Der Geschmack von Kreta
An den felsigen Uferstreifen Kretas – und davon gibt es hier eine Menge – wächst ein Kraut, das durch seine „Anti-Aging“ Inhaltsstoffe im Moment in der Kosmetikindustrie sehr begehrt ist.
Die Blätter des Meerfenchel (Crithmum maritimum) sind auch essbar und zwar sowohl frisch, wie auch gedünstet oder eingelegt.
Die meisten Inhaltsstoffe und den besten Geschmack hat er vor der Blüte, die von Juni bis Oktober ist. Geerntet wird er deshalb auch zwischen Anfang Mai und Anfang Juni. Meerfenchel gibt es natürlich nicht nur auf Kreta, sondern an allen felsigen Küstenstreifen rund ums Mittelmeer und jede Nation hat ihre speziellen Meerfenchel-Rezepte. In jedem Land wird er, genau wie hier auf Kreta, zur Konservierung mit Essig und Salz eingelegt.
Der biologische Name „Crithmum“ kommt aus dem Griechischen von „Krithe“, der Gerste und beruht auf der Ähnlichkeit der Samen mit Gerstenkörnern. Auf Neugriechisch heißt er Kritamo (Kritamos) und auf den Speisekarten in den Tavernen findet man ihn zumeist unter dem englischen Namen „Samphire“.
Als Vorspeise (Meze) wird er in Olivenöl zu Graubrot gereicht und das passt sehr gut als Begleitung zum Raki 😉
Meerfenchel wird schon in der griechischen Mythologie erwähnt. Als Zeus den Menschen das Feuer wegnahm, stahl der Titan Prometheus durch eine List es wieder vom Olymp und versteckte es in einer Felsenspalte, in der Meerfenchel wuchs, bevor er es den Menschen zurück gab. Dadurch ist die Pflanze seit langer Zeit mit dem Überleben der Menschheit und dem Feuer verbunden.
In einer anderen Übersetzung habe ich jetzt jedoch gelesen, das Prometheus den Riesenfenchel nutzte, um das Feuer wieder zur Erde zurückzubringen. Welche Version nun stimmt oder beide kann ich euch nicht sagen 😉
Kritamo ist ein sehr robuste Pflanze, die eine hohe Salzverträglichkeit aufweist und auch in extremen Wetterbedingungen überlebt. Sie hat einen sehr hohen Vitamin C Gehalt und wurde schon vor Jahrtausenden von Seeleuten und Fischern, die weit aufs Mittelmeer hinausfuhren, als Schiffsproviant mitgenommen! Für die berühmten Ärzte und Botaniker der Antike, wie Dioskurides, Plinius und Hippokrates war Meerfenchel eine sehr wichtige und häufig eingesetzte Arzneipflanze.
Unter anderem wurde er wegen seiner Verdauungsfördernden, Harntreibenden und entgiftenden Eigenschaften geschätzt. Der Extrakt der Pflanze und seine ätherischen Öle werden in der Kosmetik verwendet, vor allen in Hautcremes.
Die Inhaltsstoffe, unter anderem wichtige Eiweißbausteine für die Haut (Aminosäuren) und sekundäre Pflanzenstoffe (Phenole, Flavonoide) unterstützen die Heilung von Wunden, verbessert die Produktion von Hornzellen und Hautgewebe, bewirken ein Aufhellung von braunen Flecken und eine allgemeine Verbesserung des Hauttons. Sie sind wichtig für die Erneuerung von Zellen, für den Aufbau der Zellwände und stärken die Abwehrkräfte.
Nachdem er lange vergessen war, wurde der Meerfenchel auf der Suche nach natürlichen „Anti-Aging-Mitteln“ jetzt wiederentdeckt und die Nachfrage steigt, sodass er einerseits durch vermehrten Verbrauch und andererseits durch immer weniger Raum zum Wachsen gefährdet ist.
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Sehr interessant!