19.02.2012 · Die Griechenland-Helfer erkennen die Dimension des Problems: Sie haben ein Entwicklungsland vor sich.
Von RALPH BOLLMANN, Frankfurter Allgemeine
Griechenland, das Schwellenland
Die Ausübung von Geschäften nach allgemein angebbaren Prinzipien, „die formal rationalste Form der Herrschaftsausübung“: So definierte der deutsche Soziologe Max Weber die Bürokratie. Von dieser Form der Rationalität ist in griechischen Amtsstuben wenig zu spüren. Als sich die benachbarte Türkei unter Atatürk in einen modernen Staat verwandelte, hatten die Griechen das Osmanische Reich schon seit hundert Jahren verlassen.
Rechnen, bis die Zahlen passen
Billiger als die Hilfspakete, heißt es in Regierungskreisen, werde eine Staatspleite ohnehin nicht. Auch dieses Argument zeigt, wie sehr das Land als ein gescheiterter Staat angesehen wird. Banken würden zusammenbrechen, heißt es, Löhne und Gehälter nicht mehr ausbezahlt, Patienten nicht mehr behandelt. Hilfskonvois müssten anrücken, Flüchtlingsströme seien zu befürchten. Der Druck zu helfen, würde sich sogar noch erhöhen – zumal ein griechischer Austritt aus dem Euro rein rechtlich nicht zu erzwingen sei.
So wird also eifrig gerechnet, so lange, bis Zahlen mit den politischen Vorgaben übereinstimmen. Mehr als 130 Milliarden Euro darf das zweite Hilfspaket bis 2014 nicht kosten, die privaten Gläubiger sollen 100 Milliarden Euro beisteuern, bis 2020 muss der Schuldenstand zumindest theoretisch auf 120 Prozent des griechischen Sozialprodukts zu drücken sein.
Aber die griechischen Parlamentarier können noch so viele Beschlüsse fassen, Politiker und Parteien noch so viel unterschreiben: Solange es keine funktionierende Verwaltung gibt, die das Beschlossene umsetzt, wird es nicht funktionieren. Auch nicht, solange ein einzelner Berater wie der EU-Helfer Horst Reichenbach mit einer kleinen Task Force und wenig Kompetenzen durchs Land reist.
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Das haben EU-Politiker nicht mal in den letzten zwei Jahren erkannt? Hat denn niemals einer von denen hier Urlaub gemacht, geschweige denn hier gearbeitet?
Und was macht der Bürger, wenn kein Staat existiert? Er handelt selbständig (baut ohne Baugenehmigung) und entwickelt Eigeninitiative (baut eigene Strassen). Weniger Staat, mehr Eigeninitiative. So wünscht man es sich in Deutschland. Hier wünscht es sich der Grieche andersrum. Allerdings nicht mit den gleichen Bürokraten und Politikern.
Ich wünsche mir, dass alle Griechen spüren und wissen, dass wir mit unserer Staatsführung ebenso unzufrieden sind, wie die Griechen mit der Ihrigen. Für die Politik können wir Bürger alle nur wenig. Okay, wir haben sie gewählt oder auch nicht. Diese Entscheidungen trifft aber die Politik und nicht die Bürger.
Wir werden nach wie vor in Griechenland Urlaub machen, weil wir die Menschen dort mögen und vielleicht einen kleinen Beitrag leisten können. Wir wünschen uns Direktflüge nach Kreta im Winter, dann würden wir auch ein zweites mal kommen. Ihr lieben Kreta-Fans, die Ihr doch alle seid, wenn Ihr diese Seite lest, auf nach Ellada. Hängt aber nicht den reichen Deutschen raus (So wie viele auf Malle, die in Deutschland zur „Unterschicht“ zählen), seid zurückhaltend, freundlich und hilfsbereit. Helft so, dass eure griechischen Freunde es nicht als Hilfe verstehen. Sonst wird es der griechische Stolz niemals zulassen. Macht im Familien- und Freundeskreis Werbung für dieses Land, viele sind derzeit verunsichert, aufgrund der Lage und wollen ihren Urlaub nicht hier verbringen. Der Tourismus ist aber für Kreta überlebenswichtig!
Und ihr lieben Kreter und Griechen, sägt nicht an dem Ast, auf dem Ihr sitzt.
Gruß aus dem noch recht kalten Deutschland
Thomas