Kreta – Lentas
Nikos Kazantzakis: „Alexis Sorbas“
Das Dorf des Alexis Sorbas / Von Hans Korfmann
„Sie sitzt am Meer, seit Jahren schon. Doch sie hat ihm den Rücken zugewandt. Elpida Giannedakis ist bald siebzig Jahre alt. „Das Meer habe ich lange genug gesehen, das bin ich leid geworden.“ Elpida Giannedakis kann sich noch genau erinnern, wie das alles einmal begonnen hat hier unten im Süden von Kreta. Es hatte geregnet, als käme die Sintflut, alle Gärten mit den mühselig hochgezogenen Tomaten, Gurken und Zucchini waren verwüstet. „Was sollen wir jetzt nur machen?“, fragte Elpida ihren Mann. Der kramte in seinen Hosentaschen und fand noch eine Münze. Also gingen sie Kaffee trinken in dem einzigen kleinen Kafenion, das es damals gab in der Bucht von Lentas.
Dort saß eine Gruppe von Griechen aus der Hauptstadt. Sie tranken den ganzen Abend, immer wieder goss der Wirt Schnaps in die Gläser. Als die Gäste gingen, ließen sie einen Geldschein zurück. „Ich habe die Nacht kein Auge zugetan“, sagt Elpida Giannedakis und stöhnt, als wäre es gestern gewesen. „Immer wieder habe ich daran denken müssen, wie leicht dieser Wirt sein Geld verdient. Am nächsten Morgen habe ich zu meinem Mann gesagt: Wir bauen uns auch so ein Kafenion.“
Touristen statt Oliven
So entstand am Strand die Taverne von Elpida. Es gab Zeiten, da war sie die Einzige. Heute reiht sich Taverne an Taverne, und heute gibt es niemanden mehr in Lentas, der nicht von den Touristen lebt. Alle warten sie im Frühjahr auf die Fremden, die mit dem Bus, dem Taxi oder mit dem Rucksack auf dem Rücken den Berg herunterkommen. Und so, wie sie einst Oliven von der Erde sammelten, um Öl und Geld aus ihnen zu pressen, so sammeln sie heute die Touristen von der Straße. Das Leben ist immer noch nicht einfach an dieser steilen Küste am Lybischen Meer, man nimmt, was man kriegen kann.
Denn Lentas liegt da, wo man nichts mehr vermutet. Es verbirgt sich, wie viele dieser Dörfer im Süden Kretas, hinter einer hohen Bergkette, auf der die Ziegen ein mühseliges Leben zwischen staubigen Kräutern und borstigen Sträuchern führen und auf der sie kaum noch Schutz vor Sonne und Regen finden unter den kümmerlichen Bäumen, deren emsige Wurzeln sich seit Jahrhunderten an den Felsen klammern, um ein paar Tropfen Feuchtigkeit aus dem Land zu saugen. Jedes dieser Dörfer, wenn es plötzlich mit seinen weißen Häusern aus der Unwirtlichkeit der Landschaft auftaucht, ist wie ein Wunder. Aber es gibt etwas, das Lentas von all diesen wunderbaren Orten an der Südküste unterscheidet: den Löwen.
Doch was hat das alles mit Nikos Kazantzakis auf sich? Lest einfach bei der FAZ weiter.
Quelle und hier geht´s weiter: FAZ.net
Ein schönes Buch über Lentas von Arn Strohmeyer