Nun ist es soweit: der Irrsinn bekommt System. Denn nun werden kretische Esel eine Art „Nummernschild“ bekommen. Das betrifft die Esel, die zur Touristenbelustigung als Transportmittel – z.B. auf dem Lassithi-Plateau zur Dikteon-Höhle – eingesetzt werden.
Die Nummernschilder werden die gutmütigen Langohren zwar weder auf die Stirn, den Rumpf oder das Hinterteil getackert bekommen, aber die entsprechende Nummer wird in einen ihrer vier Hufe eingraviert werden.
Das berichtet das englischsprachige Online-Portal „keeptalkinggreece“ unter Berufung auf einen morgendlichen Fernseh-Beitrag zum Thema (und der war nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, am 1. April!).
Und wozu das alles?
Angeblich ist das ein weiterer genialer (und bestimmt „extrem einträglicher!“) Schachzug der ausländischen Kreditgeber, um den grassierenden Steuerbetrug zu bekämpfen. Die Entscheidung wurde vom Gemeinderat der Lassithi-Hochebene getroffen und bedeutet das Ende der gängigen Praktiken, die bisher verschiedene Probleme aufgeworfen haben – so hat sich zumindest Bürgermeister Yiannis Stefanakis gegenüber ekriti.gr vor ein paar Tagen geäußert.
Damit wird der traditionelle, tierische 4×4 Touristen-Transport legalisiert, die Esel werden mit ihren Nummernschildern registriert und die Tierbesitzer, respektive die Tourguides, werden im örtlichen Register geführt und auch Quittungen ausstellen. Die Entscheidung, das Geschäft mit den Eselstouren zu modernisieren (Anm.d.Red.: ?!?!!!????!!) und zu legalisieren wurde offensichtlich einstimmig von allen Eselbesitzern getroffen.
Endlich eine „Strukturreform“
Dazu muss natürlich noch erwähnt werden, dass auch das Touristen-Esel-Transport-Business zu den bisher „geschlossenen“ Berufsgruppen gehörte – ein Privileg, das mit dieser (Zitat!) „Strukturreform“ nun entfällt. Und wer sich nun sagt „na endlich, bei DEM Business bin ich aber ganz vorne dabei!“, der kann sich nun beim jeweils zuständigen Amt der in Frage kommenden Gemeinde bewerben und anmelden. Welches das besagte zuständige Amt jeweils ist, bitte selbst rausfinden – wir wünschen aber jetzt schon mal viel Erfolg! Bevorzugte Bewerbergruppen sind übrigens Ortsansässige, Studenten und Angehörige der sozial schwachen Gruppen, spezifizierte Stefanakis noch zusätzlich.
Und – honi soit qui mal y pense – NEIN! Der Gemeinderat hat vorerst davon abgesehen, die Esel mit Kreditkartenlesegeräten (POS) auszustatten. Wie es mit den Parkverbotsvorschriften aussieht, entzieht sich leider derzeit noch unserer Kenntnis….
Es ist ja nun mal allgemein bekannt, dass Griechenland schon seit über 7 Jahren damit kämpft, das Diktat der Kreditgeber durch tiefgreifende strukturelle Reformen umzusetzen, zu denen es auch gehört, die bisher „geschlossenen“ Berufsgruppen (Taxifahrer, Spediteure und unter anderem offensichtlich nun auch Esel-Touri-Transporte) zu öffnen. Die Gewerkschaften sind allgemein viel zu einflussreich und erlauben nur selten eine Änderung des privilegierten „Status Quo“.
Offensichtlich sind lokale Gemeinden da etwas flexibler. Alle? Mitnichten! Aber immerhin hat das geniale Esels-Registrierungs-und-Besteuerungs-Projekt, das vor einem Jahr auf den Plan kam, schon erste Erfolge gezeigt.
Die Hintergründe
Im August 2016 mussten sich die armen Esel, die im Städtchen Lindos auf Rhodos tagtäglich fußlahme Touristen auf die dortige Akropolis hochwuchten, heftigen Steuerkontrollen unterziehen. Den niedlichen, langohrigen und hart arbeitenden, vierbeinigen „Taxis“ wurden Strafen von 4.000 Euro und mehr auferlegt, da sie für den hoch-und-runter-Transport keine Quittungen ausgestellt hatten. Die Steuerbehörden vermuteten, dass durch den illegalen tierischen Touristentransport riesige Löcher in den Staatshaushalt gerissen wurden, oder so….
Ob die Tiere dabei ein gutes Leben hatten und haben, interessiert(e) übrigens niemanden. Aber was soll man erwarten: in Zeiten wie diesen, in denen aus Gründen der „Austerity“ schon ein Menschen(würdiges) Leben nichts mehr wert ist – was zählt da wohl so ein geduldiges Eselsleben?
Radio Kreta – mal wieder nicht genug Köpfe zum Schütteln!
Und hier gibt es noch mehr interessante und schöne Hintergründe zu den geduldigen Langohren.