Maßeinheiten auf Kreta.

Dass hier auf Kreta vieles anders ist als anderswo, das ist den meisten Kretabesuchern sicherlich schon beim ersten Mal aufgefallen. Angefangen beim Tagesrhythmus (Stichwort: Essenszeiten), dem Essensverhalten (immer in Gemeinschaft, niemals alleine!), dem Essen und seiner Zubereitung an sich über Kaffee- und Zigarettenkonsum, „Abfallwirtschaft“ und Kommunikation (meist lautstark und von wilden Gesten begleitet) bis hin zum Verhalten im Straßenverkehr – Kreta ist einfach anders.

Man misst hier mit anderem Maß

Und ein Thema, das sicherlich besonders auffällt, ist das Thema der Maßeinheiten. Hier wird nicht ein halber Liter Wein bestellt – obwohl es das Wort „Litro“ (ένα λίτρο) für Liter durchaus gibt. Also würde man normalerweise „miso litro“ (μισό λίτρο) bestellen. Da wird man aber meist recht komisch angeschaut, denn hier heißt das „misó kiló“ (μισό κιλό) – ein halbes Kilo. Oder halt ein ganzes, oder anderthalb – aber auf jeden Fall mit der Maßeinheit „Kilo“. 

Gleiches gilt auch z.B. für Olivenöl, auch wenn hier das Kilo nicht exakt einem Liter entspricht, da Olivenöl bei Normalbedingungen (Temperatur 20 °C, Druck 1013 mbar) eine Dichte von etwa 0,91 g/cm3 hat. Ein Liter Olivenöl wiegt somit 910 Gramm und eben kein Kilo – aber da sollte man sicherlich nicht päpstlicher sein, als der Papst. Und zur Not kann man halt darauf bestehen, ein Kilo Olivenöl zu bekommen – das ist dann halt entsprechend mehr als ein Liter. Aber halt ein Kilo.

Alles in Maßen.

Und auch sonst wird hier meist alles kiloweise eingekauft. Hat sicherlich auch viel damit zu tun, dass zumindest früher die Großfamilien vorherrschten – da ging mit „2 Scheiben von dem Gourmetschinken“, „4 dünne Scheiben Parisaki Wurst“, „bitte das kleine Eckchen Graviera da“ und noch „5 von den kleinen Keksen“ gar nix. Also wird sowohl feste wie auch flüssige Nahrung (halb-)kiloweise eingekauft – gut zu wissen ist das allemal. Aber keine Bange – die Griechen haben sich auch an weniger ausschweifende Einkaufsorgien gewöhnt, mit einem „tétarto“ (ένα τέταρτο) – einem Viertel (Kilo) kommt man mittlerweile auch weiter.

Aber auch andere Güter des (mehr oder weniger) täglichen Gebrauchs werden kiloweise angeboten bzw. abgerechnet. Dazu gehören sowohl Plastiktüten und sonstiges Verpackungsmaterial, wie auch Eisenketten, Nägel, Schrauben, Olivennetze und was man sich noch so alles vorstellen kann.

Ein für den Mitteleuropäer ähnlich seltsames Maß ist das Flächenmaß „Stremma“ (Στρέμμα) – im Plural „Stremmata“ (Στρέμματα). Hier wird nicht in Quadratmetern oder -kilometern gemessen, sondern in Stremmata. Ist aber ganz einfach, wenn man´s weiß: ein Stremma sind 1.000 m2 und entspricht damit 0,1 Hektar. Soll heissen: 10 Stremmata sind 1 Hektar.

Die Zeit messen? Wie vermessen!

Und damit hat es sich eigentlich fast schon mit den außergewöhnlichen bzw. in für uns ungewöhnlicher Weise verwendeten griechischen Maßeinheiten. Die Uhren ticken hier zwar komplett anders, die Zeit wird allerdings trotzdem in Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Wochen, Monaten und Jahren gemessen – auch wenn das weitaus weniger Bedeutung hat, als in Mitteleuropa.

Für guten Wein braucht man Zeit.

Nicht umsonst sagt der Grieche gerne Ihr habt die Uhren – wir haben die Zeit!“.

Und dass das allgegenwärtige „avrio“ (αύριο) – „morgen“ – nicht unbedingt „morgen“ bedeutet, sondern halt einfach nur „nicht heute“, ist ja auch hinlänglich bekannt….

Mehr zum Thema: Griechische Mathematik.