Vom 6. bis 10. März öffnet die ITB ihre Tore. Branche setzt auf Mittelmeer, Kreuzfahrten und Fernreisen. 2013 erneut Wachstum erwartet.
Von Michael Zehende, Hamburger Abendblatt
Berlin. Es war nur eine Frage der Zeit – jetzt ist es soweit: China hat Deutschland den Titel Reiseweltmeister abgenommen. Aber dennoch: Die Deutschen sind weiter in Reiselaune. Nach allem, was bekannt ist, sogar so stark wie nie zuvor. Fast alle Untersuchungen sehen nach dem Rekordjahr 2012 auch in diesem Jahr weiteres Wachstum. Die Branche ist optimistisch. Das wird sie ab dem 6. März auf der Reisemesse ITB in Berlin zeigen.
„Auch 2013 kann wieder ein erfolgreiches Jahr für die Reisebranche werden“, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Nach einem Umsatzplus zwischen drei und vier Prozent im zurückliegenden Jahr – genaue Zahlen wird es auf der ITB geben – rechnet der Branchenverband auch 2013 mit einem Plus. Die Gründe liegen auf der Hand: „Die Reallöhne steigen weiter, die Arbeitslosenzahlen sind nach wie vor niedrig“, erklärt Schäfer. Die jüngsten Umfragen wie die FUR-Reiseanalyse zeigen, dass die Deutschen 2013 mehr Reisen planen und dabei auch mehr Geld ausgeben wollen.
Mittelmeer für die Sommermonate beliebt
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten mag das überraschend klingen, wenig Überraschungen gibt es jedoch bei den beliebtesten Reiseländern der Deutschen. „Das Mittelmeer bleibt für die Sommermonate 2013 der Renner“, so Schäfer. Detaillierte Aussagen für einzelne Länder sind dabei allerdings noch schwer möglich. Schäfer rechnet jedoch mit einem Comeback von Griechenland. Weiterhin gut gebucht werde Spanien – seit Jahren das beliebteste deutsche Reiseziel im Ausland. Unklar ist weiterhin, wo in Ägypten die Reise hingeht. Nach vorläufigen Zahlen kamen 2012 rund 1,2 Millionen Deutsche in das krisengeschüttelte Land. Das wäre ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber 2011, doch noch immer deutlich weniger als früher.
Dauertrend: Fernreisen
Weiter im Trend liegen auch Fernreisen: USA, Karibik, Indischer Ozean mit den Seychellen und Malediven, aber auch die Vereinigten Arabischen Emirate verzeichnen laut Schäfer hohe Wachstumsraten. Echte neue Trenddestinationen gibt es in seinen Augen kaum. Am ehesten noch Montenegro und Birma. Aber: „Es gibt kaum Länder, die die Deutschen noch nicht bereist haben.“
Der Trend zur Fernstrecke ging etwas zulasten Deutschlands. Die Buchungen für die Nord- und Ostseeküste stagnierten bei den Reiseveranstaltern. Ein Grund hierfür dürfte jedoch vor allem das Wetter gewesen sein. „Wenn wir einen schönen Frühling haben, wird sich das schnell wieder ändern“, glaubt Schäfer.
Nachhaltigkeit und Segmentierung
Zwei große Themen werden nach Schäfers Einschätzung im Mittelpunkt der ITB stehen: Nachhaltigkeit und Segmentierung. Erstes Thema beschäftigt vor allem die Teilnehmer des ITB-Kongresses. Sie diskutieren unter anderem über die Themen Wasserknappheit und Nachhaltigkeits-Label. Das Thema Segmentierung wird sich auf der Messe in immer spezielleren Angeboten für einzelne Zielgruppen widerspiegeln: Im Trend liegen zum Beispiel Reisen für Schwule und Lesben, aber auch Angler, Segler, Extremwanderer oder Hochzeitsreisende finden immer maßgeschneidertere Angebote.
Auch neue Technologien werden die Messe prägen, ist sich ITB-Leiter David Ruetz sicher. „Immer mehr Reisen werden zum Beispiel über Apps auf dem Smartphone gebucht“, so der Experte. Vor allem Airlines, aber auch Hotels sind dabei Vorreiter. Eine ganze Halle ist dem Thema gewidmet.
Gespannte Blicke werden sich aber auch auf das Thema Kreuzfahrt richten. Der DRV veröffentlicht auf der ITB seine alljährliche Kreuzfahrtstudie – die erste, die zeigt, inwieweit der Untergang der „Costa Concordia“ der Branche wirklich zugesetzt hat. Ruetz sieht nach wie vor einen Boom in diesem Segment – und hat dafür auch einen handfesten Beweis: Die Ausstellerfläche der Reedereien ist noch einmal größer als im Vorjahr.
Während die ersten drei Tage der ITB Fachbesuchern vorbehalten sind, öffnet die Messe am Sonnabend und Sonntag ihre Türen auch für Privatbesucher.