Von Daniela Wehrmeier
Liebe Susanne, lieber Jörg,
Oh, Wahnsinn! Ist das schon wieder irre lange her, dass wir bei euch waren? Vielen Dank noch einmal für eure Gastfreundschaft, wir haben die Zeit mit euch sehr genossen.
Seit wir nun – schon gefühlt ewig – wieder zurück im Norden sind, kommen wir vor Arbeit kaum zum Durchatmen, bzw. Nachdenken. Jetzt, endlich … hab ich mich mal ran gesetzt und – wie versprochen – den Text geschrieben über unseren Besuch bei dem Instrumentenbauer Taso ganz bei euch in der Nähe. Ich hoffe, er gefällt euch.
So klingt Kreta – Ein Leben für die Musik
Durch Zufall haben wir letztes Jahr Taso kennengelernt. Ein sympathischer Grieche, der sein Leben der Musik verschrieben hat. Nicht das Musizieren selbst fasziniert ihn, sondern das Bauen von Musikinstrumenten. Wenn er Holz zum Klingen bringt, leuchten seine Augen. Im Mai haben wir uns wieder auf Kreta getroffen.
Von Paleochora kommend fahren wir Richtung Nord-West in die Berge. Die Straßen werden enger, der Trubel von Paleochora liegt bald hinter uns. Wir haben uns mit Taso verabredet. Seit unserem letzten Besuch hat er sein Atelier in Chania aufgegeben und ist wieder zurück in sein Heimatdorf gezogen. Es ist tief in der malerischen Abgeschiedenheit versteckt. Die kaum 25 Kilometer von Paleochora erscheinen uns unendlich weit. Am Wegesrand stehen unzählige alte, prachtvolle Olivenbäume.
Wir halten ihre Existenz mit unseren Kameras fest, schließlich sind wir immer mit unseren Kameras auf der Suche nach neuen Motiven, Vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung unseres Buches „Im Schatten des Olivenbaums – Griechische Sehnsuchtsorte“. Ich bin mir sicher, der eine oder andere Baum könnte gut mit den beschilderten, jahrtausendealten Vorzeige-Olivenbäumen Kretas mithalten. Aber hierher haben sich wohl bisher nur wenige Abenteurer und Forscher verirrt.
Endlich erreichen wir das kleine Dorf und finden leicht das Haus von Tasso. Sein „Wurzel-Holz-Pferd“, welches schon in Chania vor seinem Atelier stand, sagt uns: Wir sind angekommen. Die Begrüßung ist herzlich. Wie so oft beglückt und beschämt uns die Gastfreundschaft der Kreter. Taso heißt eigentlich Anastasios Potamitis, ist Mitte vierzig und seine Hündin Lisa begleitet ihn auf Schritt und Tritt.
Seine Mutter bringt Kekse, frische Früchte aus dem Garten, Wasser und einen heißen griechischen Kaffee. Zu viert sitzen wir auf der Terrasse, reden mit Händen und Füßen, genießen den Moment, die wunderschöne Aussicht und den Frieden dieses Ortes.
Dann führt uns Taso in seine Werkstatt. Sie ist nicht groß, aber scheint genug Platz für alle nötigen Werkzeuge und Materialien zu bieten. Der Raum zeugt von viel handwerklicher Kreativität und einer großen Liebe und Leidenschaft für die kleinen Dinge des Lebens. Wie so oft an kreativen Schaffens-Orten, ist auch hier für Außenstehende nicht auf Anhieb zu erkennen, welches ausgeklügelte Ordnungs-System sich hinter dem optischen Chaos verbirgt. Aber man spürt sofort: hier ist schon viel gearbeitet, gelebt und erschaffen worden.
Taso erklärt uns anschaulich und mit viel Geduld die unzähligen Arbeitsschritte, bis aus einem Stück Holz ein Instrument wird. Alles ist Handarbeit. Das Formen und Aushöhlen des Körpers erscheint uns die schwierigste Arbeit. „Wann weißt du, wann es genug ist?“, frage ich. „Wenn es gut klingt“, sagt Taso, „… Ich höre es.“ Wahnsinn!
Seit gut 20 Jahren baut der charismatische, stille Grieche nun schon Instrumente. Er hat sich alles selbst beigebracht, viel studiert über die unterschiedlichen Holzarten, die Entstehung des richtigen Klangs und die Geschichte der Instrumente. Er liebt das, was er tut, das merkt man. Früher habe er ganz unterschiedliche Saiteninstrumente gebaut, nun hat er sich auf die Lyra und die Mandoline spezialisiert. Seine Instrumente sind weltweit begehrt, er verkauft sie bis nach Amerika, in ganz Europa und auch nach Israel.
„Wenn jemand zufrieden ist, dann empfiehlt er mich weiter“, erzählt Taso. So kann auf eine Einzelbestellung schon mal der Auftrag für ein kleines Ensemble folgen. Trotz allem zeugen seine moderaten Preise von großer Leidenschaft und Bescheidenheit. Mit 27 Jahren hat er sein erstes Instrument gebaut, seitdem hat er 454 Mal die Saiten zum Klingen gebracht. Und er hat noch viel vor…
Ganz beseelt treten wir wieder hinaus auf den Hof. „I am not creator of instruments, I am creator of sound“ – sagt der herzlich-charmante Grieche mit seiner ruhigen, bescheidenen Art. Ich weiß genau: Wir kommen wieder. Und das nächste Mal nehme ich meine Nichte mit nach Kreta, sie spielt leidenschaftlich Mandoline und Taso soll ihr ein ganz persönliches Instrument bauen.
Mein Tipp an alle: Wenn ihr Musikinstrumente und Kreta liebt, solltet ihr Taso unbedingt irgendwann einen Besuch abstatten. Er ist leicht zu kontaktieren auf Instagram unter @tasos_potamitis. Lasst euch verzaubern von der handwerklichen Kunstfertigkeit des Instrumentenbauers, dem Klang und der Atmosphäre des Ortes und dem kretischen Lebensgefühl. … und vielleicht erzählt euch Taso dann auch von seinen Plänen und wie es bei ihm angefangen hat mit der Liebe … zu den Instrumenten.
Daniela und Wolfgang Wehrmeier haben ihre ganze Leidenschaft für Griechenland und Kreta in einen Fotobildband gepackt. Das wunderschöne Buch ist zu beziehen über WIWLIO Verlag,
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