Da war ich doch mal wieder zwecks Behördengängen in der „Großen Stadt“ (so heißt Chania bei uns „Südwestkretern“….) – selbige sind aber ausnahmsweise gar kein Thema heute, denn es lief alles extrem geschmeidig bei OAED & Co. Obwohl – allein deswegen wäre das eigentlich schon ein Ausnahmethema, aber das bleibt nun heute mal aussen vor…
Viel mehr möchte ich mich mal wieder über eine Beobachtung auslassen, von der ich noch gar nicht weiß, ob ich sie gut oder eher nicht gut finden soll….. Es geht um Fast-Food. Um griechisches Fast-Food. Um DAS griechische Fast-Food schlechthin. Es geht um…
Gyros Pita.
Nun hatte ich mich ja bereits vor ein paar Monaten über dieses eigentlich sehr leckere und gar nicht so ungesunde Gericht der griechischen „Schnell“-Küche ausgelassen – und zwar ob dessen „Verhunzung“ oder gar Pervertierung durch meine jugendlichen Landsleute, vielleicht erinnert Ihr Euch an meinen Ausflug mit meiner Yiayia Anna in die große Stadt und unser kulinarisch-philosophisches Gespräch?
Darum geht es heute hier allerdings nur sehr bedingt, denn heute treibt mich weitaus Vordergründigeres um. Da kam ich nun mit dem Bus so gegen 9h in Chania an und machte mich auf dem Weg zur OAED. Dort war alles in einer knappen halben Stunde erledigt, der anschließende Besuch bei OTE, DEH und Bank war auch ratzfatz erledigt und dann war es immer noch reltiv früh „in town“. Also 10h morgens.
Pita in Chania
Ich spazierte von der Markthalle in Richtung Westen, um dann meine kleine Streiftour durch die Altstadt einzuleiten. Wohlgemerkt: es war 10h morgens, ich war bereits seit knapp 5 Stunden auf den Beinen und hatte noch nichts gefrühstückt. Und da waren sie: die Geruchs-Schwaden frischen Fleisches vom Grill. Vom Gyros-Grill. Und zwar alle 5 Meter neu. Mal von rechts, mal von links.
Dieser Moment, wo man das Messer am Gyrosspieß herunter gleiten sieht und einem vor Vorfreude das Wasser im Mund zusammenläuft…
…ob Vegetarier das Gleiche beim Rasenmähen fühlen?
Wenn man bedenkt, dass so eine Gyros-Grill-Front ungefähr 4-5 Meter lang ist, kann man sich denken, worauf ich hinaus will: da sind in den letzten Monaten einfach eine Pita-Bude nach (und vor allem neben!!!) der anderen aus dem Boden gestampft worden, in denen wohl um spätestens 8h die Grills angeworfen werden und die bereits um 10h recht gut frequentiert sind – und zwar von Klienten aller Altersschichten. Da stehen Schulkinder und Studenten Schulter an Schulter mit Kurierfahrern, Obdachlosen und Rentnern – ab und zu wird auch mal ein Schlipsträger dazwischen ausgemacht!
Woran liegt das? Frühstückt der Grieche im Allgemeinen doch eher einen Sesamkringel – den famosen „Koulouri“ – eine blätterteigige Tyrópita, Spanakópita oder sonst ein – auch gerne mal süßes – Gebäck… Und jetzt das?
Gyros Pita zum Frühstück?
Vielleicht liegt das auch (oder vor allem?) an den durchaus humanen Preisen für solch eine quasi Hauptmahlzeit? 1,70 – 2,00 Euro für ein Frühstück, das gerne auch mal bis zum späten Nachmittag vorhält? Dann noch ein bisschen Paximadi, Tomate und Gurke zum Abendessen und gut is´ für den Tag, dessen finanzielle Planung krisenbedingt für die Meisten ja doch allmorgendlich eine neue Herausforderung darstellt?
Keine Frage – ich mag diese Pites auch sehr gerne und habe auch gleich nach meiner Rückkehr nach Paleochora in der Pita-Schmiede unserer Wahl eine solche mit Genuss verzehrt! Aber jeden Tag und dann auch noch zum Frühstück? Och neeeee…..
Egal – wie dem auch sei – es stellt sich doch vermutlich jeder auch mal die Frage, warum ein Gyros eigentlich Gyros heißt…. Und da weiß ich wiederum bescheid!
Worum sich alles dreht
Der Begriff Gyros (gr. γύρος) hat im Griechischen viele Bedeutungen: Die häufigste und ursprünglichste ist „Kreisel“ oder „Runde“. Er entspricht auch dem französischen Begriff „Tour“. So bezeichnet man etwa die „Tour de France“ im Griechischen als „Gyros tis Gallias“ (Rundfahrt Frankreichs). Das Verb zu Gyros ist „gyrizo“ (drehen, umfahren, zurückkehren).
Nur im gastronomischen Kontext steht der Begriff Gyros unzweifelhaft und unverwechselbar für den Drehspieß. Im Italienischen ist das Wort seit der Renaissance als „Giro“ übernommen worden, und fand außer seinem Niederschlag im italienischen Pendant zur oben erwähnten Tour de France im „Giro d´Italia“ von dort auch seinen Weg ins Deutsche, etwa als Girokonto (da dreht sich dann halt Geld…). In Zusammenhang mit technischen Geräten tauchte der Begriff z.B. Anfang des 19. Jahrhunderts für die Bezeichnung des Gyroskops auf, eines drehbaren Navigationsgeräts.
Vermutlich haben auch unsere Vorfahren erst mal horizontal gegrillt (also der Griller eher vertikal, das Grillgut dann horizontal…) bis mit der Entwicklung modernerer Grillgeräte auch das vertikale Grillen „in“ wurde – oft sicherlich aus Gründen eingeschränkten Platzangebotes, denn so ne halbe Sau braucht hochkant nun mal weniger Platz, als über ihre gesamte Breite bzw. Länge.
Witzig ist, dass gerade die Firma Polydor (Vinyl-Fans – klingelt´s da im Hinterstübchen???) in den 1980-er Jahren in Deutschland mit der Fertigung solcher Grillvorrichtungen begann. Ist aber eigentlich logisch – da hatte ein Schallplattenspieler-Ingenieur wahrscheinlich einfach nur mal Hunger auf gegrilltes Schwein und begann, den Plattenspieler zweckzuentfremden….
Ein Gyros-Rezept für den Hausgebrauch werden findet Ihr weiter unten – incl. Anleitung für die Herstellung des leckeren Pita-Brotes – versprochen!
Soviel vorab – auch wenn Ihr das wahrscheinlich eh durch eigene Beobachtung wisst:
Zu Gyros werden normalerweise besonders weiche Stücke des Schweins verarbeitet, meistens Schweinenacken. Das charakteristische Aroma entsteht durch eine Würzung mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Oregano und Thymian. Teilweise finden außerdem Kreuzkümmel, Majoran und Koriander Verwendung.
Dann werden viele einzelne Lagen gewürzten Schweinefleischs auf einen Spieß gesteckt und vor einem vertikalen Grill gedreht. Die jeweils frisch gegarten äußeren Schichten des Fleisches werden laufend abgeschnitten und werden damit integraler Bestandteil besagter legendärer Gyros-Pita – dem Gyros auf einem Teigfladen, der unter Zugabe von Tomaten, Zwiebeln, Tsatsiki und meist auch Pommes serviert wird.
Aber dazu, wie versprochen, demnächst mehr hier – aus dem Kochstudio.
Radio Kreta – die Welt dreht sich, und wir drehen mit: „gyro-gyro“….
Eigentlich ist es merkwürdig das wir nicht grundsätzlich morgens warm essen das es eigentlich logisch wäre.
Wir führen uns Nahrung zu um Wärme = Energie zu produzieren, ziehen aber gleichzeitig Energie ab um die Nahrung im Magen zu erwärmen.
Meine Vermutung ist es das wir mit einer warmen Mahlzeit gleichzeitig eine größere Menge verbinden.
Zugegeben, ein Gyros Pyta zum Frühstück wäre mir auch zu mächtig aber Spiegeleier mit Speck, eine Gulaschsuppe usw …. spendet Wärme/Energie und liegt nicht so schwer im Magen.
Deswegen lass ich mir aber trotzdem weder das Wurst noch das Marmeladenbrötchen vermiesen sondern esse das worauf ich Appetit habe oder was sinnvoll für das zu vollbringende Tagewerk ist.