Nikos erzählt…. „Eine Taufe auf Zypern“.

Zypern, 5 Tage – 4 Nächte, Teil 2

…und dann war endlich Sonntag und die Taufe war in den Mittelpunkt gerückt mit der anschließenden Feier mit allem Drum und Dran.

Für mich als bekennenden Antikäsefan gehört das zypriotische Essen nicht unbedingt zu meinen Favoriten. Aber hier muss ich fair, wie ich ab und zu bin, anerkennen, dass es kein Essen im üblichen Sinn ist, sondern eine Besonderheit: ein kleines Abenteuer, das aus 15, meistens 20 bis 25 verschiedenen Gerichten besteht. Und dieses „Meze“- Essen ist von Lokalität zu Lokalität verschieden, weil halt das auf den Tisch kommt, was gerade greifbar ist.

Niko am Meer

Begonnen wird mit allerlei Vorspeisen wie Tzaziki, Tarama, Tahini, Haloumi, Lountza und Sonstiges. Weiter geht es mit Leber, Pilzen, Bratwurst, Fleischspiess, Lammkotolett, Eier mit Spinat, Pommes und und und. Dieses Ereignis des Meze-Essens machte ich an zwei Abenden mit, wobei ich als „Extrawurst“ einen separaten Teller erhielt mit Lammbraten oder Lammkotelett à la Niko. Aber an diesem Sonntag war die Taufe angesagt und anschließend die Einladung zum Essen.

Meine Befürchtungen waren unbegründet. Es gab kein Meze, sondern man konnte sich von einem reichhaltigen Buffet seinen Teller füllen. Ich betone ‚einen‘ Teller, weil man es als unhöflich und verfressen ansieht, wenn man mehrmals ans Buffet geht. Meine Frau, die schon einmal auf Zypern bei einer ähnlichen Feier war, hatte eine unangenehme Erfahrung, weil seinerzeit sie und ihre deutschen Freunde mitteleuropäisch halt mehrmals ans Buffet gingen, um sich zunächst etwas Vorspeise, dann Salat, dann Hauptgericht und so weiter in kleinen übersichtlichen Portionen zu holen.

Die Einheimischen tuschelten und beäugten die Deutschen, als seien sie exotische Tiere. Die Zyprioten jedoch nahmen sich nur einmal vom Buffet, und als ich in der Schlange stand, sah ich, wie Berge von Essen aufgehäuft wurden. Sicherlich bewirbt sich der Eine oder Andere beim Zirkus, weil dieser Balanceakt, den mit allem möglichen gefüllten Teller an den Tisch zu bringen, schon bemerkenswert ist. Wahnsinnig diese Kunstfertigkeiten. Beim Internationalen Zirkusfestival von Monte-Carlo, dem berühmteste Zirkusfestival der Welt, hätte der Eine oder andere große Chancen, zu gewinnen.

Die Kleiderordnung und das Wetter auf Zypern

Die Kleiderordnung war so unterschiedlich wie das Wetter, das wir in diesen fünf Tagen hatten: strahlender Sonnenschein, orkanartiger Wind, Regen und für dreieinhalb Minuten sogar Hagel.

Wir sahen Abendkleider, die mit Sicherheit einige Monatsgehälter gekostet haben, wie auch Jeans vom Wühltisch und das wiederum zeigte mir, dass hier normale Menschen anwesend waren. Im ganz positiven Sinne. Dass Glucks-Geräusche ein zyprisches Phänomen sind glaube ich nicht. Das Essen, sehr schmackhaft, wurde durch ein lautstarkes Schmatzen musikalisch begleitet.

Niko und Helga auf Zypern

Ich erkannte den Radetzky Marsch, einige Sekunden lang war die kleine Nachtmusik zu vernehmen und dann Klänge aus der schönen blauen Donau. Da wir alle an großen runden Tischen saßen und die Treffsicherheit der einzelnen nicht so gut war, landete die eine oder andere Speise, die man mit offenen Mund gekaut hat, auf der Krawatte.

Ich will nicht sage,n dass ich sehr empfindlich bin, aber es war halt so. Sehr dezent schaute ich fragend meine Frau an, die lediglich mit den Schultern zuckte und später sagte, dass dies ihr schon einmal negativ aufgefallen war. Wenn man dabei nicht reden würde wäre es vielleicht erträglich, aber wenn politische Themen, die schon emotionsgeladen diskutiert werden, in dem Fall mit vollem Mund angegangen werden, ist die Gefahr groß, ein fremdes Salatblatt oder einen Olivenkern auf seinem Teller wieder zu finden. Und zum ersten Mal dachte ich mir…. ich mag das Temperament und die Redelust der Südländer, aber jetzt wäre ich gerne am Nordpol.

Die Taufe auf Zypern

Eine andere sehr bemerkenswerte Erfahrung war, dass die vier Photographen und drei filmenden Artgenossen nicht nur während der Taufzeremonie um die Babys und sonstigen Anwesenden herumwuselten, sondern auch bei der anschließenden Feier sich den Namen Paparazzi redlich verdient haben. Sie fotografierten und filmten alles was sich bewegte oder auch nicht. Die Gefahr war allgegenwärtig, dass man auch von Deinem Versuch, ein Salatblatt in den Mund zu schieben, eine Großaufnahme machte. Ich dankte meinem Schöpfer, dass ich kurz vorher beim Zahnarzt war.

Die Feier war schön und die Babys haben sich den Schlaf der Gerechten redlich verdient, weil sie von Hand zu Hand gereicht wurden. Sie ertrugen es stets mit einem Lächeln. Wir waren auch sehr gut bedient und auf dem Weg zum Hotel rief ich Kostas an der meinte: Gut zu essen und zu trinken ist für viele Zyprioten ein Hauptlebenszweck. Wie bei uns auf Kreta. So richtig perfekt wird ein gutes Mahl allerdings erst, wenn man es im Kreis vieler Freunde und Verwandte genießen kann.

Wir haben doch nur ein Leben, lieber Gott danke dass ich es als Grieche leben darf.

Euer Niko


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Neulich auf Zypern, Teil 1.