Von Antje Klein aus dem Norden Deutschlands.
„1982 flog ich zum ersten Mal nach Kreta. Gemeinsam mit Schwester und Freundin, ausgestattet mit einem Rucksack, sehr wenig Geld und großer Neugier ging es von Hamburg nach Heraklion. Bereits beim Betreten der Insel war ich fasziniert und begeistert, es war Mitte Oktober und die Sonne brannte, Thymiandüfte kamen mir entgegen, ich hörte eine melodische Sprache, sah eine karge Landschaft mit einem tiefblauen Meer. Das Ankommen war die Verlobung mit der Insel. Ich ahnte nicht, dass sich ein lebenslanges Verhältnis anbahnte.
Unser Ziel war der Süden Kretas. Die Straße führte über die Berge in Richtung Agia Galini, weiter nach Plakias und dann Richtung Hora Sfakion. Gereist wurde mit dem Bus. Jeder der damals unterwegs war, erinnert sich an die abenteuerlichen Fahrten. Es wurden etliche Pausen gemacht, Waren verladen, Kontakte vertieft und Raki getrunken. Oft wurden wir auch von Einheimischen auf dem offenen Wagen, der Transportfläche für Schafe oder Früchte, mitgenommen. Das war immer ein Glückserlebnis für die Sinne, auf diese Weise unmittelbar die Landschaft zu erleben.
Es war kein Zufall, dass wir auf dem Weg nach Hora Sfakion in Patsianos ausstiegen. Im Reiseführer wurde der Ort Frangokastello als eine öde, triste Ansammlung von Häusern geschildert, allerdings der Strand und das gewaltige Panorama bekamen sehr gute Beurteilungen.
Es hieß in dem Buch: entweder man verlässt unverzüglich diesen Ort, weil man es nicht aushalten kann, oder man nimmt diese gewaltige Landschaft mit der tellerartigen Ebene und den hohen schroffen Bergen an. Dann jedoch kommt man immer wieder dort hin. Diese Beschreibungen hatten mich neugierig gemacht.
Mühsam liefen wir von Patsianos über Felder und steinige Wege zum Meer. Mit vollem Gepäck benötigten wir eine gute Stunde. Unter dem Kastell war ein menschenleerer Strand, ich sah kaum Einheimische, schon gar keine Touristen. Es war das Paradies. Ab und zu ratterte ein Moped über die Ebene.
Beim Erkunden der Gegend kam meine Schwester hinter dem Turm am kleinen Hafen in eine kleine Taverne. Sie hatte eine Terrasse und lag am Meer mit einem atemberaubenden Blick übers Meer in Richtung Westen. Ich hatte das Gefühl, ich nehme an einem großen Schauspiel teil, als an diesem Abend sich die Sonne ins Meer senkte.
Wir lernten Spiros, den Wirt, seinen Bruder Stelios und seine Eltern Maria und Manolo kennen und mieteten ein Zimmer für die Nacht. Das Haus war noch nicht fertig, die vier Zimmer, die damals vermietet wurden, waren spartanisch eingerichtet, es gab keinen Strom, nur eine kalte Dusche auf der einzigen Toilette.
Maria kochte am Abend eine Fischsuppe, die hervorragend schmeckte. Viele Nachbarn kamen, um nach uns, den Gästen, zu schauen. Die Gastfreundschaft der Kreter machte es mir sehr leicht, mich wohl zu fühlen; es gab viel zu erzählen und es entwickelten sich freundschaftliche herzliche Kontakte.
In der Nacht hörte ich den Wellen zu, ich hatte das Gefühl, sie schlagen unmittelbar neben meinem Bett auf die Felsen. Die Lage der Taverne direkt am Meer hatte mich in den Bann gezogen.
Am nächsten Morgen fuhren wir in Richtung Hora Sfakion, dann weiter die Südküste entlang mit dem Schiff nach Paleochora. Anschließend ging es in Richtung Norden nach Chania. Es war überall schön, Frangokastello jedoch hatte mich emotional stark berührt und die gesetzten Maßstäbe waren beim Besuch der anderen Orte hoch.
Manche von uns Frangokastellianern behaupten sogar, auch der Mond scheint dort in einer Intensität, die es woanders nicht gibt. Ich änderte meine Reisepläne, da mich große Unruhe befiel. Ich musste noch einmal vor meinem Abflug in den Süden nach Frangokastello. Dieses Erlebnis ist jetzt 36 Jahre alt.
Vieles hat sich verändert auf der Insel, Frangokastello jedoch ist einmalig geblieben und wird immer die Sehnsucht meiner Gedanken, ein bisschen Heimat und in jedem Jahr mein Ziel sein.“
Ich war 2018 im Frühjahr und Herbst einige Tage in Frangokastello und habe mich in diese „Ecke“ verliebt.
2019 bleibe ich aber nicht nur einige Tage! Es ist wirklich wunderschön …
Moin und Kalimera Antje, Frangokastello gehört auch zu einer meiner Lieblingsorte. Bin gerade im Oktober wieder ein paar Tage in Frangokastello gewesen. Der Ort hat eine bestimmte Atmosphäre, die man irgendwie schwer beschreiben kann. Besonders abends, diese gute und saubere Luft und der besondere Geruch des Ortes. Es riecht in Frangokastello anders als in Hora Sfakion, Sougia oder Paleochora. Ich mag sehr diesen Geruch.
Im Winter 2016 habe ich 1 Monat in Frangokastello verbracht. Ich bin der einzige Gast im Dorf gewesen. Das war eine schöne und interessante Erfahrung.
Frangokastello tut bis heute polarisieren, entweder man mag den Ort oder nicht….
vg aus Hamburg, kv