Ein Interview mit dem Buchautor Andreas Deffner

Quelle: Susanne Schirdewahn, Berlinonline.de

Susanne: Blaues Hemd, blaue Augen – sind Sie etwa so ein „Blau-Typ“?

Andreas: In etwa schon. Blau und Grau. Das trägt sich gut. In meinem Ausweis stand einmal bei meiner Augenfarbe: Blau-Grau-Grün.

Susanne: Heute ist der Himmel auch so schön kobaltblau.

Andreas: Und die griechische Fahne ist es auch. Blau und weiß.

Susanne: Griechenland, über das Sie gerade ein zweites Buch schreiben, steckt in einer schweren Krise…

Andreas: Ich mache mir zwar Sorgen. Aber ich vertraue den Griechen, die immer schon sehr einfallsreich waren. Wenn es irgendwer schafft, sich aus einer solchen Krise zu hieven, dann die Griechen. Eine derartige Situation in Deutschland wäre ja undenkbar. Dann würde ich mir echte Sorgen machen. In meinem Buch „Das Kaffeeorakel von Hellas“ zitiere ich eine meiner griechischen Bekannten: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“

Susanne: Nicht ernst?

Andreas: Man muss es natürlich ernst nehmen: Lange Zeit glaubte eine Reihe von Politikern, man könne Griechenland reformieren, ohne auf die Besonderheiten und Bedürfnisse des Landes einzugehen. Es ist nicht so einfach, wie es gern beschrieben wird. Nach dem Motto: „Die sind alle viel zu früh in Rente gegangen…“

Susanne: Haben Sie Ihr Buch auch mit dem Anliegen geschrieben, für mehr Verständnis zu sorgen?

Andreas: Auch um genauer hinzugucken, wie das Leben dort tatsächlich ist. Das Alltagsleben ist nirgends nur Spaß, auch nicht in Griechenland. Die unzähligen Kioskbesitzer etwa sitzen von morgens bis abends sieben Tage die Woche in ihren nicht klimatisierten Holzbuden am Straßenrand. Und das für einen Verdienst, für den ein bei der BVG angestellter Busfahrer nicht einmal einsteigen würde. Oder mein Freund Perikles. Er ist Tavernen-Besitzer; bis vor wenigen Jahren, als seine Eltern noch lebten und mithelfen konnten, war die Taverne jeden Tag geöffnet. Und das seit 1950! Da kann man nicht sagen die Griechen seien faul. Perikles kommt monatelang nicht zum Schwimmen, obwohl das Meer vor der Haustür liegt.

Susanne: Ihr Buch liest sich wie eine große Liebeserklärung. Kann man als Liebender denn auch Kritik zulassen?

Andreas: Das muss man sogar in einer harmonischen Partnerschaft! So gesehen ist Griechenland die perfekte Ehefrau. Mit all den Fehlern. Man kann sich auch mal über die Griechen ärgern. Dennoch führt man die Beziehung gern fort. Immerhin lasse ich sie in meinem Buch oft genug zu Worten kommen. Und die Griechen sind ganz schön kritisch.

Susanne: An einer Stelle sagen Sie – ganz braver Ehemann – dass Sie nach all dem Reden über Schwierigkeiten erst mal schlafen gehen.

Andreas: Es war klar, dass die Diskussion noch Stunden gehen würde, obwohl alles gesagt war. Die Griechen lieben das, sich hineinzusteigern, aber am Ende versöhnen sie sich auch.

Susanne: Klingt tatsächlich nach guter Ehe.

Andreas: Und einer großen Bereicherung.

Buchtipp: Andreas Deffner – Das Kaffeeorakel von Hellas