Nikos erzählt…. Kultur und Emotionen, Teil 5/6.
Der Zweite Januar, ein Samstag, aber in Griechenland ein Feiertag, begann mit einem Frühstück bei Starbucks. Danach hatten wir noch eine Freifahrt mit dem Hopon Hopoff Bus und die Fahrt führte vom Syntagma Platz über die Plaka, Akropolis, die große Leoforos Syngrou bis nach Piräus zum kleinen Mikrolimano Hafen in dem wir vor knapp drei Jahren auch in der Taverne Paranga zu Mittag aßen.
Nicht weit entfernt davon fand im September 480 v.Chr. die Schlacht bei Salamis statt. Diese Schlacht war eine der bedeutendsten Seeschlachten im Mittelmeerraum in der Antike. Sie wird von einigen Historikern neben der Schlacht von Marathon, als das Zentralereignis in der abendländischen Geschichte gewertet, das mithalf, die Zivilisationsgeschichte Europas eigenständig gegen die des Ostens zu behaupten. Die Schlacht wurde in der Folgezeit für das Selbstverständnis und die Selbstdarstellung der athenischen Demokratie wichtig.
Nun war es jedoch 2016 und in der Paranga wurden für meine Frau diverse Mezedes und für mich ein halbes Kilo Lamm aufgetischt, einfach nur lecker.
Am Abend widmeten wir uns wieder der Kultur. Im historischen Sofia Bembo Theater, das bereits so vieles gesehen hatte, haben die vielleicht zurzeit erfolgreichsten Theatermacher Thanasis Papathanasiou und Michael Reppas die Show: „Prin to Xarama“ gezaubert. Musikgrößen wie Katerina Kouka, Stelios Dionisiou und Sofia Bosou, um nur wenige zu nennen, führten uns in einer Geschichte voller Liebe, Trauer, Dramatik, Humor und Leidenschaft von Thessaloniki im Jahre 1942 bis ins Athen Ende der sechziger Jahre.
Das Theater, sehr eng bestuhlt, hat keine Garderobe. Ok, sagte ich mir, es ist halt so, meistens ist es ja auch sehr warm, aber Anfang Januar hatte jeder einen Mantel dabei. Drei Stunden mit einem Mantel auf dem Schoß ist nicht unbedingt bequem.
Die Story und die Lieder waren jedoch sehr gut, eine kurzweilige Unterhaltung auf hohem Niveau. Die Musiker sehr gut, die Schauspieler und Sänger hervorragend, aber die Spitze aller bot die Sitznachbarin meiner Frau. Sie und ihr Begleiter saßen schon als wir kamen. Durch die Tatsache der engen Bestuhlung mussten wir, da die zwei keine Anstalten machten aufzustehen, so elegant wie möglich über die beiden hinübersteigen , um zu unseren Plätzen zu gelangen.
Dann begann das Stück und es gab Szenen, die herzerfrischende Lacher hervorriefen. Die besagte Nachbarin lachte so laut auf, dass der Putz von den Wänden absplitterte. Dann kam die Darbietung eines Liedes und als der Refrain dramaturgisch vom Interpreten etwas verzögert wurde, begann unsere Freundin, diesen lauthals und ohne Scheu weiter zu schmettern.
Auf der Bühne wurde daraufhin eine Szene gespielt, die Frau hatte gerade ihr Kind verloren und der Mann hat eine Affäre gestanden, als sie laut rief : „Verlass doch diesen Hurensohn, Du findest einen anderen“ – peinlich genug, dass einige sich zu uns umdrehten, und als kurz vor Schluss eine der Hauptdarstellerinnen starb, heulte sie so laut, dass sie den Schiffssirenen von Piräus Paroli bieten konnte. Im selben Moment riss sie den Mantel meiner Frau hoch, wischte ihre Tränen ab und wickelte sich ihn diesen ein. Ich dachte, jetzt ist völlig ein hab mich lieb Jäckchen angesagt, aber sie gab den Mantel schnell wieder frei. Der Grieche trägt zeigt halt seine Emotionen offen.
Hier Teil 4, Teil 6 folgt.
Euer Niko