So schützen Sie Ihre digitale Identität (ohne zu einem paranoiden Einsiedler zu werden)

Kreta: Die sonnenverwöhnten Strände. Die glänzenden Oliven. Der Duft von Thymian in der Brise. Und das WLAN? Überraschend stabil. Ganz gleich, ob Sie Urlaub in Chania machen, über Remote-Arbeit in einer Villa am Meer nachdenken oder Ihr Leben von Berlin nach Heraklion verlegen möchten – eines ist unverzichtbar: der Schutz Ihrer digitalen Identität. Denn egal, wie entspannend der Ouzo auch sein mag, ein gehacktes Bankkonto gehört niemals zum Inselleben. Wie können Sie also Ihre Online-Identität in einer Welt voller digitaler Taschendiebe schützen?

Identitätsdiebstahl macht keinen Urlaub

Wenn Deutsche an digitale Sicherheit denken, stellen sie sich oft ernsthafte Hacker in dunklen Räumen vor – wahrscheinlich irgendwo in Osteuropa –, die wild auf matrixartigen Terminals tippen. In Wirklichkeit ist es oft weniger dramatisch. Manchmal ist es nur ein gefälschter WLAN-Hotspot in einem charmanten griechischen Café.

Ein Beispiel gefällig? Eleni aus Rethymno. Sie betreibt eine kleine, urige Pension und liebt ihre Gäste. Letztes Jahr loggte sich einer von ihnen – ein versierter Webdesigner aus Hamburg – in das ein, was er für das Gäste-WLAN hielt. Es hieß „CretanSun-Free“. Das klang so ähnlich wie das echte „Cretan_Sun_WiFi“, dass er nicht weiter darüber nachdachte. Leider war es eine Falle. Jemand im Café gegenüber hatte einen gefälschten Hotspot eingerichtet. Eine Woche später hatte ein armer deutscher Tourist mit leeren Konten, einem gestohlenen PayPal-Login und einigen sehr verwirrenden Bestellungen aus Weißrussland zu kämpfen. Kann man sich fast nicht ausdenken. 

Die Lektion? Überprüfen Sie immer das WLAN-Netzwerk. Besser noch: Verwenden Sie ein VPN und teilen Sie keine persönliche Daten. Deutsche lieben klare Regeln – betrachten Sie VPNs als die Ordnung des Internets.

Apropos Deutschland: Das Land ist bekannt für sein hohes Datenschutzbewusstsein. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt die Bürger regelmäßig vor Phishing-Betrug und schlechten Passwortgewohnheiten. Dennoch gab es 2024 einen starken Anstieg digitaler Identitätsbetrugsfälle – meist durch gefälschte Bank-E-Mails und clever getarnte Websites. Selbst in einem Land mit Datenschutzgesetzen und einer effizienten Bürokratie passieren also Fehler.

Und in Griechenland? Laut der griechischen Cybercrime-Abteilung gab es in der jüngeren Vergangenheit eine Welle von Betrugsfällen, die sich gegen Touristen richteten. Ein beliebter Trick: gefälschte Mietangebote auf griechischen Inseln wie Kreta. Die Betrüger verlangten Anzahlungen über dubiose Zahlungs-Apps. Einige waren so überzeugend, dass sogar ein erfahrener Rentner aus München darauf hereinfiel und 2.000 Euro für einen „luxuriösen Strandbungalow“ verlor, der gar nicht existierte.

Die griechische Art: Sonnenschein, langsames Leben und smarteres Surfen

Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Die Insel ist ohne Übertreibung ein Paradies für digitale Nomaden. Sie genießen herzliche Gastfreundschaft, niedrige Lebenshaltungskosten und einige der frischesten Lebensmittel, die Sie je probieren werden – ohne auf Glasfaser-Internet verzichten zu müssen (zumindest in den Städten).

Aber Griechenland hat, wie viele Länder Südeuropas, in einigen Bereichen der Cybersicherheit noch Nachholbedarf. Kleinere Unternehmen, insbesondere im Tourismussektor, verwenden selten verschlüsselte Systeme. Wenn Sie Ihre Bergunterkunft über Airbnb bei einem Mann namens Nikos buchen, der nur Western Union akzeptiert, halten Sie inne. Atmen Sie tief durch. Und führen Sie vielleicht eine Bildersuche für das traumhafte Foto durch, das er Ihnen geschickt hat.

Sie leben oder arbeiten remote auf Kreta? Hier ist ein wichtiger Tipp: Richten Sie für alles eine Zwei-Faktor-Authentifizierung ein. Von Ihrem griechischen E-Banking-Login bis zu Ihrem deutschen Krankenkassenportal. Warum? Ganz einfach: weil ein Passwort allein ungefähr so sicher ist wie ein nasses Tsoureki. Zwei-Faktor-Authentifizierung ist Ihr digitales Schloss und Ihre Schlüssel. Und nichts davon wollen Sie verlieren, besonders nicht im Urlaub. Es sei denn, die deutsche Botschaft in Athen steht auf Ihrer Reiseliste. 

Ein weiterer Tipp von der Universität Heraklion auf Kreta: Die dortige Forschungsabteilung für Cybersicherheit hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Phishing-Angriffe eine Erfolgsquote von 70 % haben, wenn die E-Mail schlecht übersetzt ist – aber eine Fehlerquote von 90 %, wenn die Grammatik stimmt. Übersetzung: Wenn eine E-Mail von der „Alpha Bank“ aussieht, als wäre sie von einem betrunkenen Oktopus geschrieben worden, löschen Sie sie.

Seien Sie klug. Seien Sie Kreter. Seien Sie misstrauisch

Sie müssen kein Technikgenie sein, um Ihre digitale Identität zu schützen. Sie brauchen nur ein wenig Skepsis und ein paar gute Gewohnheiten. Verwenden Sie verschlüsselte Messaging-Apps. Verwenden Sie Passwörter nicht mehrfach. Klicken Sie nicht auf Links in E-Mails, es sei denn, Ihre Großmutter hat sie Ihnen geschickt (und selbst dann sollten Sie noch einmal nachprüfen).

Ein deutsches Ehepaar, das sich frühzeitig auf das Lassithi-Plateau zurückgezogen hat, schwört auf eine Regel: „Wir behandeln unser digitales Leben wie unseren Garten – tägliche Pflege und saisonales Beschneiden.“ Alle paar Monate ändern sie ihre Passwörter, löschen alte Konten und überprüfen App-Berechtigungen. Sie wurden noch nie gehackt, und ihre Tomaten gedeihen prächtig.

Digitale Hygiene muss die Stimmung nicht trüben. Tatsächlich passt sie gut zum kretischen Lebensstil. Gehen Sie langsamer vor. Überlegen Sie, bevor Sie klicken. Stellen Sie Fragen. Seien Sie ein wenig vorsichtig, auch wenn der Raki fließt.

Kreta bietet Ihnen Sonne, Meer und Ruhe – aber Ihre Firewalls müssen Sie selbst mitbringen.

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