nicht nur deshalb ist Agios Spiridonas einen Besuch wert: ganz in der Nähe befindet sich die minoische Ausgrabungsstätte „Praissos“, um die sich Nikos, der Bürgermeister von Agios Spiridonas, ganz persönlich kümmert.
Radio Kreta schaut sich das bald mal bei Tageslicht an!