„Die Europäer sollen zusammenhalten“
Heute spielt Deutschland gegen Griechenland. Fußball. Kein Grund, irgendeine Symbolik zu bemühen, sagt der Grieche Vikentios Konstantinidis.
Bad Salzungen – Ein Schild hängt an der Tür des Restaurants. „Wir übertragen alle Spiele mit deutscher und griechischer Beteiligung“ steht darauf. Und: „Wir bekämpfen die Krise auf unsere Art“, steht da auch. Was Vikentios Konstantinidis, Chef des griechischen Restaurants „Artemis“ in Bad Salzungen, damit meint? Die politische Krise? Die Fußball-Krise? Er lacht. Ein Gespräch über Deutschland und Griechenland, über Politik und Fußball:
Herr Konstantinidis, wann waren Sie zuletzt in Griechenland?
Im vergangenen Jahr, in meiner Heimatstadt. Mama, Papa, mein Bruder und zwei Schwestern leben dort, in Alexandropoli, der Stadt Alexanders des Großen, fast an der Grenze zur Türkei, die vorletzte Stadt Griechenlands.
Die Sie vor vielen Jahren verlassen haben.
Ich habe in mehreren Ländern gelebt. Hierher, nach Deutschland bin ich als Tourist gekommen, 1994, in den goldenen Jahren. Tja – und dann bin ich geblieben und hab jetzt Frau und Kind hier.
Sind Sie Fußballfan?
Ich höre gern Fußball, aber ich gucke nicht. Ich kann nicht hinsehen – dafür habe ich nicht die Nerven.
Die aktuellen Ereignisse in Griechenland, in Deutschland, in Europa?
Verfolge ich, kenne ich. Aber Politik ist nicht mein größtes Interesse. Mich interessiert meine Familie, ich lebe für sie, sie ist mir heilig. Ich lebe nicht für Griechenland, ich lebe nicht für Deutschland. Ich lebe nur für meine Familie – die ist mein Lebenssinn.
Aber Sie hören von Ihren Verwandten, wie das Leben in Griechenland läuft.
Es ist schwer, dort zu leben, in den letzten Jahren, aber nicht nur dort. Ist es anderswo nicht genauso schwer? In Bulgarien, in Rumänien schwerer? Es ist immer schwer, wenn nur Reiche und Arme existieren und keine Mittelschicht. Wer bezahlt die Steuern? Die Mittelschicht. Wenn sie kaputt geht, geht alles kaputt.
Wie denken Sie über den Umbruch, der in Griechenland wohl bevorsteht?
Ich denke, dass ich nichts machen kann. Ich hoffe, es wird gut und ich glaube, irgendwann wird es gut. Für mich ist die Hauptsache in der Politik: Die Europäer sollen zusammenhalten, dann überstehen wir das. Die Krise ist doch in der ganzen Welt.
Von wegen Krise – welche meinen Sie auf Ihrem Schild und wie wird sie bekämpft?
Welche Krise? Ach, die Fußballkrise – wer kommt weiter und wer nicht. Da wäre dann noch die Krise der ganzen Welt – über die wollen wir jetzt mal nicht reden. Aber mit der Übertragung der Fußball-Spiele bekämpfe ich erst mal meine Krise – ohne Fußball käme an diesen Abenden niemand ins Restaurant.
An die viel zitierte Symbolik des Spiels von heute Abend glauben Sie nicht?
(lacht) Was für ein Symbol sollte das sein? Fußball. Das ist nur ein Spiel, es soll gewinnen, wer besser ist. Sport mit Politik zu vermischen, das ist für mich die falsche Sicht.
Und wer gewinnt heute?
1:0 für Deutschland, denke ich. Die Griechen haben die beste Abwehr Europas, aber sie können keine Tore schießen. Und mein Tipp fürs Finale: Deutschland gegen Spanien.
Interview: Maria-Theresia Wagner, In Suedthüringen.de
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Meine Symbolik sagt mir ganz klar: 2:1 für Griechenland.