Mitsos Welt: Kurti ist traurig.

Denn auch ein Hundeleben ist endlich.

Für meinen Bruder Filou

Servus, Kalimera und Grüß Gott Radio Kreta. Jetzt habe ich mich mal wieder an den Rechner gesetzt, da ich Euch mitteilen muss, dass mein „kleiner alter Bruder“ Filou diese Woche seine letzte Gassirunde angetreten hat. Mein Bruder, das ist ein Schnoodle, also halb Schnauzer, halb Pudel.

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Kurti

Mir ist schon aufgefallen, dass mein Freund, Lehrmeister und Spielkumpan schwer nachgelassen hat, weil immerhin ist er mehr als 3x so alt wie ich, ja eher schon fast 4 mal, und daher nicht mehr so die Energie ausstrahlte, wie er es noch vor einigen Monaten getan hat. Und schon gar nicht möchte ich davon reden, was wohl los war, als er in meinem Alter war, aber das kenne ich auch nur aus Erzählungen, die ich schon so manches Mal, als schlafender Hund auf dem Sofa getarnt, mitgehört habe.

Zuerst hab ich gar nicht recht verstanden, was meine beiden Erziehungsberechtigten und Dosenöffner in letzter Zeit immer hatten. “ Oh schau, jetzt torkelt er wieder, mei, jetzt betet er wieder die Wand an, also das mit den Augen wird aber auch nicht besser und abgesehen davon, dass er schon immer nur das gehört hat, was ihn interessiert, hört er wohl jetzt gar nichts mehr. Ach und schau mal, das Geschwür am Hals, das ist jetzt aber schnell gewachsen“.

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Filou

Hallo! meint ihr ich hab das nicht mitbekommen? Außerdem hab ich das schon viel eher erschnüffelt, das mit meinem Kumpel was nicht stimmt. Aber solang wir uns noch ums Futter streiten und in regelmäßigen Abständen in den Garten dürfen, fand ich, war eigentlich alles ok, doch letzteres fand er plötzlich auch nicht mehr so spannend.

Das geht nun schon eine ganze Weile so, aber bisher ist er immer noch brav mitgekommen, wenn ich meinen Veitstanz aufgeführt habe, weil ich dringend raus wollte. Ist ja auch vollkommen egal, ob ich 2 Stunden zuvor erst eine Runde gedreht habe. Aber das versteht ihr Zweibeiner nicht so wirklich, denn wir hören und riechen ab und an Dinge, die einer sofortigen Bearbeitung und näheren persönlichen Untersuchung bedürfen. Aber ich schweife schon wieder ab.

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Jedenfalls mein kleiner, alter Bruder, der auch häufig „Stinkie“ gerufen wurde, da irgendwas mit seinem Auspuff nicht mehr ganz so richtig in Ordnung war in letzter Zeit, zumindest kommen da unverhofft recht bemerkenswerte Duftnoten raus, hat mir auch ab und an zu denken gegeben. Keine Angst, so ein Tam Tam machen wir da unter uns nicht daraus, wie unsere Rudelführer. Mir macht das ja nichts, aber meine Zweibeinerfreunde schwanken zwischen Anerkennung und Benommenheit, ab und an gelingt mir schon auch so einer, aber Filou ist schon ein Meister des schalen Geschmacks. Ob dieses Darmwindproblem mit seinem heutigen Termin zusammenhängt hat mir mein Frauchen noch nicht erklärt, ich muss das hinterfragen, unbedingt! Denn, wenn es so ist, dann werde ich nur noch heimlich pupsen, nicht dass ich auch noch einen finalen Hausbesuch bekomme.

Apropos Hausbesuch, ja der Filou bekam von der Tierärztin eine Spritze, mit der er richtig gut schlafen kann, anscheinend so gut, dass er gar nicht mehr aufwacht, ich fände das zwar langweilig, aber für ihn soll es besser sein, hat mir mein Herrchen gesagt.

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Was daran gut sein soll, nur noch zu pennen? Aber es stimmt schon, unsere Gassirunden in letzter Zeit entsprachen eh nicht mehr so meinen Vorstellungen, er war immer ewig am „Zeitunglesen“ und hat sich an jedem Gebüsch festgeschnüffelt, während ich Vollgas durch die Wiesen und Felder gerast bin, bis mir entweder schwindlig wurde, oder andere Kumpels in Sichtweite kamen. Was Stinkie aber trotz hohem Alter immer noch interessiert hat, war die Hundedamenwelt, tststss, der alte Schwerenöter, da war er dann immer flott. Ich hab mir schon öfter gedacht, es hätte ihm auch gut bekommen, wenn sie ihm damals das Beutelchen abgeschnitten hätten, das hätte ihm einige „Triebtätereinlagen“ erspart.

Ich, der ja ohne dieses lästige Säcklein durchs Leben schreite, kann bisher nicht behaupten, dass mir etwas fehlt, ganz im Gegenteil, ich kann mit den Ladys die ein oder andere „Luftnummer“ schieben, ohne das die Besitzer gleich Panik bekommen ob der Nachkommenschaft. Obwohl, ich hab schon mitbekommen, dass ein paar Leute von mir einen Nachkömmling haben wollen würden. Zu spät!

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Außerdem ich rede hier von Fortpflanzung und Spaß, wenn ich doch eigentlich erzählen wollte, dass mir mein kleiner Bruder schon jetzt fehlt und ein erfülltes Hundeleben endet. Klar die emotionalen Enden meiner Leine, also Frauchen und Herrchen denken ja, ich bekomme davon nicht allzu viel mit, aber mein Patenonkel und ich haben gesagt, wir halten die Schnauze und spenden Trost, wenn und wo nötig. Obwohl meinem Patenonkel, bei dem ich in der Arbeit ja gern mal unter dem Tisch liege, auch wenn das eigentlich dem Filou sein Platz ist (hihi) geht das schon auch nah.

Das hab ich als Intuitivermittler und Kuschelspezialist schon mitbekommen, dass er bei dem Thema nen Knödel im Hals hat. Frauchen hat in letzter Zeit oft Meerwasser in den Augen (Ihr wisst schon, das salzige Wasser, dass ich nur vom Strand in Kreta kannte, ihr sagt dazu glaube ich Tränen) das gibt es in den Ausführungen lustig und traurig, bei traurig muss ich immer ran.

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Bei Meerwasser fällt mir auch wieder was ein, mein Herrchen ist mit mir und dem Filou diesen Sommer ans Meer gefahren. Da haben wir einen auf Jetset Hunde gemacht in Italien und der Cote d Azur. Das war dann mit meinen Bruder fast so wie bei „der alte Mann und das Meer“. Es war voll cool, der Herren-Ausflug und ich glaube dem Filou hat das auch noch Spaß gemacht.

Aber seit dem ging es schon ganz schön bergab, Frauchen hat gesagt, er hat in knapp 3 Monaten 2,5 Kilo verloren, so dass er jetzt nur noch knapp 5 Kilo hat. (Mir wird nachgesagt, dass ich manchmal 2 Kilo ohne Knochen in 30sek. verliere, aber mit diesen Haufen habe ich schon immer beeindruckt, wie auch mein Abschiedshäufchen am Flughafen von Heraklion damals).

Ich glaube ich werde noch viel an meinen Bruder denken und er wird mir fehlen. Was mir nicht fehlen wird, ist sein ständiges Diagnosegeschnüffel an meinem Hintern. Ja mal ehrlich, ich hatte ja schon ab und an Befürchtungen, wenn ich abrupt stehen bleibe, hängt mir der Kleine bis über beide Ohren im Darm. Ist zum Glück nie passiert. Die Gassirunden mit ihm waren auch meist sehr unterhaltsam, auch wenn er die letzten zwei Jahre immer mehr zum Intelektuellen avancierte, wilde Wuschelfrisur mit grauem Bart und ewig an irgendwelchen „Hundezeitschriften“ herumschnüffeln, egal, ob wir schon lang weitergegangen sind, nein Professor Flimm (einer seiner Spitznamen) musste immer noch dem Inhalt des „Schriftstücks“ auf den Grund gehen. Das führte natürlich dazu, dass wir am Ende getrennte Runden gegangen sind, also er gewatschelt und ich gerannt. Und seit diesem Jahr hat er es sich sogar gefallen lassen, im Körbchen am Fahrrad durch die Landschaft chauffiert zu werden, dafür war sich der Herr ja bis dahin immer zu fein. Aber hey, es gibt unbequemere Arten um an den See, oder in den Biergarten zu kommen.

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Es gäbe noch viele Dinge, die ich Euch erzählen könnte, die ich, seit ich nun in München lebe, und das ist nun auch schon seit Oktober 2012 der Fall, mit meinem kleinen, alten Bruder erleben durfte, aber interessiert euch das? Wenn ja, ich kann ja mal Frauchen, oder meinen Flugpatenonkel und Lieblingskollegen Gerd fragen, die könnten bestimmt noch ein paar Seiten dranhängen.

Egal, ich bin ihm dankbar für viele Dinge, die er mir beigebracht hat, die ich von Kreta noch nicht kannte. Er hat mir gezeigt, wie man Treppen steigt und das in einem affenartigen Tempo, nur in letzter Zeit hat er wohl selbst vergessen wir das richtig ging, so dass seine Abwärtsläufe eher in die Disziplin „Hunderodeln“ eingeordnet werden mussten. Eine Karriere als Stuntman wäre wohl nicht mehr von Erfolg gekrönt. Er hat mir beigebracht, dass ich nicht immer alles auffressen muss, was in dem Napf mit dem Trockenfutter ist, denn das wächst da drin ständig nach. Da haben die in Deutschland eindeutig andere Näpfe, als auf Kreta. Was aber am erstaunlichsten für mich war, wie kräftig mein kleiner Bruder war, seine Devise war immer, warum sich mit einem Stöckchen abgeben, wenn man den ganzen Baum haben kann.

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Dies waren nur ein paar der vielen Dinge, die ich mir von ihm abgeschaut habe und für die ich ihm sehr dankbar bin. Du hinterlässt eine große Lücke hier bei uns im Haus und im Büro, obwohl Du eigentlich eher von der kleinen Sorte warst, ich versuche diese so gut es geht zu füllen. Ich befürchte trotzdem, auf mich kommt nun eine Menge Kuschelarbeit zu,

Aber hey, dafür bin ich ja schließlich hierhergekommen und ich werde diese Aufgabe mit Bravour meistern und im Gegensatz zur vorherrschenden Lehrmeinung der Veterinärmediziner, na! wie gewählt ich mich inzwischen ausdrücken kann, werde ich dich mein lieber, kleiner alter Bruder nicht so schnell vergessen.

Machs gut auf deinem letzten Weg über die Regenbogenbrücke.

In ewiger Hundeliebe, dein Bruder Kurti.


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P.S.: Vielen Dank an Gerd, der mir beim Tippen geholfen hat, denn in meinem 2 Pfotensystem hätte die Tastatur nicht lange standgehalten, oder meine Gedanken wären etwas unverständlich gewesen.