Ein Stück vom Paradies
AICHWALD: Unter dem Titel „Zurück zu den Wurzeln“ sind Arbeiten von Stephanie Strassner im Rathaus zu sehen – Künstlerin lebt in Höhle auf Kreta
Die einstige Weltenbummlerin Stephanie Strassner, die in Aichwald aufgewachsen ist, berichtet bei der Ausstellungseröffnung von ihrem kargen Höhlen-Dasein auf Kreta.
Von Iris Koch
Faszinierend an Stephanie Strassner ist unter anderem ihr Lebensstil: Seit mehr als 20 Jahren lebt die Künstlerin, die in Aichwald aufgewachsen ist, in einer Höhle nahe dem verschlafenen Örtchen Lentas auf Kreta. Einen Teil ihrer im Höhlen-Atelier entstandenen Werke zeigt sie nun in ihrer alten Heimat. „Zurück zu den Wurzeln“ lautet der Titel der Ausstellung, die noch bis zum 23. Mai im Rathaus in Schanbach zu sehen ist. Geradezu magisch anmutende Natur-Impressionen haben mit Stephanie Strassners Bildern im Rathaus Einzug gehalten. Intensiv leuchtende Farben wechseln sich mit zarten Pastelltönen ab, in den organischen Formen, Wirbeln und Spiralen scheint sich geheimnisvolle Energie Bahn zu brechen. Die räumliche Nähe der Künstlerin auf der Mittelmeerinsel zur Natur, zum Meer und den Kräften der Elemente hat ihre Bilder geprägt. Davon zeugen auch die zahlreichen Tiere, die Strassners künstlerisches Universum bevölkern – sei es das in abstrakten Formen tanzende „Windpferd“ oder die blaue Katze, die im „Wundergarten“ verträumt unter einer überdimensionalen Blume sitzt.
Asketisches Höhlen-Dasein
„Ein Stück vom Paradies“ habe sie bei ihrem über weite Strecken hinweg sehr asketischen Höhlen-Dasein erlebt. Sie habe versucht, das in ihre Bilder zu bannen, sagt die 1966 geborene Künstlerin. Dennoch will sie ihren eigenwilligen Lebensstil nicht verklären: „Es ist Knochenarbeit, das alltägliche Leben zu bewältigen“. Zehn Jahre lang haben sie und ihr Lebensgefährte – mit dem sie inzwischen verheiratet ist – das Wasser in Kanistern zur Höhle geschleppt. Dann haben sie sich ein kleines Boot angeschafft.
Ihrem „Lebensexperiment“, das in den Worten der Künstlerin „bis heute andauert“, liegt die Liebe zugrunde. Zweieinhalb Jahre lang sei sie um die Welt gereist, erzählt Stephanie Strassner dem gebannt lauschenden Publikum, dann habe sie sich während einer Busfahrt verliebt. Das Paar entdeckte auf Kreta die in einer kleinen Bucht gelegene Höhle und richtete sich dort häuslich ein. „Am Anfang wollte ich einfach sehen, ob ich es schaffe, in der Einsamkeit der Natur über den Winter zu kommen“, erklärt die einstige Weltenbummlerin.
Luxus einer Dusche
Als „Suche nach der Essenz des Seins“ beschreibt sie ihre Motivation, das Höhlenleben über all die Jahre fortzusetzen. Ein wenig Komfort hat mittlerweile in der Höhle Einzug gehalten – und vor zwei Jahren hat das Paar in der Nähe sogar ein kleines Haus gebaut. Ihr nur über eine steile Kletterpartie erreichbares Höhlen-Domizil wolle sie dennoch beibehalten, betont Strassner. „Solange ich laufen kann“.
Den Luxus einer Dusche oder einer Waschmaschine könne sie zwischen-durch jedoch „unendlich genießen“, gesteht die Künstlerin – „und ich kann jetzt viel mehr Energie für meine Bilder verwenden“. Die Idee, in Aichwald auszustellen, kam spontan zustande, als Stephanie Strassner im vergangenen Jahr ihre Familie besuchte.
Die „wunderschöne Ausstellung“ sei ein Glücksfall, schwärmte Bürgermeister Nicolas Fink bei seiner Begrüßung: „Diese ausdrucksstarken Bilder machen einfach gute Laune“.
Die Ausstellung „Zurück zu den Wurzeln“ mit Werken von Stephanie Strassner ist noch bis zum 23. Mai im Rathaus in Schanbach zu sehen.
Quelle: Esslinger Zeitung und mit freundlicher Genehmigung von Stephanie Strassner