Gesundes Olivenöl – giftige Abfälle.

Was wir bisher nicht wussten – und Ihr vielleicht auch nicht: bei der Produktion von Olivenöl bleiben umweltbelastende Reststoffe zurück. Forscher des Projekts „En-X-Olive“ untersuchen, wie sie diese Abfälle zu Antioxidantien für die Kosmetikindustrie und Nährstoffe für die Düngerproduktion weiterverarbeiten können.

Auch das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart ist an dem Projekt beteiligt und produziert Biogas aus den Reststoffen des Olivenöls. So weit, so gut!

Aber da gibt es im Rest Europas – vor allem hier in Griechenland – offensichtlich ein Entsorgungsproblem, das wir kopfschüttelnd und recht besorgt zur Kenntnis nehmen und geben.

Elaiolado
Das Gold Griechenlands.

In Europa werden jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Olivenöl produziert.

Als Abfallprodukte fallen hierbei flüssige und feste Reststoffe an, die Polyphenole enthalten. Diese werden vom gemeinen Bauern auf Kreta Kazikaros genannt. Was Ziegenscheiß meint.

Diese aromatischen Verbindungen sind zwar natürlichen Ursprungs, aber in dieser hohen Konzentration dennoch giftig. Gerade die flüssigen Reststoffe können daher nicht einfach in Flüsse oder Seen eingeleitet werden und stellen in Anbauregionen in Italien, Griechenland und Spanien ein Entsorgungsproblem dar.

Apokoronas: Ex und hopp – ab in den Fluss!

Blöd und unfassbar ignorant erscheint nun die Aktion einer offensichtlich recht skrupellosen Olivenmühle bzw. deren Betreiber, die die bei der Olivenölproduktion anfallenden Abfälle im Anavreti Fluss auf Apokoronas entsorgen, die Infektionen in der Schlucht unterhalb von Neo Chorio und ökologische Zerstörung der natürlichen Umwelt verursachen. Das berichtete heute Kriti24.gr.

Olivenoel Flasche
Bei der Produktion von Olivenöl fallen Giftstoffe an.

Denn diese Abfälle enthalten phytotoxische und biotoxische Stoffe, die extrem gesundheitsschädlich sind. Es wurde berechnet, dass die toxische Konzentration der enthaltenen Phenole bis zu tausend Mal höher ist als die der häuslichen Abwässer. Wenn diese Abfälle direkt in Frischwasser oder das Meer eingeleitet werden, wird die Selbstreinigungsfähigkeit der Systeme zerstört und das biologische Gleichgewicht verändert.

Auch wird durch die Einleitung der Abfälle in Wasser bzw. die Ausstreu auf Felder die Keimung verschiedener Samen und das Wachstum verschiedener Pflanzen verhindert, besonders betroffen sind hier Zitronen- und Orangenbäume, aber auch alle anderen Nutzpflanzen. Die Wirkung der Gifte besteht vor allem in der Reduktion von gelöstem Sauerstoff im Wasser, wodurch auch der Anteil anderer lebender Organismen reduziert wird. Dies kann zu Störungen im Gleichgewicht des gesamten Ökosystems führen.

Ähnliche Effekte zeigen sich auch bei hohen Phosphorkonzentrationen. Phosphor fördert und beschleunigt das Wachstum von Muscheln und erhöht die Eutrophierungswahrscheinlichkeit (Eutrophierung = Nährstoffanreicherung, meist mit nachteiligen Folgen für die Ökologie der Gewässer, sowie ihre Nutzbarkeit durch den Menschen. Eutrophierung beruht auf Nährstoffanreicherung – der Duden definiert sie „als unerwünschte Zunahme eines Gewässers an Nährstoffen und damit verbundenes nutzloses und schädliches Pflanzenwachstum“.

Im Gegensatz zu Stickstoff und Kohlenstoff, die als Kohlendioxid und Stickstoffgas nach deren Abbau entweichen kann, kann Phosphor nicht so ohne weiteres abgeschieden werden. Das bedeutet, dass es nur zu einem geringen Prozentsatz über die Nahrungskette entfernt wird. Das Vorhandensein von großen Mengen an Nährstoffen im Abwasser stellt ein ideales Medium für die Verbreitung von Krankheitserregern dar.

Gesundheitliche Gefahren bestehen demnach für Leben im Wasser und für Menschen, die mit dem auf diese Weise kontaminierten Wasser in Berührung kommen.

Da gibt es aber prima Alternativen!

In dem von der EU geförderten Projekt „En-X-Olive“ untersuchen Partner aus Forschung und Industrie, wie sich die Reste verwerten lassen. Die Idee ist es, zunächst verwertbare Substanzen wie Polyphenole zu extrahieren, um sie als natürliche Antioxidantien in der Kosmetik- oder Lebensmittelindustrie zu nutzen. Die übrige Biomasse soll energetisch verwertet werden. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts IGB prüfen, ob sich die Abfälle zur Biogasgewinnung eignen. Erste Untersuchungen im Labormaßstab zeigen, dass sowohl die flüssigen als auch die festen Reststoffe wertvolle Energie liefern, berichtete Vogel Business Media.

„Wir haben die Reststoffe nach einem am IGB entwickelten Verfahren vergoren, bei dem die Substrate in den Reaktoren während der Vergärung optimal durchmischt werden“, erläutert Prof. Dr. Dieter Bryniok. Je nach Zusammensetzung der jeweiligen Abfallfraktion wurden dabei aus festen Abfällen innerhalb von 20 bis 30 Tagen bis zu 720 Liter Biogas pro Kilogramm organischer Trockensubstanz gebildet. Bei den flüssigen Abfällen konnten die Forscher innerhalb von 10 Tagen 680 bis 980 Liter Biogas pro Kilogramm organischer Trockensubstanz nachweisen.

Zum Vergleich:

Eine konventionelle Biogasanlage mit Maissilage liefert im Schnitt 680 Liter Biogas pro Kilogramm organischer Trockensubstanz. Sogar die Gärreste lassen sich nutzen – etwa als organische Düngemittel. Dazu trennen die Forscher die übrigen Feststoffe aus der Biogasanlage ab, trocknen und pelletieren sie. So entsteht ein Dünger, der stabil und lagerfähig ist, sich leicht transportieren lässt und mit der üblichen Streutechnik auf Ackerflächen verteilt werden kann.

Das Gute daran….

Das Gute daran ist, dass der  Bürgermeister von  Apokoronou, Harry Koukianakis, nun – nach eigenem Bekunden – alle notwendigen Maßnahmen einleitet, um entsprechende und notwendige Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und dieser Umweltvergiftung entgegenzusteuern. Darunter läuft auch eine Entsorgungsanlage. O-Ton Koukianakis: 

„Es wird eine Investition für die Umwelt selbst und ihren Schutz sein, da es ernsthafte Risiken für die Qualität unseres Grundwassers gibt. Die Anlage wird Abfälle und Nebenprodukte der Ölmühlen verarbeiten und ein großes Problem in Apokoronas lösen. Es wird mehr als 200 Arbeitsplätze geben. Es ist eine Investition von mehr als 80 Millionen Euro, die dem Problem Einhalt gebietet und Familienunternehmen wie Olivenölmühlen weitere Nachhaltigkeit verleiht“. 

Bleibt zu hoffen, dass er auch meint, was er sagt….

Pause
Ipomoni – Geduld braucht der Mensch.

Allein auf der Halbinsel Apokoronas gibt es 12 zertifizierte Ölbauern, die 7.000 Tonnen Olivenöl produzieren. „Wir wollen auch, dass die Olivenölpflanzen weiterhin gedeihen und der Olivenölproduktion zur Verfügung stehen. Ich denke, dass die Entsorgungsanlage in einem Jahr komplett funktionieren wird „, bemerkt Koukianakis.

Unsere Frage: und was passiert bis dahin? 

Ein Kommentar

  1. Moin und Kalimera, interessanter Artikel, man lernt nie aus zum Thema Ölivenöl.

    Wer sich noch intensiver mit dem Thema Olivenöl beschäftigen möchte, dem kann ich das Buch „Extra Vergine: Die erhabene und skandalöse Welt des Olivenölsvon“ von Tom Mueller empfehlen.

    vg aus Hamburg, kv

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