Kreta ist ja nun mal eine Insel, die immer noch von alter Kultur und Traditionen lebt – zumindest im Hinterland, in den Bergen. Aber auch und sogar in den Touristenorten am Meer werden hin und wieder die traditionellen, historischen Trachten ausgepackt – in besagten Touristenzentren allerdings leider eher zur Urlauberbelustigung, als aus ernsthaften Gründen.
Ernsthafte Gründe?
Oh ja, diese gibt es durchaus noch, und seien es „nur“ die lokalen oder auch nationalen Feiertage. Dazu kommen noch die diversesten Heiligenfeste, die „Panigiria„, die meist dem Namenstag des Schutzheiligen des jeweiligen Dorfes gewidmet sind und entsprechend traditionell gefeiert werden.
Kreta ist einer der wenigen europäischen Orte, die über eine so extrem alte Kultur verfügen. Zeugen ihrer bewegten Geschichte kann man in den Museen der Insel und den zahlreichen Denkmälern rund um die Insel finden. Die Meisterwerke der Webkunst und deren Geheimnisse wurden von Generation zu Generation überliefert. Sie sind ein wertvolles Zubehör der örtlichen Trachten. Traditionelle Tanzgruppen wie die berühmte Tanzschule Lykion Ellinidon, tragen ihre wertvollen, echten Trachten gerne zur Schau.
Tracht bei Mann…
Die traditionelle Alltagskleidung der Männer von Kreta bestand aus weiten, schwarzten Pumphosen (Vraka), die in knielange Stiefel (Stivánia) gesteckt werden. Eine schwarzes oder helles grob gewebtes Hemd wird unter der schwarzen Weste (Meidanogileko) getragen. Eine schwarze oder rote, sehr lange Seidenschärpe wird um die Taille gebunden und die Kopfbedeckungen bestehen aus dem sehr charakteristischen Fransentuch (Saríki). Diese Tracht war damals wie heute nicht vollständig ohne das umgebundene Messer, das an der Schärpe befestigt wird.
Im Winter wird das Ensemble mit einem dicken warmen Umhang erweitert. Die formelle Kleidung ist sehr ähnlich, aber aus feineren Stoffen wie Seide und reich bestickt. Das Kostüm variiert leicht von Region zu Region der Insel. In der Gegend um Sfakia zum Beispiel ist die traditionelle Kopfbedeckung der rote Fez mit einer marineblauen Quaste, die „Sfakiano“.
…und Frau
Die Frauentracht besteht entweder aus einer Pluderhose und einem Hemd aus weißer Baumwolle, oder einer losen Bluse, die in einen langen Rock gesteckt wird. Zur Pluderhose wird eine dunkle Weste und ein breiter dunkelroter Gürtel, getragen. Die “Sarsa“ ist ein zusätzlich am Rand golden besticktes Tuch, das sich am hinteren Teil der Tracht befestigt wird. Über den Rock binden die Frauen eine wunderschön bestickte Schürze, die für jede Frau individuell gestaltet werden kann. Über der Bluse trägt die Frau eine Samtjacke mit einem V-Ausschnitt damit der Brustbereich frei bleibt.
Das kretische traditionelle Frauengewand wird meist nur noch bei einigen Festen getragen. Im Gegensatz zu den Männern ist es sehr selten, dass Frauen die traditionelle Tracht als Alltagskleidung tragen. Es ist aufwendiger als das Kostüm der Männer und oft reich an Stickereien und mit Goldmünzen geschmückt. Farben und Dekoration variieren wieder von Region zu Region.
Das Kostüm ist reich mit goldenen Tressen auf der Vorderseite verziert. Auf ihrem Kopf tragen sie ein Kopftuch oder einen kleinen roten Fez, ein „Papazi“, und an ihren Füßen flache Stiefel oder hochhackige Schuhe in Schwarz. Der Schmuck, meist aus Silber und/oder Gold, spielt eine bedeutende Rolle bei der Tracht.
Man trägt ihn um den Kopf, Brust, Handgelenke, Finger, Hals und Taille und dienen nicht nur einem dekorativen, sondern auch einem demonstrativen Zweck, nämlich auch, um den finanziellen und sozialen Stand in der kretischen Gesellschaft der Frau zu zeigen. Dazu getragen wird ein besticktes Kopftuch. Dieses wird im Nacken gebunden, damit das Gesicht der Frauen, zu sehen ist. Schließlich wird das Kostüm durch die Zugabe des kleinen Messers, dem „Argirobounialaki“ vervollständigt. Es ist dem Messer der Männer ähnlich, nur kleiner und am Hüftgürtel befestigt.
Stolz und Würde
Es ist in jeden Fall beeindruckend, kretische Männer und Frauen (und Kinder!) in ihren traditionellen Trachten zu bewundern, die sie mit unglaublichem Stolz und Würde tragen. Besagter Stolz und die Würde, mit denen die Kreter ihre Trachten auch heute noch tragen, sind sprichwörtlich und sollte jedem Fremden den entsprechenden Respekt vor diesen alten Traditionen einflößen.
Radio Kreta – Tradition trifft Moderne.