Nikos erzählt…. Die Cretan Family Taverne in Malia
Bei Cretan Family, einer Taverne abseits der Partymeile von Malia, hatten wir vor gut zwei Jahren ein beeindruckendes Erlebnis.
Opa Nikos lag damals todkrank in seinem Bett im Lokalbereich und erfreute sich an den Menschen, die die Taverne beehrten, die durch seine zwei Söhne fortgeführt wird. Georgios, einer der Söhne, erkannte uns sofort und berichtete uns, dass sehr viele Gäste mit einer Kopie der Kurzgeschichte auf der Radio-Kreta Seite gekommen waren. Wir sprachen über die vergangene Zeit und wie es mit Griechenland weiter gehen wird. Wir waren uns einig, dass Berthold Brecht mit seinen Worten „Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral“ absolut richtig lag.
Gäste aus aller Herrn Länder waren da. Hannu Pääkkönen war da, der einen Maschinenbauteilehandel in Finnland hat und durch das Embargo mit Russland seine Geschäfte am Rande des Existenzminimums weiter führt, der aber aus Liebe zu Kreta jedes Jahr dorthin fährt. Hannu meinte, er schäme sich für seine Regierung, die zum Teil aus Rechtspopulisten besteht. Er wird immer für Griechenland sein und für die Griechen.
Das Herz Europas
Hannu erzählte, dass sein Heimatland, wie auch Litauen, den meisten Widerstand geleistet hat, dass für ein drittes Hilfspaket für Griechenland gestimmt wird. Donato, der mit seiner Frau am Nebentisch saß und als Bologna stammt, meinte: „Ausgerechnet Litauen, aber man kann es nachvollziehen, ist doch Litauen das Herz Europas und der Mittelpunkt der Philosophie, und wenn man es genau betrachtet, ist die Demokratie auch in Litauen entstanden.“ Karlheinz aus Stuttgart am Nebentisch meinte: „Ich habe sogar gehört, dass Gottlieb Daimler, Goethe und Schiller auch geborene Litauer waren.“
Ein Akkordeon-Spieler spielte derweil mehr schlecht als recht das alte griechische Lied ‚Se agapo giati ise orea‘, danach La Paloma, Kasatschok, ein Schiff wird kommen. Anschließend kam „Muss i denn zum Städtele hinaus“, danach trällerte der Künstler „Una Festa sui prati“. Als er schließlich „La Vie en rose“ intonierte, schauten sich meine Frau und ich an und dachten gleichzeitig, wie eng verbunden Europa doch sein kann. In den Liedern allemal. Die Politiker jedoch mit ihrer unerträglichen Sparpolitik zerstören alles.
Georgios der Wirt kam mit seinem Mobiltelefon an unserem Tisch und zeigte uns auf YouTube seine neueste Komposition, die der große Vassilis Skoulas interpretiert:
Gleichzeitig stellte er eine Flasche Retsina an unserem Tisch. „Sie ist vom alten Herrn Niko,“ sagte er und zeigte zum Himmel. Wir füllten unsere Gläser und tranken darauf, dass er es im Paradies schön hat, und auch auf das Wohl aller Menschen, die jetzt und sicherlich auch in den nächsten Jahren durch diese unerträgliche Sparpolitik leiden.
„Wir sind alle Europäer,“ sagte Georg und erhob sein Glas. „Gia mas!“ und aus alles Ecken der Taverne erklangen Worte wie –zum Wohl- Cheers – Skal – Kippis – Salute – Zivio – Sante. An diesem Abend waren wir in der Cretan Family Taverne eine europäische Gemeinschaft.
Als wir später nach Heraklion fuhren und Kostas auf dem Balkon saß, rief er uns zu: „Kommt lasst uns noch einen Schlummertrunk nehmen.“
Wenige Minuten später waren unsere Raki Gläser gefüllt und Kostas meinte: „Lieber Gott, wir haben doch nur ein Leben, danke dass ich es als Grieche leben darf.“
Euer Niko