Sonnenuntergang auf der Burg Selino: die Geschichte der heutigen Ruinen.

Zu dem malerischen Stadtbild von Paleochora zählt neben weitläufigen Stränden, zahlreichen Tavernen und beeindruckenden Bergen auch das Castel Selino. Im Zentrum der Stadt ragen die alten Mauern empor und bieten einen eindrucksvollen Ausblick auf die umliegende Landschaft. Besucher kommen hierher, um die einzigartige Atmosphäre wahrzunehmen. Doch welche Geschichte steckt eigentlich hinter den Ruinen?

Das Castel Selino ist eine venezianische Festung aus dem 13. Jahrhundert, die auf einem natürlich befestigten Hügel in einer Höhe von etwa 500 Metern erbaut wurde.

Auf Befehl des kretischen Herzogs Marino Gradonigo wurde die Burg im Jahr 1279 als Reaktion auf die Revolution von Chortatzis errichtet. Damit zählt sie zu den ältesten Festungen Kretas. Ihr Hauptzweck war es, die venezianische Herrschaft, die von 1204 bis 1669 andauerte, zu festigen und die strategisch wichtigen Seewege in Richtung Nordafrika zu kontrollieren.

Die fast quadratische Anlage mit einer Seitenlänge von rund 200 Metern besaß einen Wall von 9 Metern Höhe sowie zwei Türme im Süden und zwei Türme im Norden. Zudem verfügte die Anlage im Inneren über Wohnhäuser, eine kleine Kapelle, Wassertanks und Beamtenhäuser.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich rund um die Burg eine Siedlung, die als Vorläuferin des heutigen Paleochora gilt.

1332 besetzte Vardis Kallergis im Zuge einer Revolution die Gebäude. Der Castellan Ermolao Velenio sowie dessen Familie wurden ermordet. Kallergis selbst, der einer der einflussreichsten Familien Kretas angehörte, wurde später hingerichtet und sein Kopf an den Herzog geschickt. Ihm treu ergebene Rebellen eroberten die Festung und brannten sie nieder.

Doch nur zwei Jahre später, im Jahr 1334, richteten Venezianern die Ruinen neu auf. 1539 gelang es dem berüchtigten Piraten Hayreddin Barbarossa, das Haupttor zu zerstören und in die Festung einzudringen.

Ende des sechzehnten Jahrhunderts ließ der venezianische Gouverneur von Chania, Benetto Dolfin, das Castel Selino renovieren.

Doch letztlich wurde sie wegen des Schadens durch Erdbeben und Regen im Jahr 1653 aufgegeben.

Acht Jahre nach Besetzung von Chania durch die Osmanen belagerten die neuen Herrscher die Burg und beanspruchten sie für sich. Sie rissen einige der alten Mauern nieder, um schließlich neue zu errichten.  Die jüngsten Bauarbeiten sind im Jahr 1867 verzeichnet. Die meisten Ruinen, die heutzutage zu sehen sind, stammen von den Osmanen.

In den 1940er Jahren wurde das Castel Selino zum Denkmal ernannt.

Im gleichen Jahrzehnt stationierten sich deutsche Truppen im Zuge des Zweiten Weltkriegs in der Anlage. Während der gesamten Besatzungszeit der Deutschen verließen sie diesen Standort nicht. Die Alliierten unterstützen die Kreter bei ihrem Widerstand gegen die Besatzung.

Die Burg trägt ihren Namen aufgrund der heimischen Pflanze „Selino“ (deutsch = Sellerie). Auch heute noch ist sie Namensgeber für die Region.

Unser Tipp: Genießen Sie einen wunderschönen Sonnenaufgang und -untergang auf der Burg. In der Dämmerung erscheinen die Ruinen besonders magisch und bieten einen atemberaubenden Ausblick auf das Meer und die Stadt.

Anna Kauber Birkelbach, Marie Busold, Marie Boms

Ein Kommentar

  1. Sehr schöner Bericht. Wer diese Wanderung noch weiter ausdehnen möchte, lässt sich nach Azogirez (Taxi) hochfahren, kehrt in Lucky‘s Taverne ein und beginnt dann die Wanderung talwärts. Die Ausblicke auf das Tal und das Meer sind wunderschön. Es dauert ca 1,5 Stunden länger. Wenn Management 14:00 Uhr in Anidri ankommt, gibt es auch extrem leckeres Essen im alten Schulhaus. Einen Besuch ist auch die winzig kleine Kirche direkt unterhalb wert.
    Ich habe diese Wanderung schon mehrfach gemacht, interessant sind die stetigen Veränderungen des Flussbetts, in dem man wandert.
    Jochen

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