„Mitso’s Welt“ – Highway to Hellas II

mitso008Yassu, ich habe mit Alexandros Stefanidis weitergequatscht und er hat mir noch einen Teil seines Artikels aus dem SZ-Magazin verraten.

Original für Euch von Eurer Radio-Kreta Schnüffelschnute Mitso:

„Griechenland: ein altes, verrostetes Wrack, umzingelt von zweihundert Meter steil aufragenden Felswänden. Das Wrack ist der Staat, der Staat ist das Wrack. Pittoreske Ausweglosigkeit.

Normalerweise erfüllt es einen mit Stolz, Hellene zu sein. Griechenland ist ein wunderschönes Land, Hunderte Inseln, eine fast 14.000 Kilometer lange Küste und eine noch längere Geschichte. Kein anderes Land hat die westliche Zivilisation mehr geprägt als unseres. Wir rühmen uns, direkte Nachfahren der alten Griechen zu sein. Wir lieben unser Land, aber so wie Ioannis Makrogiannis trauen wir unserem Staat nicht eine halbe Seemeile über den Weg. Das ist das große Paradoxon der griechischen Identität: Unser Staat ist unser natürlicher Feind.

Die Nachricht, dass er vor dem Bankrott steht, haben wir eher gelassen hingenommen. Was uns aber erzürnt, ist, dass unser Weltruf in den letzten Wochen so gelitten hat: Unser Staat hat seine Glaubwürdigkeit im Ausland verspielt. Führende Ratingagenturen haben seine Kreditwürdigkeit herabgesetzt, der Finanzmarkt hat sozusagen ein »Vorsicht! Falle!«-Schild vor unsere Haustür gestellt, was zu höheren Zinsen bei dringend benötigten Neukrediten führt.

Die EU-Kommission verlangt deshalb einen knallharten Sparhaushalt von unserer Regierung, die Frankfurter Allgemeine Zeitung forderte schon Griechenlands Ausschluss aus der Euro-Gemeinschaft, manche EU-Finanzpolitiker gar den Rausschmiss aus der Europäischen Union, weil unsere Politiker wiederum jahrelang mit gefälschten Bilanzen gearbeitet haben: Schon unsere Haushaltsdaten für den Euro haben wir schöngerechnet. Das liegt etwa zehn Jahre zurück.

Wir haben auch die Höhe unseres Staatsdefizits nicht immer exakt angegeben: Statt der krisenüblichen sechs Prozent waren es 2009 knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Unsere Schulden liegen bei knapp 300 Milliarden Euro. Dieses Jahr wird unser Schuldenstand auf mindestens 125 Prozent des BIP anwachsen, damit hängen wir Schuldenrekordler Italien locker ab und landen auf Platz vier der meistverschuldeten Staaten der Welt.

Wir sind der einzige Euro-Staat, der die Stabilitätskriterien noch nie eingehalten hat. Hinzu kommen innenpolitische Probleme: gewaltsame Studentenproteste, vorsätzlich angefachte Waldbrände, Streiks, ein marodes Rentensystem, ein Steuersystem, das von der Bevölkerung ignoriert wird, Bau- und Sexskandale, Vetternwirtschaft, Schwarzarbeit, Korruption. Kurz: Wir stehen im Jahr 2010 mit dem Rücken zur Wand. Griechenland ist am Ende.

Wie konnte es nur so weit kommen?“

Das lest Ihr dann jetzt im Teil III von „Highway to Hellas“.