Lieber Jörg
das war jetzt eine echte und schöne Überraschung. Vielen Dank für Deinen Anruf. Wir werden bestimmt kommen, nach Paleochora, es sei denn, ANEK beschließt seine Pötte zu versenken, was mich sehr erstaunte.
Und da ich eben ein bisschen rumhänge, dreht mir das Thema, vor allem mit Schäuble, ohne Ende. Ich finde es absolut empörend, wie der sich aufspielt!
So ist denn dann noch ein (vielleicht etwas komplizierterer) Gedankengang in die Tastatur geflossen. Passt vielleicht zum Kaffee? Ich überlasse ihn Dir gerne. Würde ihn eigentlich gerne dem Thomas Roth von der ARD zustellen, der hat auch manchmal ein bisschen kurzfristiges Gedächtnis.
Danke, freu mich auf Kreta, jetzt noch ein bisschen mehr!!
Jakob
„Ist ja Sonntag heute, ein (für die meisten) arbeitsfreier Tag, von den Christen eingeführt, dass man nach viel Arbeit auch mal Muße hat. Vielleicht Muße, sich mal ein paar Gedanken zu machen. Stell Dir mal vor, der deutsche Bundesfinanzminister hätte vor rund siebzig Jahren soviel zu sagen gehabt wie heute und müsste mit entscheiden über den Fortgang der deutschen Geschichte: Da ist ein Volk, das zusammen mit seiner Regierung über mehr als sechs Jahre Zerstörung, Verwüstung, Leid und Tod über riesige Gebiete der Welt gebracht hat, ein Volk das in langer Zeit alles Vertrauen missbraucht und verspielt hat. Die Menschen sind total am Boden, hausen in zerstörten, ausgebombten Städten, und bräuchten etwas Unterstützung, um wieder aufstehen zu können. Eine helfende Hand um das Leben wieder lebenswert zu finden.
Hörst Du auch das heftige „Regeln müssen eingehalten werden!“ oder das Gedöns von verspieltem Vertrauen? Wer stopft bitte dem armen Vergeßling die Erinnerungslücke: Es gibt Momente, da brauchen unsere Verbündeten unsere Unterstützung. Das sind eben nicht immer nur gute Kunden. Sie brauchen Unterstützung, wie eben auch die Deutschen einmal großzügige Unterstützung bekamen. Wo wäre Deutschland heute, hätten die Siegermächte seinerzeit nicht aktiv mitgeholfen beim Aufbau? Wo wäre die erfolgreiche Industrie, wer hat Universitäten mit aufgebaut und die vielen begnadeten Künstler unterstützt?
Heute konkret: Die Griechen haben unter einer miesen Kontrolle von Brüssel, das allzu leicht gereichte Geld verprasst. Das ist nicht korrekt. Die Griechen haben gelogen und Geld bezogen, dass sich die Balken biegen, Brüssel und damit die frohe Bankenschar hat gerne noch ein bisschen nachgelegt. Das musste ja irgendeinmal auffliegen.
Beispiele gefällig? Bitte: All die sinnlosen Projekte wie zum Beispiel ein Stück Autobahn in der Wildnis (Zufahrt ein Feldweg, Abfahrt nicht vorhanden) oder die alten Olivenhaine: Uralte Olivenbäume, die so wenig Wasser benötigten, wurden ausgerissen und in Reih und Glied mit leicht pflegbaren und sehr wasserbedürftigen Sorten nach Brüsseler Vorgabe eingerichtet. Mit Subventionen.
Kennst Du den neuen Flughafen in Athen: Spata? Sieh bitte mal nach, wie Realisation und Budget zusammenpassten. Und dann schaue bitte auch gleich, wer da die Bauleitung innehatte. Kennst Du die Olympiabauten? Da gibt es reichlich übertriebene Infrastruktur geliefert von (na wer weiß es? Genau:) Siemens. Deutsche Rüstungsindustrie hat U-Boote geliefert. Bezahlt mit Geld, das unter großem Klamauk nach Griechenland geschafft wurde und dann ganz, ganz leise nach der BRD zurückfloss. Nur, ich habe genauer hingesehen: da waren nicht die Deutschen, sondern da waren deutsche Industrie und deutsche Banken am verdienen. Unter dem EU Deckmäntelchen.
Schon vergessen? Alles nachzulesen im Internet. Vielleicht sollten wir noch erwähnen, dass leider, leider die großen Geschäfte in Griechenland nur über einen kleinen Briefumschlag abgewickelt werden konnten. Sauerei, stimmt. Nur: jemand hat diese Briefumschläge auch gefüllt und hingehalten!
Wollen wir einander Unzulänglichkeiten um die Ohren hauen? Ja, da gibt es viele. Nur eben, zwei Dinge treffen da zusammen:
Heute ist Sonntag, ein Tag der Christen UND wir haben in Griechenland frisches Blut am Steuer. Die alten korrupten machtgierigen Politiker sind erstmal weg. Könnten wir nicht für ein Quentchen Vertrauen stimmen?
Wer erinnert den Finanzminister an das ‚C‘ in seinem Parteinamen? Wer erzählt ihm von früher? Irgendwie müsste sich da endlich ein kleines bisschen Menschlichkeit mobilisieren lassen!
„Menschlichkeit in Brüssel“ wäre doch ein schöner Titel!
Jakob Kohn, z.Zt. Schweiz, bald auf Kreta.
Klasse Kommentar.