Rauchverbot? – darauf eine letzte Zigarette

Darauf eine Mentholzigarette!

Ein Kommentar von Alexander Neubacher

Rauchen ist ungesund, ja doch. Nur gehen die Anti-Tabak-Pläne der EU-Kommission in ihrer Bedeutung weit über das Qualmen hinaus. Sie sind ein Angriff auf die Freiheit des einzelnen Bürgers, der systematisch für dumm verkauft werden soll.

Mal angenommen, es wäre richtig, Rauchern das ungesunde Rauchen zu verleiden, um sie vor sich selbst zu schützen: Wieso beim Verbot von Mentholzigaretten aufhören? Warum nicht gleich Tabak überhaupt? Und sind fetthaltige, zuckerreiche oder allzu vitaminarme Lebensmittel nicht genauso schädlich? Schluss mit der Süßigkeitenreklame! Und wie kann es eigentlich sein, dass einige europäische Fahrradfahrer noch immer keinen Helm tragen? Dass es Kopfhörer ohne Lautstärkebegrenzer gibt? Socken ohne rutschfeste Stoppernoppen?

Und wenn wir schon mal dabei sind: Wo bleibt der Schutz unseres Verstands? Sind Seele und Geist etwa weniger wichtiger als unsere körperliche Verfassung? Natürlich nicht, im Gegenteil. Wer den Menschen in seiner Gesamtheit verbessern will, darf hier nicht haltmachen. Wie lange noch will die Europäische Union tatenlos zusehen, wie sinnfreie Fernsehsendungen die Bürger davon abhalten, ihren Feierabend mit einem lehrreichen Buch zu verbringen? Ganz zu schweigen vom Dudelfunk im Radio, vom pädagogisch fragwürdigen Plastikspielzeug? Wo bleibt die gesetzliche Holzspielzeugquote für alle europäischen Kindertageseinrichtungen?

Die Antwort lautet: Weil es die Politik nichts angeht, was die Bürger aus sich machen.

Uns Helmut

Recht auf Unvernuft
Zur Freiheit gehört auch das Recht, sich unvernünftig zu verhalten. Wir müssen nicht das Beste aus uns herausholen. Solange wir anderen damit keinen Schaden zufügen, dürfen wir gute Ratschläge einfach ignorieren. Das mag nicht klug von uns sein, manchmal gefährlich und mitunter sogar selbstzerstörerisch. Aber die Freiheit, über unser eigenes Schicksal selbst entscheiden zu dürfen, ist ein wesentlicher Unterschied zwischen uns und einem Schimpansen.

Um die europäischen Raucher wie behandlungsbedürftige Schwachköpfe behandeln zu können, führt die EU-Kommission drei Argumente an.

Die erste Begründung sind die gesamtgesellschaftlichen Schäden, die Raucher verursachten, selbst wenn sie niemanden zum Passivrauchen zwingen und sich immer brav in die Raucherecke unter freiem Himmel verziehen, Stichwort: Gesundheitskosten.

Der zweite Grund ist das schlechte Vorbild, das Raucher durch ihre bloße Existenz insbesondere für noch nicht rauchende Heranwachsende abgäben.

Und das dritte und trickreichste Argument geht so, dass von einer Freiheitsentscheidung fürs Rauchen leider nicht die Rede sein könne, weil es sich um eine Sucht handele. Demnach würden die allermeisten Raucher am liebsten sofort mit der Qualmerei aufhören – schaffen es aber nicht, weil das Nikotin sie im Griff hält.

Alle drei Argumente sind falsch. Dass die EU-Kommission sie verwendet, verrät viel über das Menschenbild, das in Brüssel vorherrscht. Es verheißt nichts Gutes für das „gemeinsame Europa“, von dem immer die Rede ist.

Raucher sterben früher – und verursachen geringere Kosten
Der Reihe nach: Anders als die EU-Kommission behauptet, verursachen Raucher keine gesellschaftlichen Schäden. Im Gegenteil: Zigaretten sind so ungesund, dass sie das Leben nachweislich verkürzen. Dadurch entlasten sie das Gesundheitswesen und die sozialen Sicherungssysteme. Eine Studie im Auftrag des niederländischen Gesundheitsministeriums kam zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Raucher bis zu seinem Ableben mit rund 77 Jahren etwa 220.000 Euro Behandlungskosten verursacht.

Nichtrauchende und schlanke Menschen hingegen sterben mit 84 Jahren und kosteten insgesamt 281.000 Euro, also gut 60.000 Euro mehr. Studien aus den USA und anderen Ländern bestätigen diesen Trend.

Als nächstes steht die Frage im Raum, welchen mentalen Knacks Kinder erleiden, wenn sie herausfinden, dass ihre Eltern rauchen. Diese Möglichkeit ist in der Tat nicht auszuschließen: Kinder von Rauchern werden eher qualmen als der Nachwuchs von Nichtrauchern, das ist so. Aber die Gefahr eines solchen Erziehungskonflikts besteht auch bei anderen elterlichen Verhaltensweisen, die für Kinder verboten sind, etwa Bier trinken, Horrorfilme gucken, das EU-Parlament wählen oder tagsüber zur Arbeit gehen.

Ein Gesetzgeber, der Kinder und Pubertierende zum Maßstab für tolerables Verhalten erklärt, hätte viel zu tun.

Aus Protest gegen die Tugendwächter
Das dritte EU-Argument, das die Raucher zu Süchtigen erklärt, ist besonders perfide, auch weil die EU erkannt hat, wie leicht es sich auf andere angebliche Drogen wie Zucker oder Fett ausweiten lässt. Zwar besteht kein medizinischer Zweifel daran, dass Zigaretten abhängig machen. Vielen Rauchern geht es ja gerade um den Nervenkick, den das Nikotin verursacht. Aber ist deshalb ihr freier Wille eingeschränkt? Wie kann es sein, dass Millionen Menschen jedes Jahr einfach so mit dem Rauchen aufhören? Und was ist den vielen anderen potentiell risikoreichen Verhaltensweisen, von denen manche Menschen nicht lassen können, weil sie ihnen Spaß, Nervenkitzel oder Entspannung bringen? Nach Brüsseler Logik könnten demnächst auch Hobbytaucher und Schokoladenjunkies zu Suchtkranken umdefiniert werden: eine Gesellschaft auf dem Weg in die Drogen-Klapse.

Die Anti-Raucher-Pläne der EU-Kommission reichen deshalb in ihrer Bedeutung weit über das Rauchen hinaus. Sie sind ein Angriff auf die Freiheit des einzelnen Bürgers, der hier systematisch für dumm verkauft werden soll.
Doch zu einem Trottel gehören immer zwei: Einer, der ihn dazu macht, und der andere, der sich dazu machen lässt. Ich selbst bin seit Jahren überzeugter Nichtraucher. Aber jetzt denke ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder daran, mir eine Menthol-Zigarette anzustecken, aus Protest gegen die freudlosen Tugendwächter und Supernannys.

Liebe EU-Kommission, schon mal darüber nachgedacht: Die kurze Phase vor dem Tod nennt man übrigens Leben.


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4 Kommentare

  1. jaja – weil sich schon mal ein Raucher freiwillig in eine Raucherecke verzogen hat. Der „mündige“ rauchende Bürger pocht auf sein „Recht“ und scheißt auf die Nichtraucher. Wird höchste Zeit, dass diese Spezies an die frische Luft geschickt wird, dort können sie sich gegenseitig mit ihren Sprüchen über Toleranz und blablabla vollsabbern und sich IHRE Bronchien räuchern – nicht mehr meine. Rauchverbote in allen Gaststätten und öffentlichen Gebäuden ohne Ausnahmen.
    Besonders zum kotzen finde ich es, wenn sie zuhause und im Auto auch noch ihre Kinder einräuchern. Wollt Ihr diesen Kindern die positiven finanziellen Effekte durch vorzeitiges Ableben auch empfehlen?
    Ich bin für absolute Werbeverbote für Tabak, Alkohol und Glücksspiel. Suchtfördernde Psychomanipulation darf in einer zivilisierten Gesellschaft keinen Platz haben. Und meine Ansage an euch Raucher: Ihr hattet Jahrzehnte, um eure Toleranz zu beweisen. Das habt Ihr versemmelt. Hört auf zu heulen, wenn die Intoleranz nun zu euch zurückkehrt.

  2. Aus der Studie: Volkswirtschaftliche Effekte des Rauchens. Eine ökonomische Analyse für
    Österreich, 2008

    „Somit lässt sich die Schlussfolgerung aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie
    ziehen, dass Raucher volkswirtschaftliche Kosten verursachen, die durch Tabaksteuer
    und hypothetische Einsparung der gesetzlichen Pensionsversicherungen bei weitem nicht
    kompensiert werden.“

    Mit freundlichem Husten

    Paul Gourgai

  3. also ich würde mal sagen – sämtliche Argumente, seien sie von Gegnern oder Befürwortern finde ich bescheuert. Raucher sterbe früher und entlasten das Gesundheitssystem. Was blöderes hört man selten.

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