Da hatten wir nun im Mai 2009 in Heraklion sowohl standesamtlich als auch kirchlich geheiratet und schauten uns logischerweise auch nach einer permanenten Bleibe um, denn das kleine Ferienapartment östlich der „großen Stadt“, das wir bis dato bewohnten, hatte von der großen Dachterrasse aus zwar einen umwerfenden Blick sowohl auf´s Meer als auch auf den Psiloritis, war aber auf Dauer und vor allem in den Wintermonaten keine wirkliche Option.
Da wir im Vorfeld unserer Hochzeit jede Menge Leute – sowohl Griechen als auch Ausländer – kennengelernt hatten, die zum Teil auch zu unserer Hochzeitsfeier kamen, war unsere „Suche“ natürlich bald rum in diesem Kreis. Und prompt kam ein Angebot: ein Häuschen im Westen Heraklions, ungefähr oberhalb des Heizkraftwerkes, schön gelegen mit großem Garten mit Maulbeer-, Orangen-, Zitronen- und Mispelbäumen, einem Swimmingpool und sehr ruhig. Wir waren von der Idee spontan begeistert und machten einen Besichtigungstermin fest.
Bei besagter Besichtigung stellte sich das „Häuschen“ als ausgewachsenes Haus raus – eigentlich viel zu groß für uns. Der mittlerweile recht wildwüchsige Garten ein Traum, der Pool allerdings überflüssig – und das alles leider mit Miete plus Nebenkosten viel zu teuer. Für uns und für hiesige Verhältnisse – vor allem für ein Haus, das man in diesen Ausmaßen überhaupt nicht braucht. Seufz! – ein Traum für eine fünf- bis achtköpfige Familie mit Kindern und Hund, aber totaler Quatsch für uns.
Noch dazu hat es uns ja noch nie wirklich an die Nordküste – und schon gar nicht in die Gegend einer Großstadt – gezogen, aber angucken wollten wir uns das Haus halt schon mal. Und damit war´s dann auch schon wieder gut.
Das wirklich Interessante und leicht Schockierende für uns relativ aufgeklärte Mitteleuropäer war allerdings die Antwort auf die Frage, warum die deutsche Vermieterin und Zitronenbäumchen-zur-Hochzeit-Schenkerin dieses Schmuckstück denn eigentlich vermieten wollte. Wir wussten bereits, dass sie schon seit vielen Jahren auf Kreta lebte, beständig in einem Tourismusunternehmen in Heraklion arbeitete und mit einem griechischen Journalisten verheiratet war, der allerdings kurz zuvor ganz plötzlich und unerwartet an einem (so vermutete man) Herzinfarkt gestorben war. Die Witwe, nennen wir sie einfach mal Ute, war 100%-ig hier integriert, sprach die Sprache perfekt und liebte ihr Haus und den Garten ganz offensichtlich sehr. Und trotzdem teilte sie uns mit, dass sie schweren Herzens ihr geliebtes Kreta verlassen und nach Deutschland zurück gehen würde.
Auf unsere entgeisterte Frage „Aber Warum???!“ kam eine Erklärung, auf die keiner von uns wirklich gefasst war: Ute hatte in eine traditionelle kretische Familie eingeheiratet, auch wenn ihr verstorbener Mann offensichtlich ein ziemlicher Freigeist war. Nun war sie verwitwet, in den „besten Jahren“ (um die 50) und da meldete doch der eine und der andere Schwager seine „Rechte“ auf die Witwe des Bruders an – in Extremfällen auch physisch und psychisch übergriffig. Ute dachte eine Zeit lang noch, sie könnte sich dessen erfolgreich und nachhaltig erwehren, gab dann aber auf und zog es vor, ihre Zelte hier abzubrechen und den Mann und alles andere, das sie so sehr geliebt hat, hier zurück zu lassen. Traurige Traditionen….
Radio Kreta – manchmal auch Geschichten aus der gefühlten Steinzeit.
Aber es geht auch lustiger: Hochzeit auf Kreta!
und was willst Du uns denn erzählen?