Mythos lebt!

Mythos lebt! Begleiterscheinungen, Teil 56 vom 29. Mai 2025. Beitrag für www.radio-kreta.de.

Von Dr. Holger Czitrich-Stahl.

Die Geschichte des Bieres in Griechenland beruhte auf der Entstehung des neugriechischen Staates im Unabhängigkeitskrieg gegen das Osmanische Reich (1821-1830) und auf der Inthronisierung des bayerischen Prinzen Otto von Wittelsbach im Jahr 1832 zum ersten griechischen König des neuzeitlichen Hellas. König Otto I. brachte den bayerischen Braumeister Fix gleich mit nach Athen und machte ihn zum Hoflieferanten. 1859 folgte ihm der Weinmeister Gustav Clauss, nach dem noch heute die Marken von Achaia-Clauss wie der Demestica benannt sind.

So entstand die traditionelle Biermarke „Fix“, die es heute wieder zu kaufen und zu genießen gibt, nachdem sie eine Weile lang (1983-2008) vom Markt verschwunden war. Durstige deutsche und englische, irische oder sonstwoherige Touristinnen und Touristen mussten vorher von daher mit den Produkten von Amstel, Henninger oder Heineken vorliebnehmen, nicht immer zur individuellen Freude. Doch seit wenigen Jahren sind sie wieder da: Fix, Alfa, Mythos und nicht zuletzt das in Patras gebraute Mamos.

Und nicht nur das, das Mythos gibt es längst in Deutschland zu kaufen, dem EU-Binnenmarkt sei von Herz und Leber gedankt!

Den griechischen Hang zur Mythologie zu erwähnen hieße Eulen nach Athen zu tragen. Doch an vielen Plätzen Griechenlands und Kretas entstand mit der Marke Mythos eine neue Form der Mythologie, bei der nicht mehr der Götterberg Olymp im Zentrum steht, sondern ein beschauliches Kafeneion oder noch besser – ein wunderschönes Plätzchen am Strand oder eines mit überwältigender Aussicht.

Dabei war Kreta bislang keine sonderlich berühmte Stätte des Bierbrauens, eher des Weinkelterns und des Rakibrennens. Doch das Mythos macht es möglich. So sitzen meine Frau und ich gern einstweilen auf der Dachterrasse, auf der ich meine Mythos-Flasche öffne, eingieße und genieße. Am liebsten aber, oder am meisten mythisch, ist das Warten auf denn Sonnenunterhang, den iliovasilema, oberhalb des Strandes von Kommos. Der Blick auf die gigantische Bucht des Golfes von Messara, die Klippe zwischen Kommos und Matala, schweifend über die Paximadia-Inseln in Richtung Lefka Ori über Agia Galini zurück zum majestätischen Psiloritis, wird mit jedem Schluck Mythos immer mythischer.

Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein.

Kein Gedanke mehr an Arbeit und Beruf, eh mittlerweile Vergangenheit, nur noch an das Schöne und Zeitlose der Umgebung, das macht einen Mythos wahrhaftig aus. Dass man zwangsläufig immer wieder Gleich tickende trifft, mit einer grünen Flasche bewehrt, bleibt Gott sei Dank nicht aus. In Lentas, Paleochora oder Agia Galini etwa wiederholen sich diese Wunder des Alltags. Dass dieses Mythos mit einem süffigen Mythos umso eindrucksvoller ist, hätten die Wittelsbacher sich das träumen lassen?

Es war bei ihnen wohl das Heimweh nach liebgewordenen Gewohnheiten. Zumindest in diesem Punkt aber haben sie Griechenland, Kreta und zahllose Philhelleninnen und Philhellenen zweifellos bereichert. Gia mas!

(Geschrieben in Pitsidia)

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