Nikos erzählt…. „Neulich beim Chinesen“.

Nikos erzählt…. Geschichten von Kreta und anderswo

Also, wenn die Küche mal kalt bleiben soll, ist für meine Frau und für mich Thomas in Gondelsheim erste Wahl. In seinem Lokal fühlen wir uns wohl, nicht nur wegen des reichlich fließenden Ouzo‘s, denn Thomas ist ein Unikum als Mensch und Wirt. Aber leider gibt’s hier auch einen Ruhetag, und genau an diesem sollte die besagte Küche kalt bleiben. Deshalb entschieden wir spontan, dem Chinesen in unserer Nähe wieder einmal einen Besuch abzustatten.

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Nikos auf Abwegen

Das Lokal war mittelprächtig besucht und das freundliche Chinesen-Fräulein wies uns einen Tisch zu in unmittelbarer Nachbarschaft eines Paares im Spätmittelalter. Sie, fein herausgeputzt mit einem koketten Seidenschal um den Hals, er hatte sicherlich am Spätnachmittag seine sporadisch vorhandenen Haare frisch färben lassen. Aber um Gottes Willen, ich möchte mich nicht über das Aussehen der Beiden lustig machen, jeder soll so aussehen, wie der liebe Gott ihn erschaffen hat, das Äußerliche lasse ich außen vor, nur das Geplapper erlaube ich mir unzensiert wieder zu geben.

SIE: Nein, das ist kein Hühnchen, hat die Bedienung gesagt, das ist Chicken!

Meine Frau schmunzelte und so wurde ich auf das Gespräch der Beiden aufmerksam. Da sie den Tisch unmittelbar in unserer Nachbarschaft belegten, musste ich meine Ohren gar nicht erst spitzen.

ER: Aber Ente ist es auch nicht.

SIE: Nein Chicken hat sie gesagt, bestimmt was Chinesisches.

ER: Aber es schmeckt nach Hühnchen.

SIE: Ich denke wir haben noch etwas Zeit bis das Stück beginnt.

ER: Ja stimmt, wir wollen ins Theater. My Fair Lady ist doch heute oder?

SIE: Nein, der Barbier von Sevilla

ER: Ich wusste es ist was Griechisches.

SIE: Nein, aber das ist ja auch egal. In der Tagesschau gestern habe ich die Rede von diesem CSU- Abgeordneten gehört: „ Schauen Sie sich Tsipras an, schauen Sie sich Varoufakis an. Würden Sie von denen einen Gebrauchtwagen kaufen?“

ER: Ich will doch kein Auto…hmmm das schmeckt wirklich nach Hühnchen.

SIE: Nein das ist Chicken und ich meinte die Rede im Bundestag. Der spricht das aus, was alle denken.

ER: Was denken alle?

SIE: Dass Griechenland von Kommunisten regiert wird, willst Du ein Auto von einem Kommunisten kaufen?

ER: Ich will doch kein Auto und schließlich habe ich meinen Führerschein doch schon abgegeben.

SIE: Ja Du musst Dich doch auskennen, Du warst doch Fallschirmspringer früher.

ER: Ja das war ich wohl und wir sind auf Kreta gelandet. Das ist eine wunderschöne Insel.

SIE: Vor sechzig Jahren warst Du dort, wie willst Du wissen, wie die Insel heute ist, wenn Kommunisten regieren.

ER: Und die Mädchen, die waren so stolz und so fesch.

Wir hatten inzwischen den ersten Büffet-Gang hinter uns. In der Zwischenzeit haben beide ihr Gespräch fortgeführt. Sie sprachen von Bambusknospen und Ananaswurzel, sie meinten, dass in China sicherlich die Hühnchen Pekingente heißen, weil Chicken so verdammt ähnlich wie Hühnchen schmeckt. Die Bedienung kam vorbei und die gute Dame fragte: „Darf ich Sie fragen, was das hier für ein Fleisch ist?“ Die Bedienung meinte: „Chicken Wings“ und ging ihres Weges.

SIE: Hast Du jetzt gehört, das ist Chicken Dings.

ER: Ja, Du hast recht, aber ich lasse es mir nicht nehmen, das schmeckt wie Hühnchen, oder sie nehmen das gleiche Gewürz, das Du für Hühnchen nimmst.

SIE: Das wird sicherlich so sein, die Chinesen machen uns doch alles nach.

ER: Das sind doch die Japaner.

SIE: Ach was, sind doch beide gleich. Komm, beeil Dich, wir müssen ins Theater.

ER: Ja, ich freue mich schon so auf My Fair Lady.

Um das Preis-Leistungs-Verhältnis angemessen zu halten, hatte ich drei Mal das Büffet besucht, aber kein einziges Mal befanden sich Chicken Wings auf meinem Teller. Als ich später Kostas anrief und meinte, dass solche Menschen die Abgeordneten wählen, die unqualifizierte Vergleiche anstellen, meinte er:

Lieber Gott wir haben nur ein Leben. Danke dass ich es als Grieche leben darf.

Euer Niko


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