Der Preis für Zigaretten ist in Griechenland zuletzt um 50 Prozent gestiegen – dank Tabaksteuererhöhung. Ein striktes Rauchverbot in öffentlichen Räumen kommt hinzu. Von Gerd Höhler
Harte Zeiten für Raucher in Griechenland: Um die leeren Staatskassen zu füllen, hat der Finanzminister die Tabaksteuern in den vergangenen Monaten gleich mehrfach erhöht. Der Preis für eine Packung Zigaretten ist dadurch um 50 Prozent gestiegen. Und jetzt will Gesundheitsministerin Marilisa Xenogiannakopoulou auch noch ein striktes Rauchverbot einführen: Ab 1. September soll das Qualmen in allen öffentlichen Räumen untersagt werden.
Eigentlich sollte das schon vor einem Jahr passieren: „1. Juli 2009 – Griechenland macht die Zigarette aus“. So steht es auf einem großen Plakat an der Fassade des Onassis-Herzzentrums in Athen. Griechenlands damaliger Gesundheitsminister, der konservative Politiker Dimitris Avramopoulos, wollte seinen Landsleuten, den stärksten Rauchern Europas, das Paffen in allen öffentlichen Gebäuden, Geschäften, Büros, Bars und Cafés sowie in Restaurants von mehr als 70 Quadratmetern Fläche untersagen. Wie so viele Vorhaben der konservativen Regierung, ging auch das Rauchverbot daneben. Ein Jahr später: Tabakqualm und stinkende Aschenbecher überall. Die meisten Griechen ignorieren das Verbot ganz einfach. Und die Behörden dulden die massenhaften Verstöße.
Jetzt will die sozialistische Gesundheitsministerin einen neuen Anlauf nehmen. Die Rauchverbote sollen nicht nur durchgesetzt sondern noch erheblich verschärft werden. Zahlreiche Ausnahmeregelungen des bisherigen Gesetzes will Marilisa Xenogiannokopoulou streichen. So sollen die bisher zugelassenen Raucherzonen in öffentlichen Gebäuden verboten werden. Auch Nachtklubs und Spielcasinos, wo das Rauchen bisher unter bestimmten Auflagen gestattet war, will die Ministerin zu rauchfreien Zonen machen.
Trauriger Rekord in der EU
Die Strafen sollen erhöht, Polizeibeamte zur Durchsetzung der Verbote eingesetzt werden. Die Werbung für Zigaretten und Tabak soll ebenfalls untersagt werden. Zugleich sollen Raucher, die von ihrer Sucht loskommen wollen, in den staatlichen Krankenhäusern Anlaufstellen und Hilfe finden, plant die Ministerin.
Fast 45 Prozent der erwachsenen Griechen rauchen – ein trauriger Rekord in der EU, wo im Durchschnitt nur noch jeder Vierte raucht. Dabei haben Rauchverbote in Griechenland eine lange Tradition. Schon 1856 ließ die damalige Griechenkönigin Amalie per Dekret das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden untersagen. Das Verbot diente jedoch weniger der Gesundheit der Griechen – der Hof versprach sich davon vor allem eine Minderung der Feuergefahr. Befolgt wurde das königliche Dekret allerdings schon damals nicht, wie Zeitzeugen berichteten.
Quelle: Frankfurter Rundschau
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