Heute vor genau 115 Jahren kam ein „verspätetes Christkind“ in Berlin zur Welt, das die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wohl gesanglich und schauspielerisch geprägt hat, wie sonst nur wenige (sie ist da in wundervoller Gesellschaft….), nämlich Marlene Dietrich.
Eine der „Grandes Dames“ der damaligen Zeit und auch heute noch, obwohl oder gerade weil wir viel über sie wissen, immer noch eine schillernde, exzentrische und „trendsettende“ Figur des „Showbusiness“ und der damaligen Gesellschaft, vor allem des weiblichen Teils ebendieser.
Die Radio Kreta Musikredaktion ist in Teilbereichen recht gut mit dem Leben, Schaffen und Wirken der „Diva“ vertraut (Buchtipp siehe unten), hat sich aber mal wieder zusätzlich im Internetz schlau gemacht und u.a. auf die wertvollen Informationen der Damen und Herren, die Wikipedia immer so toll füttern, zurückgegriffen.
Marlene Dietrich wurde am 27. Dezember 1901 in Schöneberg als Marie Magdalene Dietrich geboren war eine gebürtige deutsche Schauspielerin und Sängerin, die 1939 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm.
Sie zählt neben Hildegard Knef und Romy Schneider zu den größten weiblichen Leinwandlegenden, die der deutsche Film hervorgebracht hat und die auch international zu Ruhm und Erfolg gelangten. Zu ihren Markenzeichen wurden ihre langen Beine, ihre tiefe, rauchig-erotische Stimme und die von ihr getragenen Hosenanzüge, wodurch diese in den 1930ern für Frauen salonfähig wurden.
Marlene Dietrich begann ihre Karriere als Schauspielerin am Theater und in Stummfilmen in den „goldenen Zwanzigern“ in Berlin. Der Aufstieg zur international berühmten Künstlerin gelang ihr 1930 durch die Hauptrolle im Film „Der Blaue Engel“.
Anfang der 1930er ging sie mit ihrem Regisseur Josef Sternberg in die USA, wo sie unter seiner Regie und an der Seite von Gary Cooper das Drama „Marokko“ drehte, für das sie eine Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin erhielt. Mit Filmen wie „Shanghai-Express“ und „Der große Bluff“ etablierte sie sich als erster deutscher Filmstar in Hollywood.
Während des Nationalsozialismus in Deutschland weigerte sich die Schauspielerin die NS-Propaganda zu unterstützen. Stattdessen engagierte sie sich während des Zweiten Weltkriegs bei der US-Truppenbetreuung, indem sie für die amerikanischen Soldaten sang und Verwundete in Lazaretten besuchte. Nach Kriegsende wurde ihr für ihren Einsatz u. a. die Freiheitsmedaille durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten verliehen.
Ab den 1950er Jahren stand sie überwiegend als Sängerin auf der Bühne und feierte weltweit Erfolge. Zu ihren berühmtesten Liedern zählen „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Lili Marleen“, „Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin“ und „Sag mir, wo die Blumen sind“.
Anerkennung für ihre schauspielerischen Leistungen erhielt sie in diesen Jahren für „Zeugin der Anklage“ (1957) unter der Regie von Billy Wilder und für „Das Urteil von Nürnberg“ (1961) an der Seite von Spencer Tracy. Nach den Dreharbeiten zu ihrem letzten Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ (1978) beendete die Künstlerin ihre Karriere aus gesundheitlichen Gründen. Bis zu ihrem Tod im Jahre 1992 lebte sie zurückgezogen in ihrer Pariser Wohnung.
Alle Details über ihr Leben von der Kindheit (über die sie später in ihren Memoiren schrieb „Meine Eltern waren wohlhabend, ich habe die denkbar beste Erziehung genossen.“) über ihre Jugend, die Auswanderung nach Amerika, ihre Bühnen und (Stumm-) Film Erfolge in Hollywood, das abgelehnte Angebot Josef Goebbels´, ihre Drehs u.a. mit Cary Grant, Greta Garbo und Katherine Hepburn unter Hitchcock, Lubitsch, Welles und Wilder, ihren Imagewandel mit „Der grosse Bluff“ und ihr Engagement im 2. Weltkrieg könnt Ihr alles im WWWeb wirklich so ziemlich alles nachlesen.
Ein Jahr vor Kriegsausbruch verlegte Marlene Dietrich ihren europäischen Hauptwohnsitz nach Paris, von wo aus sie begann, Flüchtlinge aus Deutschland und emigrierende Künstler aktiv und finanziell zu unterstützen. Am 9. Juni 1939 legte Marlene Dietrich die deutsche Staatsbürgerschaft ab und nahm die US-amerikanische an.
Nachdem sich ihr Geliebter Jean Gabin in Amerika freiwillig zu den französischen Befreiungsstreitkräften gemeldet hatte, brannte Marlene Dietrich ebenfalls darauf, ihren Anteil für den Kampf gegen den Hitlerfaschismus zu leisten.
Sie entschloss sich, wenn sie schon nicht wie ein Mann kämpfen durfte, dann doch als Sängerin für die GIs möglichst nahe der Front aufzutreten. Beim Vormarsch nach Deutschland wollte sie möglichst früh in Deutschland sein. Während der Ardennenoffensive entkam sie knapp einer Gefangennahme. Wegen ihrer bedingungslosen Solidarität für die kämpfenden „Boys“ wurde sie eine der beliebtesten und begehrtesten Akteurinnen der amerikanischen Truppenbetreuung in Afrika und Europa. Später resümierte sie, nie wieder solch einen intensiven Kontakt zu ihrem Publikum gehabt zu haben.
Das Kriegsende erlebte sie mit den amerikanischen Truppen im tschechischen Pilsen. Ihr politisches und soziales Engagement gegen das NS-Regime fand international deutlich früher eine Würdigung als in ihrem Heimatland Deutschland, wo ihr Handeln bei vielen auf Unverständnis stieß. Durch ihr Handeln sei sie nicht nur gegen Hitler aufgetreten, sondern auch gegen viele Millionen einfacher deutscher Soldaten. Der Begriff der „Verräterin“ wurde (auch heute noch) vielfach publiziert und diskutiert.
Mit dem Beginn des Kalten Krieges wurde ihr Engagement zunehmend pazifistisch. Am deutlichsten machte sie dies mit dem Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“ von Pete Seeger.
Bei Konzerten in Polen, in Russland und in Israel wurde sie begeistert empfangen. In Israel verbot ihr Manager ausdrücklich, auf der Bühne Lieder mit deutschen Texten vorzutragen, was nach dem Zweiten Weltkrieg verboten war. Gleichwohl widersetzte sie sich spontan seiner Anordnung: „Ich singe nicht ein Lied auf Deutsch – sondern neun!“.
Zunächst war das Publikum schockiert, doch dann brach das Eis und man applaudierte ihr bewegt, beeindruckt von ihrem Mut und ihrer Ehrlichkeit. Damit war sie auch die erste Sängerin, die in Israel deutsche Texte auf der Bühne singen durfte. Dietrich hatte auf dem Flug nach Israel von einer Stewardess ein israelisches Volkslied gelernt, das sie als Zugabe sang, wofür das israelische Publikum sie liebte.
Mit Hildegard Knef verband sie über Jahrzehnte eine fast mütterliche Freundschaft. Marlene Dietrich bekam zunehmend Alkoholprobleme und beendete ihre Bühnenkarriere nach einem Oberschenkelhalsbruch bei einem Auftritt in Australien im Jahr 1975.
Drei Jahre später trat sie letztmals für den Film „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ – u. a. neben David Bowie – vor die Kamera.
Nach den Dreharbeiten zog sie sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und lebte abgeschieden in ihrem Pariser Appartement in der Avenue Montaigne 12, dessen Bett sie in den letzten elf Jahren bis zu ihrem Tod nicht mehr verließ.
Nachdem 1963 ihr erstes Buch mit dem Titel „ABC meines Lebens“ erschien, wurde 1979 ihre Autobiografie veröffentlicht: „Nehmt nur mein Leben“. 1987 erschien eine etwas abgewandelte Version dieser Autobiografie mit dem Titel „Ich bin, Gott sei Dank, Berlinerin“.
Die Dietrich bat ihre Tochter Maria Riva: „Schreib ein Buch über mich. Nur Du kannst es. Die ganze Wahrheit. Aber erst nach meinem Tod.“ (Anmerkung der Radio Kreta Literatur-Redaktion, die der Musikredaktion so manches Mal reinredet: Das hat Maria getan und zwar auf fast tausend Seiten in ganz wundervoller Art und Weise. Ein tolles Buch!!!)
1992 starb Marlene Dietrich in Paris – offiziell – an Herz- und Nierenversagen. Marlene Dietrichs Sekretärin und Freundin Norma Bosquet, die sie in den letzten Wochen ihres Lebens fast täglich in ihrer Pariser Wohnung besuchte, erklärte, dass sich die Schauspielerin wahrscheinlich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben genommen habe, nachdem sie zwei Tage zuvor einen zweiten Schlaganfall erlitten hatte.“
Ihre umfangreiche Filmo- sowie Diskografie findet Ihr an den angegebenen Quellen – ebenso ihre vielzähligen, z.T. posthumen Auszeichnungen, darunter den Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“, die Namensgebung („Marlene“) eines 1923 entdeckten Asteroiden, die Ernennung zum „Ritter der französischen Ehrenlegion“ (Chevalier de la Légion d’Honneur) und der Verleihung der Ehrenbürgerschaft von Berlin.
Radio Kreta gedenkt einer ganz Großen und Unvergessenen des Musik- und Show-Business. Danke, Marlene.
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