Streik – Kein Schiff wird kommen

Ein Streik der Seeleute legt seit Tagen die griechische Fähren lahm – das führt zu Versorgungsengpässe auf vielen Inseln.

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Große Klappe, nichts dahinter: Die Fähren liegen still.
Foto: rtr

Verkehrs-Notstand in Griechenland: Seit fünf Tagen liegen die Fährschiffe, die Hunderte Inseln mit dem Festland verbinden, vertäut in den Häfen – die Seeleute streiken. Und ein Ende des Ausstandes ist nicht in Sicht: Eigentlich sollte der Streik am Sonntagmorgen um sechs Uhr zu Ende gehen. Jetzt droht die kommunistisch kontrollierte Matrosen-Gewerkschaft PNO damit, den Arbeitskampf auch kommende Woche fortzusetzen. Mit dem Ausstand protestieren die Seeleute gegen die Sparpolitik der sozialistischen Regierung. Die Gewerkschaften wollen höhere Löhne durchsetzen.

Der Streik hat auf vielen Inseln bereits zu Versorgungsengpässen geführt. Die Regale in den Supermärkten leeren sich zusehends, weil der Nachschub vom Festland ausbleibt. Während die größeren Inseln wenigstens per Flugzeug Verbindung zum Festland haben, sind die kleineren Inseln bereits seit Dienstag praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.

Katastrophale Folgen hat der Streik vor allem für die Landwirte auf den Inseln, die ihre Produkte nicht zum Festland liefern können. Tonnenweise müssen die Bauern auf Inseln wie Kreta und Naxos inzwischen Gemüse und Früchte auf die Müllhalden kippen, weil sie keine Transportmöglichkeiten haben. „Von Tag zu Tag verschlimmert sich die Lage“, sagt Stathis Kornaros, der Vorsitzende der Landwirtschaftsgenossenschaft von Lassithi auf Kreta. „Wir können wegen des Streiks unsere Lieferverträge mit den ausländischen Abnehmern nicht erfüllen. Deshalb haben wir nicht nur Einnahmeausfälle, uns drohen auch horrende Konventionalstrafen.“

Auch den Reedereien, die wegen der schweren Wirtschaftskrise ohnehin Probleme haben, setzt der Streik zu: „Immer mehr Schifffahrtsunternehmen droht die Insolvenz“, warnt der Präsident des Reederverbandes EEN, Apostolos Ventouris. „Wenn die Banken nicht mit Krediten helfen würden, wären die meisten Unternehmen längst pleite.“

Quelle:  Gerd Höhler, 26.11.10, Frankfurter Rundschau.