OLIVENÖLHERSTELLUNG: „Wie im Kokainhandel“

Düsseldorf. 07.10.2012, 09:50 Uhr
Panschen, Mischen, Täuschen – in vielen Olivenölen steckt nicht das, was dem Verbraucher versprochen wird. Viele Öle können sogar gesundheitsschädigend sein. Wie es dazu kommen konnte und wie man gutes Olivenöl findet.

31 Flaschen natives Olivenöl extra – ein laut EU-Verordnung besonders hochwertiges Olivenöl – hat Andreas März gekauft und untersuchen lassen. Der selbstständige Hersteller wollte wissen, was den Verbrauchern wirklich vorgesetzt wird. Die Befürchtungen des in Italien lebenden Deutschen wurden weit übertroffen: Nur eine der von unabhängigen Experten untersuchten Flaschen enthielt tatsächlich natives Öl extra. Neun der 31 untersuchten Öle – darunter auch Marken wie Bertolli, Carapelli oder Rubino – wurden gar als Lampantöl klassifiziert und waren damit nach der Gesetzeslage für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Die Stichprobe entspricht der Schätzung von anderen Experten, die davon ausgehen, dass 98 Prozent des verkauften Olivenöls mit dem Prädikat „nativ extra“ in Wirklichkeit kein erstklassiges Produkt ist.

Der renommierte Journalist Tom Mueller hat nach jahrelangen, intensiven Recherchen aufgedeckt, wie es zu diesen Zuständen in einer Branche kommen kann. Mueller schreibt für Top-Zeitungen in seiner Heimat USA, lebt aber seit zwei Jahrzehnten in der Mittelmeerregion und hat nun sein Buch „Extra Vergine – die erhabene und skandalöse Welt des Olivenöls“ veröffentlicht. Seine Emotionen kann der erfahrene Journalist dabei gut verheimlichen. Das und die enorme Vielfalt der Quellen machen das Buch glaubwürdig.

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So finden Sie ein gutes Olivenöl
Die Leidtragenden der Entwicklung hin zu qualitativ immer schlechter, aber eben auch billiger werdenden Ölen sind unter anderem kleine Premiumanbieter wie Andreas März. Der kann von seinem Abverkauf kaum mehr leben. Doch die Lobby rund um das Olivenöl hat laut Thomas Mueller kein Interesse daran, die Entwicklung zu ändern. „Die Manager der Industrie wissen, was eine Differenzierung des Ölangebotes für sie bedeuten würde. Wenn man dem Verbraucher die freie Wahl zwischen Masse und Klasse ermöglicht, könnte das eine Bedrohung für die Umsätze darstellen“, schreibt Mueller in dem zurückhaltenden Stil, der das gesamte Buch durchzieht. Und so versuchen die Unternehmen, ihre Kritiker einzuschüchtern. Die Fachleute, die die 31 Flaschen Olivenöl untersucht haben, wurden mit Straf- und Zivilprozessen überzogen. Natürlich, möchte man sagen, bekamen sie recht. Aber dennoch schreckt so eine juristische Tortur massiv ab.

Quelle: Handelsblatt

Alles über Olivenöl: Erste internationale Olivenöl-Konferenz in Kolymbari.
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