Michalis Tzouganakis
Wo einst Steinkohlezechen mit rauchenden Schloten und Hochöfen die Landschaft prägten und bis heute Menschen aus vielen Teilen der Welt zusammen leben, liegt der Geburtsort von Michalis Tzouganakis: im alten Einwanderbezirk der belgischen Arbeiterstadt Beringen.
Was ist Heimat? Wo sind meine Wurzeln? Diese Fragen stellt sich der kleine Michalis wie seine Freunde und Nachbarn, deren Familien aus der Türkei, Marokko, Polen, Ägypten oder Italien eingewandert sind. Die Einzigartigkeit ihrer unterschiedlichen Kulturen, ihrer Musik, Religionen und Traditionen beeindrucken und prägen ihn. Doch nichts ist so stark wie die eigene Geschichte. Michalis trägt Kreta in seiner Seele, die Insel seiner Eltern und seiner sieben Geschwister.
Mit zwei Jahren nimmt er zum ersten Mal die Laute seines Bruders in die Hand. Er ist verzaubert von den Tönen, die er durch stundenlanges Klimpern auf den Saiten produziert. Immer mehr verschmelzen die Leidenschaft für die Musik seiner Vorfahren und die Hingabe für „sein“ Instrument zu einer Einheit. Mit vier Jahren gibt er erste „Überraschungskonzerte“ für alle, die ihm nahe stehen.
1978 kehrt die Familie in ihre Heimat nach Sfakia (Präfektur Chania) zurück. Michalis tritt erstmals öffentlich auf Veranstaltungen auf und trifft auf wichtige kretische Musiker wie Giannis Sergakis und Vangelis Zacharioudakis. Auch der große Lyrespieler Leonidas Klados wird auf den inzwischen 13jährigen aufmerksam. Für Klados’ Kompositionen schreibt Michalis die Texte, gemeinsam geben sie Konzerte auf Kreta und in Athen.
Auch Kostas Mountakis, ein weiterer erstklassiger Lyrespieler, entdeckt Michalis’ großes musikalisches Talent. Parallel gastieren die beiden in Toronto und Montreal, bevor sie ihre Zusammenarbeit weiter intensivieren. Noch 1990, kurz vor dem Tod Mounakis, nehmen sie gemeinsam für die Universität Kreta auf.
Längst ist aus dem hochbegabten Jungen von einst ein hoch geachteter Musiker geworden. Nachdem er sein Lautenspiel perfektioniert hatte, wendet sich Michalis’ weiteren Instrumenten zu. Ab seinem 15. Lebensjahr studiert er Outi, Sazi, Boulgari, Mandoline, Cumbus und Lyre und besucht klassische und traditionelle Gesangskurse am Athener Konservatorium. Mit 18 Jahren gründet er seine eigene Band in der Besetzung Laute, Lyre, Percussion, Gitarre, Kontrabass und Violine. Er gibt Konzerte in Griechenland, den USA, Kanada, Deutschland und Belgien. Außerhalb Griechenlands arbeitet er mit Bands aus dem jeweiligen Gastland zusammen.
1993 bringt Michalis bei MINOS-EMI das Album „Achtides“ (Lichtstrahlen) heraus. Das Lied „Pali Pali“ (Immer wieder) wird 1997 von Manolis Likadis für dessen Album „O Helios tou Genari“ (Die Sonne von Januar) sowie für mehrere Live-Aufnahmen adaptiert. Im gleichen Jahr trifft er auf den Komponisten Nikos Mamagkakis. Es ist eine denkwürdige und für Michalis’ weitere musikalische Entwicklung besondere Begegnung. Beide Musiker befruchten sich gegenseitig und arbeiten auf hohem Niveau miteinander. Mamagkakis’ Komposition „Ta tragoudia tis palias polis“ (Die Lieder der Altstadt) besiegelt die tiefe Freundschaft der beiden Männer. Michalis wirkt auf diesem Album als Sänger und Laute-Solist mit. Zusammen mit Mikis Theodorakis, Eugenios Spatharis und Panagiotis Lalezas beteiligt er sich zudem an Mamagkakis’ Werk „Makrygiannis“.
2007 begleitet er George Dalaras auf seiner Erfolgstournee durch Europa und stellt einmal mehr unter Beweis, dass er inzwischen zum besten Lautenspieler Griechenlands avanciert ist. Aufgrund seiner expressiven und experimentellen Spielweise erhält er den Beinamen „Hendrix der Laute“. In seinen Konzerten, die ihn 2009 u.a. erneut nach Europa führen, variiert er das traditionelle kretische Lied in vielfältiger Weise und schafft mit behutsamen Neuinterpretationen durch Anleihen aus anderen Genres neue und einzigartige Hörerlebnisse.
Der Komponist Alexandros Karozas und Michalis Tzouganakis haben einen Song im November 2009 zur Widmung an die Fremden aufgenommen.
Im Vorschaubild oben Michalis mit einem seiner größten Fans: Sussie Ankerstjerne aus Kopenhagen.
FREUE mich auf den Radio Kreta Bericht zum Konzert in Paleochora
Danke, Jörg!
Ich finde nicht nur die Musik schön, sondern auch die besondere Atmosphäre, die bei seinen Konzerten spürbar ist!
Ein paar Bilder von seinem „Preveli/Gefira“ Auftritt –
http://speed-piet.de/album/concerts/m.tzouganakis.gefira%20preveli/index.html
Leider nein, soweit ich weiß.
Michalis am 15.08.2014 LIVE in Paleochora…
Soooooo schade! Komme erst am 22.08. wieder nach Kreta. Hat er zu einem späteren Termin noch ein Konzert auf der Insel?
was soll man dazu noch sagen, außer ein ganz großer künstler und msiker.