Das Wort „Respekt“ ist ja immer wieder in aller Munde – und spätestens seit Aretha Franklin weiß jede(r) auch, wie es geschrieben wird. Nämlich R-E-S-P-E-C-T (auf Englisch). Und dabei geht es nicht um das in Jugendkreisen oft gängige „ey, Respekt, Alter“, sondern um den wirklichen und ehrlichen Respekt, den wir Anderen entgegenbringen – und idealerweise sie uns im Austausch auch.
Aber was ist das eigentlich, dieser Respekt?
Ist das nicht altmodisch? Und überbewertet? Uncool? Verschütt´ gegangen?
Ganz im Gegenteil! Unseres unmaßgeblichen Erachtens ist Respekt heute wichtiger und „cooler“ als je zuvor – nur eben leider offensichtlich oft unterbewertet. Wie die italienische Medizinerin und Psychologin Maria Montessori (ja, das ist die von den gleichnamigen Schulen!) schon wusste: „Zuerst formt man einen guten Charakter und dann fügt man Wissen hinzu.“
Respekt wird als menschliches Grundbedürfnis gesehen und zählt daher zu den schützenswerten Gütern. Respekt beruht dabei auf gesellschaftlicher Interaktion. Er bestimmt die Art des gesellschaftlichen Miteinanders, zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis, im Verein, im beruflichen Umfeld und in der Schule.
Respekt bedeutet dabei unter anderem Achtung, Höflichkeit, Fairness, Anerkennung, Autorität, Toleranz, Vorsicht und Prestige. Respektloses Verhalten dagegen kann mit den Begriffen Geringschätzung, Herablassung, Demütigung, Missachtung, Kränkung oder Misshandlung beschrieben werden. Und das gilt nicht nur anderen Menschen, sondern auch Tieren und der Natur gegenüber!
Respekt und Traditionen.
Diese beiden Begriffe gehen für uns Hand in Hand, denn oft erwächst der eine (Respekt) aus dem anderen (Traditionen). In Griechenland geht es hierbei oft um die legendäre Gastfreundschaft (gr: „φιλοξενία“), in deren Genuss sicher jede(r) von uns schon einige Male gekommen ist. Der „Xenos“ ist im Griechischen der Fremde, aber auch der Gast. Vielleicht drückt sich darin ja auch z.T. die Neugierde der Griechen auf das Fremde aus – man lädt ihn/sie ein, um mehr über ihn/sie zu erfahren und ruckzuck wird der/die Fremde zum Gast, dem man natürlich mit Respekt begegnet. Respekt vor der Herkunft, den Traditionen, der Sprache, dem Menschen an und für sich – und dazu gehören auch Achtung, Höflichkeit, Fairness, Anerkennung, Autorität, Toleranz, Vorsicht und Prestige.
Man hört aufmerksam zu (auch wenn das heutzutage nur noch wenige Menschen können bzw. tun) und man übertritt nicht die Grenzen des Anderen, denn hier wäre gleich auch ein weiteres hohes – wenn nicht gar das höchste! – Gut der Griechen in Gefahr: die Freiheit! Denn meine Freiheit hört dort auf, wo die Freiheit des Anderen beschränkt wird. Grenzüberschreitungen, seien sie körperlicher oder psychischer Art, sind tabu! Wie der große Nikos Kazantzakis die griechische Lebenseinstellung und den Wahlspruch des griechischen Befreiungskrieges schon treffend formulierte: Freiheit oder Tod! (Ελευθερία ή Θάνατος!).
Oft kann man das Konzept „Respekt“ (Σεβασμός, Sevasmós) auch unter „guter Kinderstube“ subsummieren – dafür bedarf es allerdings auch Eltern, die ihren Kindern Respekt vorleben. Man latscht nicht einfach ungefragt in fremde Häuser rein, man setzt sich nicht unaufgefordert und ohne zu fragen an bereits besetzte Tische, man zwingt niemandem ein Gespräch auf und man verfügt auch nicht willkürlich über die Zeit, das Geld, den Willen und Besitz anderer.
Eigentlich ganz einfache Verhaltensweisen, die auch sehr einleuchtend mit dem kleinen Satz „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem Anderen zu!“ umschrieben werden können. Über so etwas sollte man eigentlich nicht mal reden, geschweige denn schreiben müssen – allerdings gibt es bereits dermaßen viel Literatur zum Thema, dass einem Angst und Bange um die Zukunft der Menschheit werden muss.
Das scheint allerdings schon ein uraltes Phänomen zu sein, denn folgendes ist überliefert:
„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ (Sokrates, gr. Philosoph, *469 vChr, † 399 vChr).
In diesem Sinne wünschen wir respektvollen Umgang mit Mensch, Tier und Natur – es ist gar nicht schwer und tut auch nicht weh!
Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen. Es ist schlimm mit ansehen zu müssen wie sich das alles verändert. Am schlimmsten finde ich aber das Respektlos Verhalten gegenüber alter und kranker Menschen und den Tieren… Da muss unbedingt eine Wende kommen.