Das sind doch mal wieder Neuigkeiten: Griechenland plant, den Gebrauch von medizinischem Marihuana zu legalisieren. Da gab es das erste Cannabis-Festival, die Regulierung von Industriehanf, die Strafminderung für den persönlichen Gebrauch – in den letzten Jahren wurde die Gesetzgebung hinsichtlich der Pflanze gemildert und flexibilisiert. Die letzte Maßnahme ist nun eine von der Regierung in Auftrag gegebenen Bildung einer Expertengruppe, die den Grundstein legen soll, um die Tür für die Legalisation von Marihuana zu medizinischen Zwecken zu öffnen.
Die griechische Gesetzgebung gehört, was Cannabis betrifft, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, zu einer der eher Konservativsten. Allerdings scheint sich langsam eine Veränderung abzuzeichnen und der griechische Staat scheint bereit, einem neuen Markt die Türen zu öffnen. Es fand bereits ein erstes „Marihuana-Festival“ statt und nach einem 60 Jahre lang andauernden Verbot legalisierte die Regierung den Industriehanf.
Die Anhänger der Legalisation machen sich die Präsenz der Linksparteien wie Syriza zunutze, da diese anscheinend eher dafür stimmen, die Gesetze zu entschärfen. Jetzt liegt sogar die Möglichkeit auf dem Tisch, die Anwendung von medizinischem Marihuana zu erlauben. Vier Monate lang analysiert ein Expertenteam die Situation des Landes und schlägt Maßnahmen vor, damit Patienten Marihuana zu medizinischen Zwecken konsumieren können.
Das Team besteht aus Akademikern, Psychiatern (!!!), Wissenschaftlern und Rechtsberatern des Premierministers, des Gesundheitsministeriums und des Justizministeriums. Dazu kommen auch noch Vertreter von Patientenvereinigungen. Ihre Mission besteht darin, Regelungen vorzuschlagen, die den medizinischen Einsatz von Marihuana möglich machen. Deshalb studieren sie den aktuellen Gebrauch von Cannabis und den rechtlichen Rahmen.
Diese Maßnahme entstand, weil verschiedene Parlamentarier von Syriza die Legalisierung von medizinischem Marihuana verlangt hatten. Aber ob das gelingt, steht noch in den Sternen. Schon 2011 schlug der damalige Justizminister Miltiades Papaïoannou vor, kleine Mengen an „Gras“ zu entkriminalisieren. Das Kabinett genehmigte sogar einen Gesetzentwurf, aber der Vorschlag von Papaïoannou, der zu dieser Zeit auch Mitglied der Weltkommission für Drogenpolitik war, schaffte es nicht, sich durchzusetzen und so wurde der Gesetzentwurf nie abgesegnet.
Die Strafen
Zur Zeit wird der Besitz von Marihuana für persönlichen Gebrauch mit einer Maximalstrafe von bis zu fünf Monaten Gefängnis geahndet, eine Strafe, die in einigen Fällen durch ein Rehabilitationsprogramm ersetzt werden kann. Noch vor fünf Jahren lag die Strafe für diejenigen, die in Besitz irgendeiner Droge waren, egal, ob es sich nur um kleine Mengen handelte, viel höher – konkret bis zu fünf Jahren.
Eine Änderung des Gesetzes im Jahr 2013 verringerte die Gefängnisstrafe, solange das Gras für den Eigenbedarf bestimmt war, denn der Verkauf wird weiterhin mit einer Haftstrafe von mindestens acht Jahren geahndet. Was allerdings ‘eine kleine Menge’ bedeutet, muss jeder Richter selbst bestimmen, der dann entscheiden muss, ob die gefundene Menge für den persönlichen Gebrauch bestimmt war oder nicht. Aber nichtsdestotrotz ist diese Regelung strenger als in anderen Ländern, wie zum Beispiel Spanien, wo man Cannabis privat konsumieren darf. Und was medizinisches Marihuana betrifft, fehlt es an spezifischen Gesetzen.
Ein weiteres Zeichen, dass eine etwas offenere Haltung erkennen lässt, ist die Durchführung des ersten „Athens Cannabis Protestival“ in 2015. Dies fand auf den berühmten Platz Syntagma statt und die Demonstranten forderten die Legalisation von Marihuana und die Entkriminalisierung für den persönlichen Gebrauch. Konkret gesagt war der Slogan des Marsches der Kampf dafür, dass ein jeder die Substanz seiner Wahl konsumieren darf.
Unter den Organisatoren der Veranstaltung fanden sich Mitglieder der Jugendbewegung und der Menschenrechte von Syriza. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras war nicht anwesend, auch wenn seine Parteigenossen seine Anwesenheit gefordert haben, da er diese Bewegung in der Vergangenheit unterstützte. Das Poster, das für dieses Festival wirbt, zeigt Athene, die Göttin der Weisheit und des Kampfes, wie sie Cannabis-Pflanzen züchtet.
Die Anhänger der Legalisation und die Verantwortlichen für das Festival sehen Uruguay als Referenzmodell. Dort kann jeder Einwohner bis zu sechs Hanfpflanzen halten, solange er damit keinen Handel treiben will. Außerdem betonen sie nachdrücklich den wirtschaftlichen Gewinn, den eine Legalisierung bedeuten würde. In einem offenen Brief an Tsipras schätzen die Demonstranten, dass diese Maßnahme einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro und die Schaffung von 40.000 neuen Arbeitsstellen bringen würde.
Haschisch im Kafenio
Aufgrund seiner Geschichte sticht Griechenland als Cannabis-Produzent hervor. In den 1920er Jahren verbreitete sich der Konsum des sog. Grases rasant. Die Griechen, die aus der Türkei zurückkehrten, brachten die Gewohnheit mit, Haschisch zu rauchen. Hasch wurde laut einer Studie normalerweise in den Cafés konsumiert, die sich in der Region rund um den Hafen Piräus und im Zentrum von Athen befanden.
In den nächsten Wochen soll ein Gesetzentwurf über die Nutzung von pharmazeutischem Cannabis ins griechische Parlament eingereicht werden. Demnächst wird das Land laut seinem Vize-Landwirtschaftsminister Giannis Tsironis den industriellen Anbau von Marihuana entwickeln.
Diese Worte erklangen während der Athens Cannabis Expo 2018. Laut den Organisatoren der Ausstellung wird Cannabis in der Lage sein, Griechenland aus der Krise zu bringen. Tsironis betonte dabei unter Berufung auf Daten internationaler Unternehmen für die Produktion von Hanfmedikamenten, das Land habe ein perfektes Klima für den Anbau von Marihuana. Deshalb sollte man diese Vorteile nutzen.
Dem Generalsekretär des Wirtschaftsministeriums Efstratios Zafeiris zufolge besitzt Cannabis ein enormes Potential, weil daraus 22.500 diverse Produkte hergestellt werden können. Die Produktion von Hanf würde der griechischen Wirtschaft einen wesentlichen Impuls geben.
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