Künstler auf Kreta: Hier im Doppelinterview.

Radio Kreta ist immer auf der Suche nach den schönen Dingen. So haben wir auch die beiden bildenden Künstler Dr. Werner Horvath und Christian Ansen kennengelernt. Zwei Maler mit interessanten Lebenswegen und ausdrucksstarker Malerei.

Hier die beiden Künstler im Doppelinterview.

Wann seid ihr wieder auf Kreta?

Christian A:
Ich freue mich sehr darauf, in 2020 meine Zelte mal in Paleochora und Chania aufzuschlagen. Hier werde ich mich wieder dem schönen Wetter, dem Charme des Landes und seiner Menschen hingeben und draußen malen, also plein air unterwegs sein. Im Rahmen des Literaturfestivals (Das deutsch-griechische Lesefestival findet 2020 vom 25.09. – 02.10. in Paleochora statt) werde ich diese Bilder dann ausstellen. Und dann freue ich mich natürlich darauf, Werner Horvath zu treffen.

Christian Ansen.

Werner H.:
Ich werde mich Mitte Juni 2020 mit Auto und Fähren zu der geliebten Insel aufmachen und bei der Hinfahrt auch wieder einige Plätze am Festland und auf der Peloponnes besichtigen. Das meiste kennen wir von unseren vielen Fahrten her schon, es geht da jetzt mehr um Geheimtipps. Ich freue mich aber  jetzt schon, wenn wir dann frühmorgens im Hafen von Chania (Sougia) einlaufen werden und eine knappe Stunde später unser Haus, die Villa Arte, erreichen werden.

Werner Horvath.

Was treibt Euch speziell nach Kastellos?

Werner H.:
Seit ich vor gut 25 Jahren ein Grundstück in Kastellos Apokoronas zwischen Georgioupolis und Rethymno in wirklich einmaliger Lage angeboten bekam, lässt mich dieser Ort nicht mehr los. Zunächst baute ich mit Hilfe eines einheimischen künstlerisch sehr begabten Architekten ein Haus nach meinen Vorstellungen, mit viel Platz für die ganze Familie, unverbaubarer Aussicht aufs Meer und auf die Ausläufer der Weißen Berge. Dort kann ich im speziellen Licht Kretas ungestört malen.

Christian A:
Oft ist ja der Zufall Begleiter des Lebens. So bin ich Evi Tsana in Plakias begegnet, einer Kuenstlerin mit vielen Talenten. Evi Tsana lebt und arbeitet in Kastellos und Mailand. 2019 hatte  ich in ihrer Art-Villa eine nette kleine Ausstellung, verbunden mit einem Malkurs. In Kastellos bin ich auch auf Werner Horvath aufmerksam geworden. Auch über diesen Kontakt freue ich mich sehr.

Ihr seid auf ähnlichen Wegen zur Kunst gekommen?

Christian A. :
Manchmal schwimmt man im Leben zu neuen interessanten Ufern, landet irgendwo und ergreift Gelegenheiten. Gemalt habe ich schon immer gerne. Es kam dann aber erst mal anders. Nach einer Lehre als Dekorateur, zweitem Bildungsweg, BWL-Studium und 25-jähriger Tätigkeit in der Verkaufsplanung eines großen Hamburger Versicherers war ich plötzlich 50. Was geht noch? Aussteigen, nicht ganz freiwillig aus gesundheitlichen Gründen. Es trieb mich raus der Tretmühle und dem Einerlei. Gelandet bin ich bei der Malerei. Nach einem kurzen Kunststudium für Erwachsene in Bremen und Ausbildung in diversen Ateliers bin ich seit rund 15 Jahren freiberuflicher bildender Künstler geworden. Ein schönes Leben.

Werner H. :
Ja, und es ist ganz absurd, wie sehr sich unsere beiden Wege ähneln. Auch ich habe schon seit meiner frühen Jugend gemalt, besonders intensiv während meines Medizinstudiums. Ich habe ebenfalls einen Beruf ergriffen, der nicht direkt mit Kunst zu tun hatte. Allerdings beschäftigten mich andere Bilder, nämlich Röntgenbilder, denn ich wurde Radiologe. Ich habe meinen Beruf sehr geliebt, weil ich mich auf Eingriffe an den Blutgefäßen spezialisiert hatte und so vielen Menschen direkt helfen konnte. Ich war 25 Jahre lang im Beruf, davon 10 Jahre als leitender Chefarzt, als ich so wie Christian Ansen es ausdrückt „plötzlich 50“ war. Ich beschloss damals ebenfalls wie Christian, aus der Tretmühle auszubrechen und mich ganz der Kunst zu widmen. Das ist jetzt 20 Jahre her und ich habe es niemals bereut.

Christian Ansen.

Was macht Eure Kunst aus?

Werner H. :
Meine Bilder sind im weitesten Sinn eigentlich optische Täuschungen. Aus der Ferne erkennt man meist eine Person,  aber wenn man näher kommt löst sich alles in verschiedene Formen und kleinere Motive auf. Man erkennt dann eine Art von Pflanzen, Blumen, aber auch realistische Bildteile, die wieder mit der dargestellten Person in Zusammenhang stehen. Ich möchte auf diesem Weg auf die Unsicherheit der Realität hinweisen, darauf, dass auf den ersten Blick niemals die volle Wahrheit erkennbar ist.

Christian A. :
Mich fasziniert immer wieder Hamburg und sein Hafen, die weite Welt, Menschen. Aber nicht nur das Schoene sondern auch die Krisen dieser Welt gehen mir sehr nahe. Daraus sind Kunstprojekte entstanden, oft in Kooperation mit Unternehmen. Ich möchte mich eigentlich nicht in eine spezielle Richtung einsortieren lassen. Maßgeblich für mich ist das Spiel mit Farbe. Meine Bilder beginne ich oft  mit einem realistischen Blick, löse mich dann davon und lasse mich treiben. So lande ich dann mit eigenen Sichtweisen und Empfindungen, vor allem mit Aquarell und Öl auf Papier und Leinwand in meiner Bilderwelt.

Habt ihr in eurem künstlerischen Schaffen konkrete Bezüge zu Kreta?

Werner H.:
In meiner Malerei gibt es viele Bezüge zu Kreta, direkte und indirekte. So habe ich etwa den kretischen Autor Nikos Kazantzakis gemalt, den Diskos von Phaistos, und ich baue immer wieder die Aussicht von unseren Terrassen in meine Bilder ein. Besonders auffällig ist aber, dass sich die Farben in meiner Malerei ändern, wenn ich hier male. Statt vieler Grautöne und Braunschattierungen verwende ich plötzlich unbewusst Türkisblau und viele Gelbtöne, beeinflusst durch Meer und Sonne.

Christian A. :
Mit meiner Tochter bin ich von ihrem 10. bis 16. Lebensjahr gerne, mit Rucksack und Reiseführer ausgeruestet, durch die Welt getingelt. Danach war es ihr peinlich, sich mit ihren alten Vater blicken zu lassen. Ist ja auch altersgemäß, das hat sich dann wieder zum Glück gelegt. Gereist sind wir gerne nach Griechenland, unsere erste Reise fuehrte uns nach Kreta. Daran knüpfe ich seit einigen Jahren wieder an. Das Licht, die Landschaft und die Menschen ziehen mich immer wieder an. Gerne fange ich dies ein mit Aquarell. Daraus entstehen dann in meinem Atelier in Hamburg auch gemalte Reisen in Öl.

Wann seid ihr am liebsten auf Kreta?

Werner H. :
Wir sind immer über den Sommer auf Kreta, mindestens 3 Monate lang, aber wir waren auch schon 6 Monate im Stück hier.

Christian A. :
Im Sommer und im Herbst.

Und was treibt ihr dann so?

Christian A. :
Für mich gibt es nichts schöneres als mit Papier und Aquarellfarben loszuziehen. So finde ich meine  Motive, kann Empfindungen und Eindrücke ausdrücken. Natürlich auch mal einfach abhängen: mit Freunden, an schönen Stränden, in entspannten Tavernen, auf Wanderungen. 

Werner H. :
Meine Hauptbeschäftigung ist natürlich das Malen, meist im Freien. Ich nehme es aber eher locker, die Zeit für 1 bis 2 Stunden am Strand ist immer drin. Ich liebe es auch, meine Familie um mich zu haben, meine Frau und meine beiden Kinder. Mein Sohn kommt praktisch jeden Sommer für etliche Wochen zu uns, meine Tochter etwas seltener. Wir reden dann sehr viel miteinander, ich beziehe gerne alle in meine Kunst ein und lasse mich thematisch beraten.

Kann man Euch an Euren Wirkungsstätten auf Kreta besuchen?

Werner H.
Wenn jemand auf einen Sprung vorbei schaut, gerne. Fixe Termine möchte ich aber nicht haben, dafür bin ich schon zu sehr ein Kreter.

Christian A. :
Ja gerne. In Kastellos. In der Art-Villa von Evi Tsana. 

Werner Horvath.

Was sind Eure nächsten Kunstprojekte auf Kreta und in Linz bzw. in Hamburg?

Werner H. :
In den letzten Jahren habe ich mich viel mit griechischer Mythologie beschäftigt und in diesem Zusammenhang etwa Prometheus, Atlas und die Pandora in meinem Stil gemalt. Auch die griechischen Philosophen  sind für mich ein unerschöpfliches Thema. Das möchte ich auch diesen Sommer auf Kreta fortsetzen. In Wien läuft derzeit noch immer die große Freiluftausstellung des Peace Museum Vienna, an der ich beteiligt bin. In vielen verschiedenen Fenstern des ersten Wiener Gemeindebezirks stellen wir Peace Heroes vor, und ich habe dabei Porträts von Bertha von Suttner, Hannah Arendt, Mahatma Gandhi, Vaclav Havel und anderen beigestellt. In Linz werde ich im April eine Einzelausstellung im Oberösterreichischen Kulturquartier im Ursulinenhof unter dem Titel „Pandoras Erbe“ bestreiten, worauf ich mich schon sehr freue.

Christian A. :
In Hamburg bin ich in aktuellen  Kooperationen mit der Cap San Diego und dem Hafenmuseum auf der Veddel mit diversen Kunstprojekten unterwegs: Hafensenioren und ehrenamtliche interessante Menschen werden gemalt, Kinder-Malaktionen, Kalender mit Hafenbildern rund um das Hafenmuseum. Mit Evi Tsana bereite ich eine große Ausstellung fuer Mai 2021 auf der Cap San Diego vor: EIN SCHIFF WIRD KOMMEN. EINE REISE MIT DER CAP SAN DIEGO. HAMBURG – KRETA – HAMBURG. Diese Ausstellung wird u. a. unterstützt durch das griechische Generalkonsulat in Hamburg.

Und dann ist da noch etwas. Mir schwebt ein längerfristiges Kunstprojekt vor: GEMALTE MALER. Ich möchte mich mal mit dem Leben und der Arbeit bekannter Maler beschäftigen und dies auf Leinwand bringen. Da mich besonders der Impressionismus anzieht, werde ich darauf einen Schwerpunkt legen. Bin gespannt.

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