Quelle: Deutsche Mittelstands Nachrichten
Griechenlands Handlungsspielraum ist derzeit sehr begrenzt. Das Land muss sich an die deutschen Forderungen halten, kritisiert der Ökonom. Aber die derzeitige Sparpolitik in Europa ist falsch, sie ist ein „unethisches Experiment am Menschen“.
In seiner Rede an die Nation wollte sich Obama als Präsident zeigen, der nicht vom Schuldenabbau getrieben ist. Denn trotz der immensen Verschuldung und der bisher nur aufgeschobenen drohenden automatischen Haushaltskürzung sagte Obama: „Weniger Schulden alleine sind kein volkswirtschaftlicher Plan“. Der Defizitabbau habe keine Priorität mehr.
Der Nobelpreisträger und Ökonom Paul Krugman geht indes noch weiter. Der Ökonom fordert für die USA, mehr Geld auszugeben, „um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen“. Ausgabenkürzungen und sofortige Steuererhebungen wären falsch. „Das Beste ist, sich nicht über das Defizit Sorgen zu machen“, sagte Krugman weiter.
Mit Blick auf die Sparpolitik sagte Krugman der Huffington Post indes: „Derzeit sehen wir im Grunde weltweit ein unethisches Experiment am Menschen“. Alle Länder würden sich gerade eine Sparpolitik verordnen und, in dem sie dies tun, würden sie zeigen, was tatsächlich geschieht, wenn man sich an diese Art der Politik halte. In vielen europäischen Ländern sei als Folge der Sparpolitik die Arbeitslosigkeit gestiegen und die Wirtschaften stagnieren.
Griechenland ist für Krugman indes schon ein fast hoffnungsloser Fall. Griechenland sei in seiner Handlungsfähigkeit massiv begrenzt, „hauptsächlich, weil sie tun müssen, was nötig ist, um die Deutschen zufrieden zu stellen“. Denn die Deutschen hätten das Geld. Aber besonders aus Sicht der Deutschen sei die Sparpolitik „verrückt“, so Krugman. „Sie verordnen viele Sparmaßnahmen, die aber nicht einmal helfen, das Schuldenproblem zu lösen.“ Griechenland hat demnach nur wenige Möglichkeiten – „außer vielleicht an ihren Schulden Pleite zu gehen und den Euro zu verlassen, aber das wäre zerstörerisch“, ergänzt Krugman.
Paul Robin Krugman [ˈkɹuːɡmən] (* 28. Februar 1953 in Albany, New York) ist ein US-amerikanischer Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University, Centenary Professor an der London School of Economics, Sachbuchautor und Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2008. Krugman ist Begründer der Neuen Ökonomischen Geographie. In den Vereinigten Staaten ist er besonders durch seine wöchentlichen Kolumnen in der New York Times über Fachkreise hinaus bekannt geworden.