Nikos Xylouris (1936-1980) – Volksmusiker und Widerständler.
Wer an griechische Musik denkt, vermutet zurecht eine Bouzouki als Leitinstrument und denkt an Evergreens von Manos Hatzidakis oder Mikis Theodorakis.
Zwar stammen beide aus Kreta, stehen aber keineswegs für kretische Volksmusik, denn jene unterscheidet sich gravierend von der griechischen Festlandsmusik oder vom Rembetiko, dem „griechischen Blues“ der Spelunken in Piräus der Jahre nach der „kleinasiatischen Katastrophe“, der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als ein gigantischer Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei vollzogen wurde.
Die kretische Volksmusik gehört in gewisser Hinsicht zur „medialen Musik“, einer uralten Musiktradition, die nicht nach Noten gespielt wird, sondern nach Tonempfinden und Stimmung. Das Hauptinstrument dabei ist die dreiseitige Lyra, einer Fiedel vergleichbar, die auf den Knien aufgestützt gestrichen wird. Durch die vom Geigenspiel abweichende Fingertechnik ist ihr Spiel so schnell, das kaum ein anderes Melodieinstrument mithalten kann. Das führt Spieler und Hörer schnell an eine tranceähnliche Euphorie heran.
Der Rhythmus der kretischen Volksmusik, die zahlreiche Varianten wie den Syrtos, die Sousta, den Pentozalis kennt, wird mit der Laouto gespielt und kann durchaus Assoziationen mit einer modernen schnell gespielten Rhythmusgitarre erzeugen. Die bekanntesten Vertreter kretischer Musik sind Charalambos Garganourakis, Nikos Skevakis und natürlich die Abkömmlinge der Familie Xylouris, Jannis, Psarantonis und der bekannteste von ihnen, Nikos.
Nikos Xylouris (griechisch Νίκος Ξυλούρης, 7. Juli 1936 – 8. Februar 1980) war ein griechischer Komponist und ein Sänger aus dem Dorf Anogia auf Kreta, an den Hängen des Psiloritis gelegen.
Er war ein bekannter Repräsentant der demokratischen Bewegung, die den griechischen militärischen Rat, die faschistische Junta von 1967 stürzte. Seine Lieder und Musik nahmen gefangen und beschrieben die griechische Psyche und das Verhalten. Er erwarb seine erste Lyra im Alter von zwölf Jahren und zeigte großes Talent, die lokale Volksmusik zu spielen. Xylouris war 17 Jahre alt, als er in der Volksmusikgaststätte Kastro in Heraklion zu spielen begann.
Ein Wendepunkt in der Karriere von Nikos Xylouris trat mit einer Aufnahme 1958 ein. Er vertrat Griechenland 1966 international und gewann den ersten Preis beim San Remo Volksmusikfestival. 1967 stellte er die erste kretische Veranstaltungshalle, Erotokritos, in der Stadt Heraklion auf der Insel von Kreta her. Die Aufnahme von Anyfantou 1969 war ein grosser Erfolg. Xylouris begann bald Konzerte in Athen zu spielen, das sein neuer dauerhafter Wohnsitz wurde, an der Konaki Volksmusikhalle. 1973 zeigte er sich als mutiger Freiheitskämpfer gegen die Diktatur der Militärjunta Papadopoulos, als er am 17. November bei der Revolte der Studenten im Polytechnikum in Athen auftrat.
Die Hochschule war von Panzern der Junta umstellt, als Xylouris seine Lyra ergriff und das alte kretische Freiheitslied „Pote sta kani Xasteria“ sang, das schon seine Vorfahren als Hymne des kretischen Befreiungskampfes gegen die Osmanen anstimmten. Danach begann der schnelle Niedergang der faschistischen Diktatur in Griechenland. So wurde Xylouris, der Volkskünstler, zu einem Volkshelden.
Er starb 1980 in Piräus an einem Gehirntumor. Ihm zum Gedenken findet alljährlich in der ersten Juliwoche ein großes Volksmusikfestival in Anogia, seinem Geburtsort, statt. Im Übrigen stammt auch Nikos Xylouris aus einer Familie, die über reichhaltige Erfahrungen als Partisanen verfügt. Geschrieben als Quelltext für den deutschen Wikipedia-Eintrag zu Nikos Xylouris.
Die ersten Zeilen des Freiheitsliedes lauten “Póte tha [nicht sta] káni (bzw. kámi) xasterjá“ (Πότε θα κάνει/κάμει ξαστεριά), was soviel heißt wie „Wann wird der Himmel sternenklar“.